
BVB-Torschützen unter sich: Anthony Modeste (r.) und Youssoufa Moukoko. © imago / Uwe Kraft
Last-Minute-Tor gegen Bayern: BVB-Neuzugang Modeste antwortet seinen Kritikern
Borussia Dortmund
Anthony Modeste beendet seine wochenlange Torflaute gegen die Bayern auf die emotionalste Weise. Damit antwortet der BVB-Neuzugang auch seinen Kritikern.
Er habe, das hat Anthony Modeste nach seiner Verpflichtung gesagt, sich das nicht lange überlegen müssen mit dem Angebot des BVB. Champions League hatte der Stürmer zuvor noch nicht gespielt, bei einem Großklub wie Borussia Dortmund stand er auch noch nicht unter Vertrag. Im Herbst seiner Karriere wollte er sich noch einige Erlebnisse verschaffen, auf die man dann später vielleicht mit Stolz zurückblicken kann.
BVB-Neuzugang Modeste trifft im wichtigsten Spiel des Jahres
Und natürlich hat Modeste davon gesprochen, wie besonders Spiele im Signal Iduna Park sind, wenn die Gelbe Wand einen nicht auspfeift, sondern wie ein Mann hinter einem steht. Nicht im Ansatz aber konnte sich Modeste damals ausmalen, wie es dann in der Realität ist, wenn einem als Stürmer ein extrem wichtiges Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit gelingt. Und dann auch noch gegen die Bayern.
Vom mehr und mehr kritisch beäugten Haler-Ersatzmann, schon als Fehleinkauf betitelt, zum Helden im sportlich wichtigsten Spiel des Jahres, dauerte es für Anthony Modeste am Samstag exakt elf Minuten. In Schockstarre drohten die 24.000 auf der gewaltigen Südtribüne zu verfallen, als Modeste in der 84. Minute vier Meter vor dem Bayern-Tor den Ball nicht richtig traf.
BVB gegen Bayern: Schlotterbeck schlägt perfekte Fanke auf Modeste
Eine XXL-Chance war das, besser hätte Karim Adeyemi die Flanke nicht vors Tor bringen können, Schärfe und Timing der flachen Hereingabe passten. Doch Modeste schoss sich mit dem rechten Bein den Ball vor den linken Fuß und blieb, das gab der Szene endgültig einen Slapstick-Charakter, dann auch noch im Münchner Tornetz hängen. Ein kollektives Aufstöhnen folgte, die Großchance auf das 2:2 war tatsächlich noch gekommen, aber sie verpuffte.
Aber das ist Fußball. Eben noch der verzweifelte Depp, elf Minuten später ein gefeierter Held. Dass Nico Schlotterbeck den langen Ball von Adeymi in den Strafraum überhaupt noch vor der Torauslinie der Bayern retten konnte, sichert ihm einen Löwenanteil an diesem Tor, mit einer beherzten Grätsche sicherte der Innenverteidiger nicht nur die Kugel, sondern lupfte sie dann auch noch perfekt an den zweiten Pfosten. Dort stand völlig frei: Anthony Modeste. Und vielleicht fiel es ihm auch deshalb leichter, den Ball über die Linie zu drücken, weil er hoch zu ihm flog, nicht flach. Mit dem Kopf hat der 34-Jährige schon viele Treffer erzielt, dieser dürfte einer der wichtigsten sein.
Der BVB-Integrationsprozess von Anthony Modeste dauert an
Und einer, der süß schmeckt. Denn er beruhigt zunächst einmal die Kritik an seiner Person, die aufgeflammt war, weil es Modeste im ersten Saisondrittel bislang nicht geschafft hat, im Akklimatisierungsprozess an seine neuen Mitspieler entscheidend voranzukommen. Was allerdings auch umgekehrt gilt: Wie seine Stärken im Dortmunder System am besten zur Geltung kommen können, haben seine Mitspieler nur Ansatzweise verinnerlicht.
Zunächst einmal aber durfte sich der baumlange Angreifer feiern lassen. „Modeste, Modeste“-Rufe hallten von den Rängen, und als sich die Mannschaft vor der Süd feiern ließ für eine Aufholjagd, die man ihr in der 70. Minute nicht mehr zugetraut hatte, schubste ihn Niklas Süle aus der großen Gruppe nach vorne. Dieser Moment sollte ihm gehören.
BVB-Stürmer Modeste: „Sie sollen öfter flanken“
Sah man Anthony Modeste in den vergangenen Wochen eher in sich gekehrt und grübelnd ob der Torflaute und des schleppenden Integrationsprozesses, war die Laune nach dieser Partie blendend. Er habe sich in dieser Woche bei seinen Kollegen beschwert, gab er bei Sky zu Gehör. „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen öfter flanken.“ Gesagt, getan.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
