
© Marvin K. Hoffmann
Und plötzlich brennt der Borsigplatz
Reportage von illegaler Fan-Feier
Die Fans von Borussia Dortmund dürfen den Pokalsieg eigentlich nicht draußen feiern. Einige ziehen trotzdem in den Norden. Plötzlich brennt der Borsigplatz. Unser Autor war hautnah dabei.
„Bitte gehen Sie nach Hause. Das Abbrennen von Pyrotechnik ist verboten“, schallt es über den Borsigplatz. Die Aufforderung der Dortmunder Polizei geht unter zwischen BVB-Gesängen und krachenden Böllern. Zahlreiche Bengalos tauchen die markanten Äste der Platanen rund um den wohl berühmtesten Kreisverkehr der selbsternannten Fußballhauptstadt in ein mattes, rauchiges Rot.
Borussia Dortmund hat gerade zum fünften Mal in seiner Vereinsgeschichte den DFB-Pokal gewonnen. Trotz Ausgangssperre lassen es sich über hundert Fans nicht nehmen, den Triumph an der Wiege des BVB zu feiern.
BVB holt den Pokal gegen Leipzig: Dann brennt der Borsigplatz
Eine halbe bis dreiviertel Stunde zuvor war es noch ruhig im Norden. Das Spiel gegen Leipzig lief noch. Ein Anschlusstreffer von Dani Olmo zum zwischenzeitlichen 1:3 (71.) ließ kurze, kleine Zweifel am sicheren Sieg aufkommen, ehe Erling Haaland kurz vor Abpfiff mit dem 4:1 endgültig alles klarmachte. Dann brannte der Borsigplatz.
Wie das Grollen eines heraufziehenden Sommergewitters nähern sich kurz nach Abpfiff die ersten Fans dem Borsigplatz. Erst gelbe und weiße Lichter zucken in den Seitenstraßen, vereinzelte Böller donnern.
In der Oesterholzstraße taucht wie aus dem Nichts aus nördlicher Richtung eine größere Gruppe auf und stimmt Fangesänge an. Ein Kameramann bekommt non-verbal zu verstehen, dass er die Gruppe nicht filmen soll.
Die Polizei, die nun mit stärkeren Kräften vor Ort ist, kesselt die Fans, die größtenteils der Ultra-Szene angehören, ein. Kurz hat man den Eindruck, die Siegesfeier sei vorbei, ehe sie richtig begonnen hat. Das große Bengalo-Inferno kommt aber erst noch.
DFB-Pokalsieg: BVB-Fans zünden Bengalos auf dem Borsigplatz und verschwinden wieder
Die Polizei öffnet den Kessel wieder. Um 23.15 zieht die Gruppe in die Mitte des Platzes. Eine Flasche fliegt aus der Menge heraus, zerschellt an einem Polizeiwagen. Ansonsten bleibt es friedlich.
So plötzlich, wie die Fans am Borsigplatz aufgetaucht sind, so schnell verschwinden sie auch wieder. Die letzte Fackel verglüht im hohen Gras zwischen den Straßenbahnschienen, vereinzelt drehen noch Fans auf Fahrrädern eine Runde, ein Jogger singt einsam ein BVB-Lied. Dann ist es ruhig.
Aufgrund des Verstoßes gegen die Ausgangssperre werden die Behörden trotzdem aktiv. „So groß die Freude in Dortmund war, so sehr waren die BVB-Fans dennoch angehalten, dieser Freude in Zeiten dieser Pandemie auf ganz andere Art und Weise Ausdruck zu verleihen als gewohnt. Dass der große Teil der Dortmunderinnen und Dortmunder dies getan hat und damit unserem Appell im Vorfeld gefolgt ist, dafür bedanken wir uns ausdrücklich. Nur einige Wenige haben gegen die Ausgangssperre verstoßen und haben Straftaten begangen, sie müssen jetzt jedoch mit den strafrechtlichen Konsequenzen rechnen“, erklärt der Polizeiführer des Einsatzes, Polizeioberrat Thomas Pierenkämper, am nächsten Tag.
Es ist eben anders, dieses Pokaljahr 2021.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
