Eric Oelschlägels Tag begann mit einer unerwarteten Wendung - und die Bestellung zum Profi-Debüt blieb nicht die einzige Überraschung. Es war ein turbulenter Pokalabend für den U23-Torhüter des BVB.
Er sei am Dienstagmorgen gerade am Trainingsgelände vorgefahren, da habe er von seiner Nominierung erfahren, berichtete der 23-jährige Torhüter der U23 von Borussia Dortmund. Es folgte ein Abend mit gemischten Gefühlen für Oelschlägel. Er stand kurz davor, zu einem schwarzgelben Pokalhelden zu werden. Und dann wurde er zu einer tragischen Figur.
Mix aus Vorfreude und Anspannung
„Der Tag war insgesamt relativ emotional, es ist viel passiert. Aber nach dem Spiel sind wir natürlich alle enttäuscht, dass wir ausgeschieden sind“, sagte Oelschlägel in der Nacht zu Mittwoch. „Es ist viel passiert, es gibt viel zu verarbeiten.“ Der Mix aus Vorfreude und Anspannung sei groß gewesen, er habe es aber durchaus genießen können, erstmals in seinem Leben vor einer Kulisse von mehr als 80.000 Zuschauern zu spielen, das schon. Und dann auch noch gegen seine ehemaligen Werder-Kollegen und Ex-Trainer Florian Kohfeldt. Seit 2012, seit der U19 kickte er für die Bremer. Und feierte jetzt seine Premiere gegen ehemalige Weggefährten.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc bescheinigte dem Schlussmann „eine gute Leistung“ und verwies mit einigem Recht auf mehrere starke Paraden von Oelschlägel. Als in der 90. Minute beim Stand von 1:1 ein Freistoß von Bremens Max Kruse abgefälscht Richtung Tor abdrehte, da drehte auch der Keeper auf. Mit einem spektakulären Reflex rettete er seine Mannschaft in die Verlängerung. „Ich habe reflexartig die Hand hochgerissen und den Ball über die Latte gelenkt.“ Hätte der BVB im Anschluss die zweimalige Führung in der Extra-Zeit übers Ziel gebracht, Oelschlägel wäre verdientermaßen gefeiert worden.
Nicht der einzige Fehler der Borussen
Doch dann gab es noch die Szene in der 119. Minute. Bei Werders Eckball stieg Achraf Hakimi im Kopfballduell gegen Martin Harnik nicht energisch genug mit in die Luft, der Ball tickte kurz vor Oelschlägel auf - und die Nummer 40 der Borussia patschte sich den Aufsetzer unglücklich ins Netz. „Schwierig zu sagen, da kam am zweiten Pfosten der Kopfball“, erklärte er, und den Rest müsse er noch einmal in Ruhe analysieren. Sicher ein Torwartfehler, aber sicher nicht der einzige Fehler der Borussen in diesem heißen Pokalkrimi, der fußballerisch nicht hochklassig, aber zum Ende hin mitreißend spannend verlief.
Im Elfmeterschießen ahnte Oelschlägel, mit entsprechenden Tipps von Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber ausgestattet, dreimal die richtige Ecke der Bremer Schützen. Doch die zielten allesamt sehr genau. Zu genau. Torwartpech.
Es fehlte nicht viel, und der Regionalliga-Schnapper hätte nach seinen ersten 120 Minuten plus Elfmeterschießen im Profifußball die BVB-Saison mit einer besonderen Prise gewürzt. Doch es sollte nicht sein.
Eine nächste Bewährungsprobe auf höchster Ebene am Samstag ist nicht sonderlich wahrscheinlich. Bis dahin sollten die verkühlten Roman Bürki und Marwin Hitz ihre Malaise überwunden haben.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
