Eigentore und Offensivspektakel: 4:2 gegen Portugal - DFB-Team meldet sich zurück

Europameisterschaft

Das DFB-Team hält dem großen EM-Druck stand. Beim 4:2 gegen Portugal dreht die Offensive auf - angetrieben vom omnipräsenten Robin Gosens. Das Achtelfinale ist in greifbarer Nähe.

München

19.06.2021, 20:02 Uhr / Lesedauer: 3 min
Mats Hummels (r.) beglückwünscht Torschütze Robin Gosens.

Mats Hummels (r.) beglückwünscht Torschütze Robin Gosens. © imago / Jan Huebner

Durch den erzwungen Eigentor-Doppelpack von Ruben Dias (35. Minute) und Raphael Guerreiro (39.) sowie die Treffer von Kai Havertz (51.) und dem an allen vier Toren beteiligten Robin Gosens (60.) ist die Drohkulisse eines frühen Turnier-K.o. und bitteren Endes der Ära von Bundestrainer Joachim Löw plötzlich wie weggeblasen. Trotz der Tor-Premiere von Cristiano Ronaldo (15.) gegen Deutschland und dem Treffer von Diogo Jota (67.) kann die DFB-Elf im letzten Gruppenspiel am Mittwoch mit einem Sieg gegen Ungarn sogar den ersten Platz in der Gruppe F noch holen. Die befürchtete Rechnerei um Gruppenkonstellationen und den rettenden dritten Rang kann man sich aus eigener Kraft ersparen. Ronaldo hingegen muss nach seiner fünften Niederlage gegen Deutschland mit dem Titelverteidiger wieder zittern.

DFB-Team macht Druck, Cristiano Ronaldo das Tor

Im legeren blauen Hemd dirigierte Löw engagiert an der Seitenlinie. Sein Startelfpersonal hatte er trotz der Enttäuschung gegen Frankreich unverändert gelassen. Kimmich begann wieder auf der rechten Außenbahn statt im Zentrum, das erneut von Ilkay Gündogan und Toni Kroos besetzt wurde. Die offensive Dreierkette bildeten Havertz, Serge Gnabry und Thomas Müller, die schon nach gut vier Minuten jubelten - aber nur kurz. Das von Gosens artistisch erzielte, vermeintliche Führungstor zählte wegen einer Abseitsposition von Gnabry nicht. Dennoch wirkte Löw kurz nach dem Anpfiff zufrieden. Die Abstimmung funktionierte besser als gegen den Weltmeister am Dienstag. Havertz, der mit Müller und Gnabry immer wieder die Positionen tauschte, prüfte den portugiesischen Torwart Rui Patricio (10.), der Schuss von Toni Kroos wurde von Ruben Dias in letzter Not geblockt (12.).

Jetzt lesen

Portugal stand mächtig unter Druck - dem offensiv hochklassig besetzten Europameister reichte aber dieser eine Moment. Nach einer deutschen Ecke schalteten Ronaldo und Co. blitzschnell um und konterten gnadenlos. Das entscheidende Zuspiel auf Diogo Jota konnten die zurückeilenden Matthias Ginter und Kimmich nicht verhindern. Der 24-Jährige vom FC Liverpool legte überlegt auf Ronaldo, der vollendete und seine Freude in den Münchner Himmel schrie. Der Superstar erzielte sein 19. Tor bei Welt- und Europameisterschaften und schloss zu Rekordhalter Miroslav Klose auf. Schon wieder in Rückstand, das hatte Löw im zweiten EM-Spiel unbedingt vermeiden wollen. „Wir sind auf der Suche nach der goldenen Mitte“, hatte der Bundestrainer kurz vor dem Anpfiff in der ARD über die Risikobereitschaft seiner Spieler gesagt. Seine Taktik war in den vergangenen Tagen in Wohnzimmern, Kneipen und Freibädern wieder einmal hitzig diskutiert worden. „Ich mag das System nicht so gern“, sagte Jürgen Klopp bei „Magenta TV“.

BVB-Abwehrchef Hummels verpasst Gnabry-Flanke um Zentimeter

Die DFB-Auswahl tanzte auf dem schmalen Grat zwischen erdrückender Offensive und anfälliger Defensive. Aber das machte sich gut. Nachdem schon Gosens Rui Patricio zur nächsten Parade gezwungen hatte (18.), verpasste Hummels eine Gnabry-Flanke aus aussichtsreicher Position um Zentimeter (25.). Die Löw-Elf wollte, sie drängte auf den Ausgleich. Das spürten auch die Fans auf den Rängen, die innerhalb weniger Minuten zweimal jubeln konnten. Das erste deutsche Turniertor leitete Kimmich über die viel diskutierte rechte Seite mit einem starken Ball auf Gosens ein, der mit Wucht und dem von Löw geforderten Mut direkt in die Mitte weiterleitete. Dort zwang Havertz Ruben Dias mit gutem Körpereinsatz zum Eigentor, das dem verhängnisvollen von Mats Hummels gegen Frankreich ähnelte.

Für das DFB-Team ist das EM-Achtelfinale nach dem 4:2 gegen Portugal in greifbarer Nähe.

Für das DFB-Team ist das EM-Achtelfinale nach dem 4:2 gegen Portugal in greifbarer Nähe. © dpa

Die Führung erzwang die DFB-Auswahl durch erneut starkes Nachsetzen. Kimmich spielte den entscheidenden Ball aus kurzer Distanz vor das portugiesische Tor, den der Dortmunder Guerreiro nur noch ins eigene Tor abwehren konnte. Gnabry hätte vor der Pause fast noch erhöht (45.+2). „Was mir gefallen hat, war die Risikobereitschaft“, sagte ARD-Experte Bastian Schweinsteiger in der Halbzeit. Das dritte Tor für Deutschland nach starker Angriffskombination brachte noch mehr Sicherheit. Gosens wurde auf der linken Seite von den Portugiesen allein gelassen, die wieder gute Hereingabe des Italien-Profis verwertete Havertz zum ersten selbst erzielten Treffer der DFB-Auswahl. Ronaldo antwortete mit einem Freistoß, der aber deutlich über das Tor von DFB-Kapitän Manuel Neuer ging (54.).

Überragender Gosens krönt DFB-Leistung mit dem Treffer zum 4:1

Gosens krönte seine Glanzleistung in München per Kopf. Bei der Flanke von Kimmich schien wieder kein Portugiese den 26-Jährigen auf der Rechnung zu haben. Bei seiner Auswechslung kurz darauf wurde Gosens verdient gefeiert, der Nationalspieler verneigte sich sogar kurz, die Fans riefen im Gegenzug lautstark seinen Namen. Diogo Jota ließ die Portugal-Fans im Stadion nach artistischer Vorlage von Ronaldo zumindest wieder ein bisschen hoffen. Renato Sanches traf gut zehn Minuten vor Schluss aus 25 Metern den Pfosten (78.). Zuvor war der vor der EM angeschlagene Leon Goretzka zu seinem Turnierdebüt gekommen. Er kam für Havertz (73.) und zielte wenig später nur knapp über das Tor (84.).

Von dpa

Der RN-BVB-Podcast

Der BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten - einmal in der Woche Experten-Talk zum BVB. Jetzt hier, bei Spotify oder bei Apple Podcasts hören.

BVB-Newsletter

Täglich um 18 Uhr berichtet unser Team über die wichtigsten schwarzgelben Neuigkeiten des Tages.