Borussia Dortmund

Für den BVB geht es nach dem 2:4 in Gladbach nur noch um Schadensbegrenzung

Um Wiedergutmachung war Borussia Dortmund in dieser Saison schon viel zu oft bemüht. Nach dem 2:4 bei Borussia Mönchengladbach geht es für den BVB nur noch um Schadensbegrenzung.

Dortmund / Mönchengladbach

, 22.01.2021 / Lesedauer: 4 min

Ein frustrierter BVB-Kapitän nach dem 2:4 in Mönchengladbach: Marco Reus. © imago / Kirchner-Media

Der Auftakt zur Rückrunde stellte für Borussia Dortmund weiß Gott nicht den ersten Neuanfang in dieser Saison dar, die bislang mehr von Enttäuschung als von Jubel geprägt ist. Nach dem 1:2 in Leverkusen am vergangenen Dienstag, der bereits sechsten Niederlage in dieser Bundesliga-Spielzeit, ging es für den BVB am Freitagabend gegen Borussia Mönchengladbach einmal mehr um Wiedergutmachung. Es gelang nicht.

Gladbach bricht über den BVB herein wie eine Flutwelle

BVB-Trainer Edin Terzic hatte im Vorfeld der Partie davon gesprochen, dass sich die Mannschaft in der Analyse des Leverkusen-Spiels einig gewesen sei, „dass es so nicht weitergehen kann“. Und Michael Zorc, der Dortmunder Sportdirektor, hatte eine gute Rückrunde „die Erwartungshaltung an uns alle“ genannt. Dafür sei vor allem eine andere Haltung und Herangehensweise der Spieler auf dem Rasen notwendig. „Solch eine Körpersprache wie über weite Strecken der ersten Hälfte am Dienstagabend ist nicht tolerierbar“, sagte Zorc.

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Doch auf Besserung wartete Zorc zunächst vergeblich: Die richtige Körpersprache zeigte in der Anfangsphase nur die Borussia vom Niederrhein, die in den ersten zehn Minuten über den BVB hereinbrach wie eine Flutwelle. Nach 54 Sekunden lag der Ball zum ersten Mal im Dortmunder Tor, doch Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm Florian Neuhaus‘ Treffer nach Ansicht der Bilder zurück, weil der ehemalige Dortmunder Jonas Hofmann bei der Balleroberung gegen Jude Bellingham zu energisch und mit beiden Armen voraus in den Zweikampf gegangen war.

Dortmund nimmt den Spielbetrieb erst nach 15 Minuten auf

Die Fohlen galoppierten trotzdem weiter munter und unzähmbar nach vorne. Hofmann prüfte Roman Bürki aus der Distanz (7. Minute) - und vier Minuten später klingelte es dann wirklich im Dortmunder Tor. Nico Elvedi, nicht im Abseits und frei wie ein Sonnenschirm im Moskauer Winter, durfte einen Freistoß von Hofmann unbedrängt zur Gladbacher Führung einköpfen (11.).

Borussia Dortmund nahm erst nach Ablauf der akademischen Viertelstunde an dieser Fußballparty teil, dann aber wenigstens richtig. Jadon Sancho passte perfekt auf den durchgestarteten Erling Haaland, der hob den Ball wunderbar ins lange Eck - 1:1 (22.). Und es wurde noch besser: Erst scheiterten Manuel Akanji und Emre Can an Yann Sommer, Lars Stindl und dem Pfosten (26.), dann aber traf Haaland nach erneuter Sancho-Vorarbeit aus der Drehung trocken und humorlos zum 2:1 (28.). Partie gedreht.

Gladbach gegen BVB: Erst trifft Haaland doppelt, dann Elvedi

Die Dortmunder Führung aber hielt nur vier Minuten. Mats Hummels bügelte seinen Fehlpass in der eigenen Hälfte mit einem Foul an Neuhaus aus. Den fälligen Freistoß aus 20 Metern zog Stindl scharf aufs Tor, Bürki sah den Ball spät, ließ trotzdem bestenfalls unglücklich nach vorne abklatschen - und auch Elvedi, hauptberuflich Verteidiger, schnürte einen Doppelpack (32.).

Dass es mit einem 2:2 in die Halbzeitpause ging, lag zum einen an Sancho, der einen perfekten Dortmunder Konter über Julian Brandt und Marco Reus nicht im Tor unterbrachte (39.), zum anderen am Mönchengladbacher Neuhaus, der knapp am BVB-Tor vorbeischlenzte (44.).

Brandt verweigert den Zweikampf gegen Bensebaini

Durchgang zwei begann für Borussia Dortmund mit einem Déjà-vu - und der BVB musste sich die Frage gefallen lassen, worüber er in der Halbzeit eigentlich gesprochen hatte. Denn wieder spielte nach dem Anstoß erst einmal nur Borussia Mönchengladbach, und wieder kassierte der BVB ein schnelles Gegentor. Brandt verweigerte an der Strafraumkante den Defensivzweikampf gegen Ramy Bensebaini, der Algerier traf aus spitzem Winkel sehenswert an Freund und Feind vorbei zur erneuten Gladbacher Führung (49.).

Nur vier Minuten später wäre das Spiel dann beinahe gelaufen gewesen für den BVB. Hofmann setzte Alassane Plea perfekt in Szene, doch der Gladbacher Stürmer schoss frei vor Bürki hauchzart rechts am Dortmunder Tor vorbei (53.).

Das BVB-Minimalziel Champions League ist mehr denn je in Gefahr

Der BVB mühte sich in der Folge um eine weitere Antwort, bis auf zwei Abschlüsse durch Raphael Guerreiro (75.) und Bellingham (76.) sprang allerdings nichts heraus. Und als der eingewechselte Marcus Thuram nach 78 Minuten das dritte Gladbacher Tor des Abends nach einer Standardsituation erzielte und auf 4:2 für die Hausherren stellte, wusste jeder bei Borussia Dortmund, dass es auch am 19. Spieltag in einer Woche gegen den FC Augsburg erneut nur um Wiedergutmachung gehen wird - und dass allmählich auch der Letzte im schwarzgelben Lager verstehen muss, dass es in dieser Spielzeit nur noch um Schadensbegrenzung gehen wird. Das absolute Minimalziel, die Qualifikation für die Champions League, ist seit Freitagabend mehr denn je in Gefahr. Alle werden sich erneut einig sein: So kann es nicht weitergehen.