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Einzelkritik: Sancho rettet den BVB gegen Leipzig - Hummels wackelt
Borussia Dortmund
Haaland verletzt - dann muss es Sancho für den BVB richten. Der Engländer macht beim 3:2 gegen Leipzig den Unterschied aus. Mats Hummels zeigt ungewohnte Schwächen. Die Einzelkritik.
Borussia Dortmund besiegt Leipzig im Topspiel mit 3:2 und springt vorerst auf Rang vier. Jadon Sancho sichert sich die Bestnote beim BVB. Die Einzelkritik:
Marwin Hitz: Kurz vor der Pause drohte seine Auswechslung, als er nach einer Freistoß-Flanke von Forsberg mit Manuel Akanji zusammenprallte und dann auch noch mit dem Knie wegrutschte (42.). Knapp drei Minuten dauerte die Behandlungspause, zunächst ging es weiter. Bei Leipzigs größter Chance klebte er doch arg auf seiner Linie, rettete dann aber gegen Hwang mit einer guten Fußabwehr (4.). In der Kabine musste er dann doch das Zeichen zur Auswechslung geben. Note: 3,0
Lukasz Piszczek: Am 1:0 mit einem guten Vertikalball, der am Ende von Hazard veredelt wurde, beteiligt. Defensiv bekam er es auf seiner Seite mit Angelino zu tun, da brannte bis zur Pause nicht viel an. Dass er am Leipziger Strafraumeck mit starkem Körpereinsatz einen Ball gegen Upamecano eroberte, brachte ihm ein Sonderlob ein (26.). Nicht immer sattelfest, als nach der Pause Leipzigs Druck immer größer wurde. Note: 3,5
Manuel Akanji: Im Verteidigungsverhalten resolut wie in den vergangenen Wochen schon. Nachdem er sich vor Leipzigs größter Chance etwas zu weit aus der Abwehr locken ließ, spielte er voll konzentriert und war Herr der Zweikämpfe. Vor dem 1:2 ging er zu Boden, insgesamt aber ein sehr ordentlicher Auftritt. Note: 2,5
Mats Hummels: Sabitzers perfekter Ball in den Lauf von Hwang überraschte ihn, da stand er falsch. Im Laufduell brachte er gegen den Südkoeraner dann die entscheidende Fußspitze an den Ball, dadurch wurde das Leder für den Leipziger sehr schwer erreichbar (4.). Danach unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw sehr wach und aufmerksam. Beim 1:2 kam er an den vorstürmenden Klostermann (63.) nicht mehr ran. Beim Zweikampf mit Upamecano rumste es hörbar, Hummels sah dafür zu Recht Gelb (74.). Das 2:2 ging dann komplett auf seine Kappe, als er viel zu ungestüm gegen Hwang in den Zweikampf ging und vom Leipziger böse düpiert wurde (77.). Note: 4,0
Raphael Guerreiro: Im Zusammenspiel mit Dahoud bekam er zentral vor dem Tor der Gäste eine gute Schusschance, mit dem Außenrist verzog er den Ball doch deutlich (22.). Der sehr offensiv ausgerichtete Benjamin Henrichs band ihn öfter hinten links, als es ihm lieb sein konnte. Bereitete schon das 2:0 von Sancho vor (51.) und leitete auch die Entscheidung mit ein, als er nach seinem Antritt und dem klugen Hackentrick von Sancho frei zur Grundlinie durchstoßen konnte. Seine Ablage auf Sancho kam perfekt - 3:2 (87.). Note: 2,0
Mahmoud Dahoud: Dortmunds (neben Marco Reus) auffälligster Spieler der ersten Hälfte. Sehr umtriebig, mit einem guten Auge für die Situation. Stark, wie er mit der Hacke auf Guerreiro weiterleitete (22.), auch sein Durchstecker auf Thorgan Hazard gelang (32.). Gut auch gegen den Ball (34.). Wenn man Selbstvertrauen hat, gelingen auch Dinge wie kurz vor der Pause, als er sich filigran aus dem Pressing gegen drei Gegenspieler löste. Machte nach einer Stunde Platz für Delaney. Note: 2,0
Emre Can: Physisch ein wichtiger Anker im defensiven Mittelfeld, zeigte Präsenz in den Zweikämpfen und vermied auch zu hohes persönliches Risiko mit dem Ball am Fuß. So ganz ist der Bruder Leichtfuß noch nicht aus seinem Spiel, im Zweikampf blieb er auch nach der Pause sehr resolut. Allerdings: Dem 1:2-Torschützen Klostermann war er zugeteilt. Note: 3,0
Jadon Sancho: Wie willig er mittlerweile Defensivarbeit leistet, lässt seinem Trainer das Herz aufgehen. Offensiv ließ er sich nach dem schönen Steilpass von Marco Reus gegen Upamecano etwas zu weit abdrängen, sein Schuss ging ans Außennetz (36.). Das machte er sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff deutlich besser - ein typisches Sancho-Tor: Kurzer Schlenker, trockener Abschluss, sah einfach aus, war es aber nicht (51.). Dass er Dortmund mit seinem Treffer zum 3:2 im Rennen um einen Champions-League-Platz hält, ist auch eine Belohnung für seine klare Formsteigerung in der Rückrunde (87.). Note: 1,5
Marco Reus: Wie er das 1:0 erzwang, erinnerte an viele Treffer aus jüngeren Jahren. Setzte sich nach der guten Weiterleitung von Hazard stark gegen Orban durch und schloss trocken ab (7.). Ein weiterer Torschuss, den er verzog (27.) und seine starke Weiterleitung auf Sancho (36.) dürften ebenfalls als Bewerbung an Bundestrainer Löw gelten. Wie viele andere tauchte er nach dem Seitenwechsel etwas ab, im Duell gegen Upamecano nach tollem Pass von Brandt merkte man ihm dann auch eine gewisse Müdigkeit an (83.). Note: 2,5
Giovanni Reyna: Kam nicht so recht ins Spiel. In den Zweikämpfen ging er etwas zu leicht zu Boden, auch sein Ballverlust kurz nach Wiederbeginn (47.) passte zu seinem durchwachsenen Auftritt. Als Leipzig viel Druck machte, gelang es auch ihm nicht, für Entlastung zu sorgen. Note: 5,0
Thorgan Hazard: Die Torvorbereitung beim 1:0 war erste Sahne (7.), bewegte sich sehr viel, beim Abschluss hatte er weniger Glück. Als falsche Neun zumeist unterwegs, das gelang unterm Strich deutlich weniger gut als noch gegen Kiel. Nach 72 Minuten machte er Platz für Julian Brandt. Note: 3,5
Roman Bürki: Seit Februar nur Zuschauer, jetzt könnte er urplötzlich wieder wichtig werden. Nach der Verletzung von Hitz sofort gegen Sabitzers Schuss gefordert, den parierte er locker (48.). Dem Kopfball von Klostermann konnte er nur hinterherschauen (63.). Auch beim 2:2 chancenlos, es waren undankbare 45 Minuten für den Schweizer - immerhin mit einem Happy End. Note: 3,0
Thomas Delaney: Sollte nach seiner Einwechslung defensiv die Lücke schließen, sah aber im Strafraum nur die Hacken von Olmo, der sich flink um den Dänen drehte (70.). Seine Einwechslung sorgte für mehr Unruhe als Stabilität. Note: 4,5
Julian Brandt (72. für Hazard) und Ansgar Knauff (82. für Reyna) bleiben ohne Note.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
