
© Groeger
Extraschicht mit „The Fix“: Wie BVB-Torjäger Haaland fürs Comeback trainierte
Borussia Dortmund
Die doppelte Sonderbehandlung für Erling Haaland wurde rund um den BVB kontrovers diskutiert. Nun wird er früher als erwartet in den Kader zurückkehren. Einen großen Anteil daran hat sein persönlicher Fitnesstrainer.
Die Uhr zeigte passenderweise 12.55 an und nicht fünf vor zwölf, als Erling Haaland (21) am Freitagmittag soeben noch pünktlich zum Dienst erschien. Nicht wie in den Wochen zuvor zur Reha, sondern zum Fußballspielen. „Wir werden Erling Haaland mit im Bus haben“, sagte Trainer Marco Rose vor der Abfahrt der Borussen nach Wolfsburg. „Er fühlt sich gut. Es wird aber maximal auf einen Kurzeinsatz hinauslaufen.“ Das wäre das Blitz-Comeback des Jahres, nachdem es zuvor an manchen Stellen hieß, der Norweger werde nach seiner Verletzung am 19. Oktober in diesem Jahr nicht mehr Fußball spielen. Gut zwei Stunden später stand Haaland im windigen Brackel dann mit seinen Teamkollegen auf dem Platz. Weiße Trainingsjacke, schwarze Mütze.
BVB-Torjäger Haaland: „John hat mir sehr geholfen mit meinem Körper“
Sollte der 21-Jährige tatsächlich bereit sein für ein paar Minuten und nicht - wie vor etwas mehr als einem Monat - zu früh wieder in die körperliche Belastung einsteigen, wäre das ein Verdienst des unbändig ehrgeizigen Stürmers, der Fitnessabteilung der Borussia und seines charismatischen persönlichen Trainers. John Haddat heißt der Biomechaniker und Bewegungstherapeut aus dem Libanon, auf den Haaland seit langer Zeit hört und schwört. Ein Coach, der seit vielen Jahren Vollkontaktkämpfer (MMA) betreut und äußerlich ein Typ wie ein Bär, mit Rauschebart und Bäuchlein, den man eher auf einer Harley als in einem Fitnessstudio erwarten würde. Falsch gedacht!
Vor einem Jahr erklärte Haaland im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten, wie hilfreich diese zusätzliche Ertüchtigung für ihn sei, und sei es in Pandemiezeiten auch nur digital gewesen. „John hat mir sehr geholfen mit meinem Körper.“ Zum ersten Teil der Reha in Marbella - die Vereinsoberen gewährten ihrem wertvollsten Mann im Kader im Oktober die Reise in die Sonne - holte sich Haaland neben einem Betreuer vom BVB auch Haddat heran, der sich „The Fix“ (dt. Der Reparateur) nennt. Die lädierten Muskelpartien in seinen mächtigen Oberschenkeln wurden Tag und Nacht gepflegt und gestärkt. Neben der Heilung des maladen Hüftbeugers geht es immer um eine ganzheitliche Betrachtung des Athleten mit der Suche nach Schwachstellen, Dysbalancen, Verkürzungen. Haddat weilte jetzt auch in Dortmund. Zur Unterstützung der klubeigenen Athletikabteilung, heißt es beim BVB.
Extraschichten gehören für BVB-Stürmer Haaland zum Alltag
Beste Bedingungen für den besten Mann. Nicht ohne Grund: In seinen knapp zwei Jahren in Dortmund fiel Haaland bereits sechs Mal aus, anfangs mit Knieproblemen, zuletzt mit muskulären Verletzungen. In seiner noch jungen, aufstrebenden Karriere hat er jedoch mehr als viele Berufskollegen begriffen, dass der 90-Kilogramm-Körper sein Kapital ist. Extraschichten vor und nach dem Training gehören für ihn zum Alltag, er schraubt auch an vermeintlich abseitigen Details.
Meditation - findet auch Haddat gut - gehört ebenso dazu wie ausgeprägte Regenerationsphasen. Gegen Abend nutzt Haaland regelmäßig spezielle Brillen, die den blauen Anteil im künstlichen Licht blockieren. Dadurch bleibt der Hormonhaushalt im natürlichen Rhythmus und Borussias Knipser vom Dienst wird im Schlaf fit. Diese Brillen vertreibt: Richtig, John Haddat.
BVB-Trainer Rose über Haaland: „Tore schießen ist für ihn wie Regeneration“
Mehr als alles andere will Haaland auf dem Platz stehen. „Tore schießen ist für ihn wie Regeneration“, beschrieb es Marco Rose treffend. Den 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart bejubelten Haaland und Haddad gemeinsam in einer VIP-Loge. Zum nächsten Sieg will die norwegische Urgewalt wieder aktiv auf dem Feld beitragen, sofern es die Gesundheit erlaubt. Denn bei aller Vorfreude über ein mögliches kurzes Comeback muss Achtsamkeit überwiegen: Wichtiger als ein Mini-Einsatz wäre, dass Haaland diesmal dauerhaft spielfit bleibt.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
