Hertha-Trainer Labbadia: „Der BVB hat eine sehr ausgewogene Mannschaft“

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Hertha-Trainer Labbadia: „Der BVB hat eine sehr ausgewogene Mannschaft“

rnInterview

Mit Hertha BSC peilt Bruno Labbadia die internationalen Plätze an - doch der Saisonstart lief durchwachsen. Im Interview spricht Berlins Trainer über die Gründe, BVB-Stärken und Geisterspiele.

Berlin / Dortmund

, 21.11.2020, 07:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nach sieben Spieltagen haben die Berliner erst sieben Punkte auf dem Konto, der Trend geht nach dem 3:0 beim FC Augsburg aber nach oben. Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund (Samstag, 20.30 Uhr, live bei DAZN) spricht Hertha-Trainer Bruno Labbadia im Interview über den personellen Umbruch, die Stärken von Borussia Dortmund und die Auswirkungen der Geisterspiele.


Herr Labbadia, hinter Hertha BSC liegt ein durchwachsener Saisonstart. Empfinden Sie es aufgrund der Corona-Umstände als schwieriger im Vergleich zur Vergangenheit, Spieler wieder in die Spur zu bekommen?
Wir sind nach 14 Abgängen und acht Zugängen im Sommer mittendrin, eine Mannschaft neu zu entwickeln und eine neue Achse zu bilden. Durch die häufigen Länderspielpausen und die Umstände durch Corona ist das sicher eine noch größere Herausforderung, aber wir sind auf dem richtigen Weg.

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Wie stehen Sie zu der Theorie, dass die sportlich generell als stärker eingestuften Mannschaften ohne Zuschauer grundsätzlich einen Vorteil haben?

Das ist schwierig zu sagen. Ohne Zuschauer und ohne die Emotionen von außen zu spielen, hat sicher in einigen Bereichen Einfluss auf den Spielverlauf oder das Verhalten auf dem Platz. Uns allen fehlen die Zuschauer, auch wenn der Einfluss von Verein zu Verein oder Stadion zu Stadion etwas variiert. Schaut man auf die Anzahl der Platzverweise der laufenden Saison bisher, dann sieht man, dass es seit Einführung der Gelb-Roten Karte noch nie so wenig Platzverweise an den ersten sieben Spieltage gab. Daraus könnte man schließen, dass weniger Emotionalität von außen Einfluss auf das Verhalten der Spieler haben könnte. In den neun Spielen nach dem Re-Start in der vergangenen Saison war zum Beispiel statistisch klar zu sehen, dass es deutlich weniger Heimsiege gab. In den bisherigen sieben Spieltagen, also den 63 Spielen der aktuellen Saison aber gab es mit 23 genauso viele wie an den ersten sieben Spieltagen der vergangenen Saison, die mit Zuschauern stattfanden. Daraus könnte man schließen, dass sich alle an diese neue Situation etwas gewöhnt haben.


Haben Sie Ihre Art, während des Spiels verbal Einfluss zu nehmen, der Situation angepasst oder hat sich Ihr Stil nicht verändert?

Mein Stil an der Außenlinie ist grundsätzlich unverändert. Aber was ich merke ist zum einen, dass ich derzeit nicht nur von den Spielern, die direkt vor der Bank spielen, gehört werde, sondern auch von denen, die weiter entfernt sind. Das hilft natürlich. Zum anderen versuchen wir insgesamt, von der Bank mehr Emotionalität auf die Spieler zu übertragen, da das Pushen durch die Fans eben fehlt.

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Welche Bedeutung messen Sie der Partie gegen Dortmund bei?

Wir freuen uns auf dieses Spiel und werden alles daran setzen, unsere seit einigen Wochen gute Entwicklung auch in diesem Spiel fortzusetzen. Die Mannschaft wächst immer mehr zusammen und da helfen positive Erfahrungen, Leistungen und Ergebnisse, den Prozess, in dem wir uns befinden, schneller voranzubringen.


Borussia Dortmund präsentiert sich in dieser Saison weniger spielfreudig, dafür defensiv stabiler. Muss man gegen den nun BVB anders austreten?

Das sehe ich nicht so. Defensive Stabilität ist eine wesentliche Grundlage für Borussia Dortmund im Kampf um die Meisterschaft. Und die Offensivqualitäten von beispielsweise Marco Reus, Erling Haaland oder Jadon Sancho sind wohl unbestritten. Der BVB hat eine sehr ausgewogene Mannschaft mit hoher individueller Klasse auf allen Positionen.


Wären Sie als Außenseiter bereits mit einem Unentschieden zufrieden? Oder wäre das der falsche Ansatz?

Ich bin weder als Spieler noch als Trainer jemals in ein Spiel gegangen, ohne es gewinnen zu wollen. Das wird auch so bleiben.

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Was muss bei Ihrer Mannschaft am Samstag besonders gut funktionieren, damit Hertha BSC den Platz als Sieger verlässt?

Wir müssen vor allem als Team so geschlossen auftreten, wie wir das in den vergangenen Wochen getan haben und unsere Qualitäten auf den Platz bringen. Dann bin ich mir sicher, dass es ein sehr interessantes Spiel wird.