Die Irrfahrt in Schwarzgelb hielt auch nach dem nächsten peinlichen Rückschlag, dem 0:2 im Derby beim VfL Bochum, an. Zuerst fanden weder Borussia Dortmunds Spieler, noch Sportdirektor Sebastian Kehl oder Sport-Geschäftsführer Lars Ricken den Weg zu den Interviews in die kleine Mixed Zone im Ruhrstadion. Niemand mochte sprechen über die erschreckende Darbietung nach dem Doppelschlag des VfL.
BVB gibt ein unprofessionelles Bild ab
Erklären, was kaum zu erklären ist, das macht keinen Spaß. Bei allem Verständnis für die große Enttäuschung, den Frust und die Ratlosigkeit aber war dies schlicht unprofessionell und wirft ein schlechtes Bild auf diesen Kader. Wenn es gut läuft, stellen sich alle gern. Wenn nicht, tauchen alle gern ab. Das galt nach dem Spiel wie während der 90 Minuten. Dabei wäre es genau in dieser Situation wichtig gewesen, Rückgrat zu zeigen.
Trainer Niko Kovac konnte sich nicht drücken. Er musste in die offizielle Pressekonferenz, wo er dann den beschämenden Eindruck dieses Nachmittags noch toppte, als er erklärte, dass da ja am Mittwoch schon das nächste Spiel anstünde. Die Spieler müssten „regenerieren und essen“, erklärte Kovac ihre Abwesenheit. „Aber ich bin ja zum Reden hier, das reicht.“
BVB-Trainer Kovac bemüht Durchhalteparolen
Kovac sprach mit ruhiger und sachlicher Stimme, aber irgendwie fehlten ihm nach dieses zweiten 45 Minuten seiner Mannschaft dennoch die Worte. So ratlos wie der BVB nach dem Slapstick-Gegentor zum 0:2 wirkte der neue Mann auf der Kommandobrücke nach dem Spiel. Wie erschlagen von den Defiziten, die in ihrer Häufung wohl auch bei ihm die Frage aufwerfen, ob dieser Trend überhaupt gestoppt werden kann. Man könne nicht zufrieden sein mit dem zweiten Durchgang, meinte Kovac lahm. Da habe man es nie geschafft, den Gegner unter Druck zu setzen. Man müsse in Ruhe analysieren und weiterarbeiten. Das klang schwer nach Durchhalteparolen, beschrieb vor allem aber auch die große Wucht, mit der die vielen Probleme nun auch den neuen Trainer getroffen haben.
Auch dem VfL Bochum genügten die bekannten Stilmittel, die dieser Dortmunder Mannschaft schon während der gesamten Saison arg zusetzen: eine eklige Spielweise, aggressive Zweikampfführung, hohe Intensität gegen Ball und Gegner. All das mag dieser BVB nicht, dem kann sich diese Mannschaft zu selten erwehren. Körperliche Defizite, die in solchen Partien erschreckend zutage treten, paaren sich mittlerweile mit den psychischen Folgen der Negativserie.
Unruhe rund um den BVB bleibt riesig
Mental ist diese BVB-Mannschaft nicht in der Lage, auf Spielverläufe wie den in Bochum zu reagieren. Das war zuletzt in Kiel schon so, und in vielen Auswärtsspielen der Hinrunde in ähnlicher Art und Weise. Oft reicht ein Gegentor. In Bochum traf der Doppelschlag die Borussia auch doppelt ins Mark. Gefragt wären dann Spieler, die die Ärmel hochkrempeln, die sich wehren, die führen und Mitspieler anleiten, die vielleicht nicht ganz so erfahren sind. Bis auf Emre Can, streckenweise Nico Schlotterbeck und Gregor Kobel im Tor, der den BVB vor Schlimmerem bewahrte, aber tat sich niemand hervor.
Spiele wie das in Bochum gab es zuhauf in dieser Saison. Sie sorgen dafür, dass die Unruhe rund um Borussia Dortmund riesig bleibt und der Schrei nach massiven Veränderungen immer lauter wird. Das ist eine Sache für den Sommer, wenn der nächste Umbruch schon vorprogrammiert ist. Und eine Transferperiode wird kaum ausreichen, um diesen Kader zu erneuern.
Für den BVB geht es nur noch Schadensbegrenzung
Im ersten Schritt aber muss es um Schadensbegrenzung gehen. Der BVB muss die aktuelle Saison irgendwie retten, so gut das überhaupt noch geht. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass die Träume von der Champions League Utopie sind, auch wenn die Konkurrenten immer wieder Steilvorlagen liefern.
Selbst das kleinste internationale Geschäft zu erreichen, wird schwer genug, so lange so viele Klubs vor Dortmund platziert sind. Dass die direkten Tabellennachbarn aus Mönchengladbach, Mainz oder Bremen allesamt nur rund ein Drittel des Geldes an ihre Spieler ausschütten, das Borussia Dortmund in den Kader steckt, spricht dabei Bände. Doch das ist nur eins der vielen Probleme in diesem Klub.