„Ein System, das der Mannschaft liegt“ BVB-Trainer Edin Terzic könnte auf ein 4-1-4-1 setzen

„Ein System, das der Mannschaft liegt“: BVB-Trainer Edin Terzic könnte seine Elf öfter im 4-1-4-1 aufs Feld schicken
Lesezeit

Als allabendlich die Bildschirme flackerten in Marbella und die BVB-Profis im Trainingslager mit visueller Unterstützung taktische Nachhilfe erhielten, ging es vor allem um ein Thema: „Wir möchten uns mehr über das Pressing profilieren, wir wollen aktiv sein, weniger abwarten“, erklärte Julian Brandt. Einen Weg zu einem kompakteren und aggressiveren Spielstil könnte die 4-1-4-1-Grundordnung aufzeigen, die Trainer Edin Terzic testete und in der Hinrunde mehrfach spielen ließ. Ein System mit Vor- und Nachteilen.

BVB mit viel Flexibilität

Einen wichtigen Fingerzeig zur Auswahl der Ausgangsformation gibt immer auch der Gegner. „Welche Räume wollen wir schließen und welche wollen wir nutzen?“, von diesen Fragen lässt sich Terzic leiten. In den beiden Topspielen gegen Manchester City, gegen den FC Bayern München sowie beim FC Sevilla wählte der BVB die defensivere Variante dieser Spielart: Vor dem alleinigen Sechser sollten zwei Achter die Lücken schließen und Wehrhaftigkeit herstellen. Das gelang in diesen Fällen gut bis sehr gut. Offensiver wird es, wenn zwei Zehner auf einer Höhe mit den Flügelstürmern agieren. Dann kommt dem einen verbliebenen defensiven Mittelfeldspieler eine massive Bedeutung zu.

Vor der Viererkette müssen Salih Özcan, Mahmoud Dahoud oder Emre Can Druck von der Abwehr fernhalten, ihre Vorderleute absichern, Lücken stopfen und Bälle erobern, das Gegenpressing bestimmen und den Spielaufbau einleiten. Ein üppiges Anforderungspaket. Idealtypisch erfüllt keiner der BVB-Kandidaten dieses Profil. Dahoud hat seine Vorzüge im spielerischen Bereich, Özcan bringt die physische Widerstandsfähigkeit mit, Can Tempo und Zweikampfstärke. Des einen Spielers Stärke ist hier oft des anderen Schwäche.

BVB schnell im Gegenpressing

Im vorderen Mittelfeld verweist Terzic dafür auf „eine hohe Dichte an Spielern, die dort zum Einsatz kommen können“, und dürfte an Marco Reus im Duett mit Jude Bellingham denken, die sich dort ebenso wohlfühlen wie Julian Brandt oder Giovanni Reyna. „Es ist ein System, das der Mannschaft liegt“, meint Terzic. Durch die Grundordnung ist gewährleistet, dass viele Bereiche auf dem Platz abgedeckt sind, das Verschieben fällt durch die Orientierung an den Kollegen in den horizontalen und vertikalen Linien leichter, Gegnerdruck ist schnell aufgebaut. So zahlt das 4-1-4-1 auf ein hohes Gegenpressing ein, es lässt sich situativ aber auch kontrollierend interpretieren. Ein weiterer Vorzug: Das Spielfeld wird durch kurze Laufwege schnell breit (mit Ball) oder klein (gegen den Ball).

BVB-Trainer Terzic gibt Brandt Anweisungen.
BVB-Trainer Edin Terzic im Gespräch mit Julian Brandt. © IMAGO/Team 2

Neben der Variabilität im Zentrum könnten doppelt besetzte Außen zu größerer Stabilität verhelfen. Mit 21 Gegentoren in der Bundesliga (1,4 pro Spiel) schneidet der BVB ligaweit nur durchschnittlich ab. Auffällig: Über die linke Seite hat der BVB zwar neun Treffer eingeleitet, das ist Bundesliga-Bestwert, defensiv aber mit zehn Gegentoren (Platz 17!) noch großes Stabilisierungspotenzial.

BVB-Profi Brandt: „Muss alles passen“

„Da muss auch alles passen“, meint Julian Brandt zum Alternativsystem 4-1-4-1, das in seinen Augen dem gebräuchlicheren 4-2-3-1 und dem 4-3-3 sehr ähnelt. „Ich glaube“, meinte der Mittelfeldspieler, „wichtig ist weniger die Formation, sondern dass wir soliden Fußball spielen, ohne zu wackeln und zu zittern. Wir müssen zusehen, dass wir unsere Spiele gewinnen.“

BVB-Spieler Mahmoud Dahoud im Exklusiv-Interview: „Habe es manchmal auch als unfair empfunden“

BVB-Sportdirektor Kehl erwartet Moukoko-Entscheidung: „Angebot annehmen – oder wir trennen uns“

Der BVB darf optimistisch ins Jahr 2023 gehen: Er sollte aber häufiger wie Borussia Dortmund spielen