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Jung und etabliert: Wie Jude Bellingham beim BVB für Begeisterung sorgt
Borussia Dortmund
Der erst 17-jährige Jude Bellingham hat sich binnen weniger Monate zum Leistungsträger bei Borussia Dortmund gemausert. Ein Kollege gerät regelrecht ins Schwärmen.
Sein erstes Bundesliga-Tor vereitelte Berlins Rune Jarstein mit einem Wahnsinnsreflex. Gegen die Laufrichtung des Berliner Torhüters hatte Jude Bellingham den Ball platziert, mit der Seite halbhoch in Richtung Tor der Hertha. Die linke Hand des norwegischen Torhüters aber schnellte hoch, wehrte den Ball ab – und Bellingham raufte sich enttäuscht die Haare. Es bleibt vorerst bei dem einen Pflichtspieltreffer des 17-Jährigen, den er gleich in seinem ersten offiziellen BVB-Spiel erzielte, als er beim Pokalspiel in Duisburg zum zwischenzeitlichen 2:0 traf.
Jude Bellingham hat die Skepsis bei Borussia Dortmund schnell zerstreuen können
Im Spiel gegen die Hertha blieb Jarsteins tolle Parade das einzige persönliche Negativerlebnis für Jude Bellingham (RN-Note: 3,0). Seine Präsenz, seine deutlich zu erkennende gute Auffassungsgabe, sein läuferischer und auch sein kämpferischer Einsatz stimmten beim jungen Engländer einmal mehr. Gab es nach seiner Verpflichtung leise Stimmen, die im Sommer noch anmerkten, dass 25 Millionen Euro Ablöse für ein Talent aus der zweiten englischen Liga doch ein ziemlich hoher Preis und eventuell ein Wagnis seien, hat Jude Bellingham diese Skepsis schnell zerstreuen können.
Viel deutet momentan darauf hin, dass die Scouting-Abteilung der Borussia mal wieder ganze Arbeit geleistet hat. Bellinghams Marktwert ist nach nur neun Monaten in Dortmund in die Höhe geschnellt und liegt nach Einschätzung des Branchenportals „Transfermarkt.de“ nun bei 35 Millionen Euro. Das liegt natürlich an seinen zumeist sehr ansprechenden Leistungen. Nicht immer ist Bellingham auf dem Rasen für jedermann eine auffällige Erscheinung, sein Wert für die Mannschaft aber ist schon jetzt beachtlich. Und das lässt sich auch an den Zahlen ablesen.

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Bellingham hat nur vier Pflichtspiele verpasst, aber er stand bei seinen bislang 34 Saisoneinsätzen schon 22 Mal in der BVB-Startelf, darunter in sechs der acht Partien in der Champions League. Beachtliche Werte angesichts der großen Konkurrenz im defensiven Mittelfeld der Borussia.
BVB-Profi Bellingham hat den Sprung aus der englischen zweiten Liga problemlos bewältigt
Den Sprung aus dem englischen „Unterhaus“ hat er erstaunlich schnell und weitgehend problemlos bewältigt. Das Stahlbad in der Championship mit einer Unmenge an Pflichtspielen und einer physisch sehr anspruchsvollen Spielweise hat ihm als gute Grundlage gedient. Für einen Spieler seines Alters ist er robust im Zweikampf und kann auch einstecken – vor allem aber verliert Jude Bellingham mit dem Ball am Fuß auch in Bedrängnis selten den Überblick.
Nicht selten ist es die Ballaktion, die dem direkten Tor-Assist vorausgeht, die vom Engländer initiiert wird. Die Lorbeeren kassieren dann andere, Bellinghams Einfluss aber wird von allen wichtigen Personen beim BVB stets betont: „Seine Präsenz ist beeindruckend“, sagt auch Sportdirektor Michael Zorc. „Er muss zwar auch noch viel lernen, aber macht schon sehr viel richtig. Zwischen den Strafräumen ist er quasi überall zu finden, das zeichnet ihn aus.“
Jude Bellingham ist der zweitjüngste Spieler im BVB-Kader
Wenn Bellingham, wie am vergangenen Dienstag nach dem Spiel gegen Sevilla, von seiner Mutter vom Stadion abgeholt wird, während die meisten Kollegen sich in die eigenen Autos setzen und auf den Heimweg machen, wird man daran erinnert, dass dieser Spieler immer noch erst 17 Jahre jung ist – und der zweitjüngste Spieler im Kader nach Youssoufa Moukoko. Bei den Kollegen aber ist er bereits voll akzeptiert.
Axel Witsel, auch noch ein direkter Positionskonkurrent, geriet im großen Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten gar ins Schwärmen, als er über Jude Bellingham sprach. Er „liebe“ Bellinghams Stil, Fußball zu spielen, meinte Witsel kürzlich, „in dem Alter war ich wie er.“ Witsel lobt dabei die Bereitschaft Bellinghams, von den erfahrenen Mitspielern zu lernen – das sei eine Grundvoraussetzung, um ähnlich erfolgreich zu werden.
BVB-Youngster Bellingham darf auf Europameisterschaft hoffen
Bislang verläuft alles nach Plan für Jude Bellingham. Borussia Dortmund entpuppt sich wie erhofft als eine optimale nächste Karriere-Station, die Belohnung für seine kontinuierliche Weiterentwicklung erfolgte im Spätherbst, als ihn Teammanager Gareth Southgate im Alter von 17 Jahren, vier Monaten und 14 Tagen in der Freundschaftspartie gegen Irland (3:0) zum A-Nationalspieler machte. Nicht ausgeschlossen, dass er im Sommer dann sogar bei der Europameisterschaft vorspielen darf. Seinen 18. Geburtstag würde er dann im Kollegenkreis feiern.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
