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Geisterspiele retten BVB und Co. vor dem Systemabsturz
Kommentar
Die Bundesliga-Zwangspause ist eine unumgängliche Reaktion auf die Coronavirus-Maßnahmen. Geisterspiele retten BVB und Co. vor dem Systemabsturz.
Überdeutlich wurde durch die jüngsten Beschlüsse, wie existenzgefährdend die Lage für nicht wenige Vereine nun binnen kurzer Zeit werden kann. Die Deutsche Fußball Liga zieht bereits alle Register, sogar die Abschaltung des bislang quasi heiligen Lizenzierungsverfahrens, um das Horror-Szenario abzuwenden. Die kollektive Pleite einiger Bundesligisten und Zweitligisten, und damit der Kollaps des Kulturguts Fußballs, soll mit aller Macht verhindert werden.
Auch Dortmund und der FC Bayern hätten hart zu kämpfen
Alarmierend: Vor dem bitteren Aus stehen einige Klubs nicht nur, falls die Saison im schlimmsten Falle abgebrochen werden müsste, sondern auch, wenn die Zwangspause sich bis in den Sommer ziehen sollte. Sogar die an sich rundum gesunden Branchenriesen FC Bayern oder Borussia Dortmund hätten mit einer längeren Pause ohne Einnahmen finanziell extrem hart zu kämpfen. Folgerichtig schießt sich die DFL kompromisslos auf die für sie einzig denkbare Strategie ein, um mit den noch offenen TV-Millionen nichts anders als das nackte Überleben ihrer Mitglieder zu sichern: Geisterspiele ab Mai.
Was Fußballfans vor ein paar Wochen noch angewidert ablehnten, wird jetzt zum einzigen Weg, am Systemabsturz vorbeizusteuern. Dies als Fan zu schlucken und als TV-Kunde mitzutragen wird elementar sein, wenn die Liga und der eigene Herzensverein eine Zukunft haben sollen. Und wenn viele der mehr als 55.000 Arbeitsplätze, die am Profifußball-Business in Deutschland hängen, nicht wegbrechen sollen. Auch hier wird Solidarität gefragt sein.
Der BVB wappnet sich für den Tag X
Für Geisterspiele rüsten sich die Klubs jetzt generalstabsmäßig. Auch in Dortmund. Minimaler Personalaufwand, maximale Hygienevorsorge, schärfste Regeln. Der BVB wappnet sich für den Tag X, wenn der Ball wieder rollen darf. Es ist ein wackliger Plan, der einzig auf einer Hoffnung basiert.
Denn niemand kann garantieren, dass es Anfang Mai wirklich sportlich weitergeht. Oder ob dann sogar noch härtere behördliche Erlasse gelten als heute, weil das Coronavirus in vier Wochen noch nicht ausreichend gebremst ist. Es bleibt eine Zitterpartie, die es im deutschen Fußball in dieser düsteren Dimension noch nie gab.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
