Die Szene tat schon beim Zuschauen weh, als BVB-Linksverteidiger Daniel Svensson zu Boden ging. 80 Minuten waren gespielt im Champions-League-Achtelfinale, da stieg Lilles Angreifer Benjamin Andre dem jungen Schweden mit den Stollen voran von hinten in die Beine, traf ihn zwischen Wade und Achillessehne. Svensson knickte aufgrund des heftigen Treffers ein, das linke Knie gab unter dem Impuls nach. Man musste kein geübter Lippenleser sein, um dem 23-Jährigen das „F…“-Wort brüllen zu sehen, während er sich das Bein hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht. Emre Can und Nico Schlotterbeck winkten eilig die medizinische Abteilung herbei.
Knieverletzung bei BVB-Verteidiger Svensson
Mannschaftsarzt Dr. Markus Braun und Physiotherapeut Bjarne Bürgel stützten Svensson, der nach der unumgänglichen Auswechslung kaum auftreten konnte, aber den weiten Weg von der Seitenlinie an der Westtribüne in die Kabine antreten musste. Dick bandagiert und kaum gehfähig humpelte der Verteidiger kurz nach Abpfiff aus den Katakomben.
„Daniel ist bei der Aktion mit dem Knie umgeknickt. Wir müssen abwarten, wie sich das jetzt entwickelt“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Auch Niko Kovac konnte keine Entwarnung geben. „Es geht Daniel soweit okay. Wir müssen schauen, was die Untersuchungen ergeben“, erklärte der Trainer. Svensson hatte für die Partie gegen Lille überraschend den Vorzug vor Ramy Bensebaini bekommen und erledigte seine Aufgabe bis zu seiner Auswechslung sehr ordentlich (RN-Note 3,0). „Er ist ein guter Junge“, betonte Schlotterbeck, der die besten Wünsche hinterherschickte.
BVB-Verteidiger Svensson droht Zwangspause
Svensson hatte der BVB erst Anfang Februar vom FC Nordsjaelland ausgeliehen, um die große Kaderlücke auf der Linksverteidiger-Position auszufüllen. Ein längerer Ausfall wäre bitter für den Schweden und für die Mannschaft.
Den möglichen Platzverweis (Kovac: „Meines Erachtens ist das eine Rote Karte“) gab es übrigens nicht. Schiedsrichter Jose Maria Sanchez Martinez hatte die Szene auf dem Feld als nicht rotwürdig eingestuft, der Video-Assistent checkte die Szene – und kam nicht zu dem Entschluss, dass eine grobe Fehlentscheidung vorgelegen habe. Zum Unverständnis von Kehl.
BVB-Sportdirektor Kehl übt Kritik
„Ich habe mit dem Schiedsrichter gesprochen, aber keine Antwort erhalten. Wir haben es so eingeschätzt, dass es überprüft werden müsste“, sagte der BVB-Sportdirektor. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Schiedsrichter es sich noch mal anguckt. So wie die Aktion am Ende war, ist sie auf jeden Fall überprüfenswert vom Schiedsrichter, denn der sollte am Ende die Entscheidung treffen.“ Der spanische Unparteiische ging jedoch nicht in die Review-Area, während Svensson den Untersuchungen am Mittwoch mit ungewissem Ausgang entgegenhumpelte.