Die Uhr tickte unaufhaltsam in Richtung 90 Minuten, da knallte es doch noch: Nach einer Dortmunder Ecke schoss Donyell Malen Borussia Dortmund zum glücklichen 1:0 (0:0)-Sieg gegen den 1. FC Köln. Die drei Punkte hat der BVB zum Bundesliga-Auftakt eingetütet. Mit einer über weite Strecken harmlosen und gehemmten Leistung sorgte die Mannschaft von Trainer Edin Terzic allerdings für viele Fragezeichen bei ihren Fans.
Große Vorfreude bei den BVB-Fans
Den ersten Knall erlebte der Signal Iduna Park am Samstag um 17.53 Uhr: Als die BVB-Elf zum Aufwärmprogramm auf den Rasen trabte, brach auf der Südtribüne lauter Jubel aus. Keine Frage, nach 84 Tagen Pflichtspiel-Abstinenz herrschte beim Dortmunder Publikum große Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison. Zum Start ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln – was sollte da schon schiefgehen?
Weit oben auf die Prioritätenliste hat Terzic seiner Mannschaft im Sommer Klarheit im Spielaufbau verschrieben. So übernahmen die Borussen von Beginn an die Kontrolle über die Partie, verbuchten in Hälfte eins hohe Ballbesitzanteile (70 Prozent) und eine sehr gute Passgenauigkeit (90 Prozent). Doch bei aller Kontrolle und Konzentration ging den Schwarzgelben die Kreativität ab. Die Kölner hielten auf den Flügeln dicht, schirmten das Zentrum ab und klärten viele aussichtsreiche Aktionen frühzeitig mit hoher Laufintensität. Eben jenes Tempo in den entscheidenden (Halb-)Räumen fehlte dem BVB.
BVB bei Selke-Abschluss im Glück
Immerhin funktionierte die Arbeit gegen den Ball über weite Strecken gut. Nach 12,8 Sekunden hatte die Terzic-Elf das Spielgerät durchschnittlich zurückerobert – die Gäste benötigten doppelt so lange, verbuchten dennoch die beste Torchance im ersten Durchgang: Mitten in der Dortmunder Hälfte nahm Davie Selke Fahrt auf, brachte sich am Strafraum in Schussposition und zog ab. Hätte Niklas Süle den wuchtigen Rechtsschuss nicht mit einer beherzten Grätsche noch abgefälscht, hätte größerer Schaden entstehen können als der Lattenknaller (17.).
Vielversprechende Torannäherungen brachte Borussia Dortmund kaum zustande. Sebastien Haller war in der Sturmspitze abgemeldet (13 Ballkontakte zur Pause), Malen kam mit seinen Dribblings nicht zum Durchbruch. Die beste Szene erwischte der umtriebige Julian Brandt, der nach einem Pass von Kapitän Emre Can im Strafraum freidrehte. Den Abschluss aus spitzem Winkel entschärfte FC-Torhüter Marvin Schwäbe zur Ecke (30.). Kurz danach rauschte Mats Hummels an einer Hereingabe vorbei (32.). Mehr bot der BVB den Fans nicht an, vereinzelte Pfiffe und mehrheitlich zögerlicher Applaus reflektierten, dass sich die Borussen unter den 81.365 Fans mehr Dortmund-Dynamik vorgestellt hatten.
BVB-Torhüter Kobel verhindert das 0:1
Forscher begann allerdings auch nach dem Seitenwechsel der „Effzeh“. Nach einem Fehlpass von Can im Spielaufbau musste Hummels im Tiefflug im eigenen Strafraum klären gegen FC-Neuzugang Rasmus Carstensen (47.), dann verpasste Eric Martel per Kopf (51.) und Gregor Kobel blockte in der Nahdistanz den Versuch von Sargis Adamyan (55.).
Unzureichend bis dahin, der Auftritt des Vizemeisters! Terzic brachte Youssoufa Moukoko (59. für Haller) und Felix Nmecha (59. für Can). Die Scheindominanz hatte danach wieder Bestand, allerdings auch die frappierende Ideenlosigkeit gepaart mit vielen gezwungenen, ungenauen Zuspielen im Angriffsdrittel, mit denen sich der BVB selbst die aussichtsreicheren unter den wenigen zielstrebigen Situationen vermasselte.
Ex-BVB-Kapitän Marco Reus enttäuscht
Mit Joker Karim Adeyemi (70. für den schwachen Marco Reus) ging es in die Schlussphase. Dortmund fand weiter keine Mittel, um druckvoll auch nur in die Nähe des Kölner Strafraums zu kommen. Bei der Kopfballchance von Adamyan, von Süle im Rücken völlig vergessen, hatte der BVB Glück und Torhüter Kobel den Fuß bei der Abwehr an der richtigen Stelle (79.). Da wurden die Pfiffe im nur noch von der Temperatur aufgeheizten Rund vernehmbar lauter. Doch die Dortmunder drückten nochmal, kramten die letzten Energiereserven aus dem Tank und wurden – mehr als glücklich – belohnt: Nach einer Ecke von der rechten Seite verlängerte Nmecha den Ball per Kopf, am hinteren Pfosten drückte Malen die Kugel mit einem Dropkick in hohem Bogen über die Linie. Da kam er, spät aber gewaltig: Der zweite ohrenbetäubende Knall im Stadion (88.).
Den schmeichelhaften Sieg gegen insgesamt laufstärkere und chancenreichere Kölner brachten die Dortmunder mit mehr Glück als Geschick auch über die sechsminütige Nachspielzeit. Damit gelang der Auftakt zumindest im Bezug auf die Punktausbeute. Am nächsten Samstag (15.30 Uhr) steht für Borussia Dortmund das Revierderby beim VfL Bochum auf dem Programm.