20 Jahre KGaA - so hat der BVB von der Ausgliederung profitiert
Borussia Dortmund
Vor 20 Jahren gliedert der BVB den steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb der Profimannschaft aus dem Gesamtverein aus - es ist die Geburtsstunde der Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA.

Die Aktie des BVB hat sich mittlerweile deutlich erholt. © imago
Die Chronologie einer bewegenden Geschichte in 13 Kapiteln.
Kapitel 1: Formaljuristisch übernimmt die Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA am 1. Juli 1999 den wirtschaftlichen Betrieb, erst am 28. November aber stimmen die Mitglieder auf der JHV offiziell der Ausgliederung zu. Die Gründung der Kommanditgesellschaft auf Aktien erfolgt rückwirkend. Die Borussia Dortmund Geschäftsführung GmbH, eine 100-prozentige Tochter des eingetragenen Vereins, fungiert als Komplementär. Mit dieser Struktur erfüllt der BVB die Auflage des Ligaverbandes, dass der Verein die Kontrolle über die Lizenzspielerabteilung auch nach der Ausgliederung behält. Als Geschäftsführer wird der damalige BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum eingesetzt.

Damaliger Geschäftsführer und BVB-Präsident: Dr. Gerd Niebaum © imago
Kapitel 2: Der 26. Februar 2000. Die Jahreshauptversammlung stimmt dem Börsengang zu. Er wird dem Verein rund 130 Millionen Euro in die Kassen spülen. Geld, das zur Sicherung der sportlichen Leistungsfähigkeit eingeplant ist. Am 31. Oktober startet der Börsengang, gleich am ersten Handelstag verliert die Aktie rund 8,5 Prozent zum Ausgabewert von elf Euro.
Kapitel 3: Mai 2002. Der BVB wird zum sechsten Mal Deutscher Fußballmeister. Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand den großen sportlichen und finanziellen Absturz voraus, der den Klub in den folgenden Jahren ereilen wird. Die Aktie notiert zu diesem Zeitpunkt schon rund 50 Prozent unter dem Ausgabekurs.
Kapitel 4: Der 1. Januar 2003: Der BVB verkauft seine Beteiligung an der Westfalenstadion KG an die Vermietungsgesellschaft Molsiris, um damit die dritte Ausbaustufe des damaligen Westfalenstadions zu finanzieren - der Ausbau mit der Schließung der Ecken und der damit verbundenen Erhöhung der Zuschauerkapazität auf über 80.000 Zuschauer ist Grundvoraussetzung, um bei der Fußball-WM in Deutschland im Jahr 2006 eins der Halbfinalspiele austragen zu dürfen. 75,4 Millionen Euro spült der Deal in die BVB-Kassen, doch er ist nur vordergründig ein gutes Geschäft. Die rund 17 Mio. Euro jährliche Stadionmiete drängen die Borussia später an den Rand des Ruins.
Kapitel 5: Der 27. August 2003. Borussia Dortmund verpasst in der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League durch ein 2:4 nach Elfmeterschießen gegen Club Brügge den Einzug in die Gruppenphase. Marcio Amoroso und Andre Bergdölmo verschießen. Es sind kostspielige Fehlschüsse, denn die Borussia hätte die Einnahmen aus der Königsklasse dringend zur Sicherung des mittlerweile gewaltigen Spieleretats gebraucht. Allein im Geschäftsjahr 2003/04 „erwirtschaftet“ die KGaA ein Minus von über 65 (!) Millionen Euro, der Schuldenstand erhöht sich auf 118 Mio. Euro. Die Anleger verkaufen daraufhin panisch ihre Anteile, der Aktienkurs sinkt auf zwei Euro.

2004 übernahm Hans-Joachim Watzke die Geschicke bei Borussia Dortmund. © imago
Kapitel 6: 17. Februar 2005: Borussia Dortmund meldet per Ad-hoc-Mitteilung eine „existenzbedrohende Ertrags- und Finanzsituation“. Allein im Zeitraum Juli 2004 bis Dezember 2004 hat der Klub zusätzliche Verluste von 27,2 Millionen Euro eingefahren. Die Aktie notiert unterhalb von einem Euro und ist damit ein so genannter „Penny Stock“. Hans-Joachim Watzke übernimmt den Geschäftsführer-Posten von Gerd Niebaum, Dr. Reinhard Rauball wird zum dritten Mal Präsident des BVB. Der auslaufende Vertrag von Michael Meier wird nicht verlängert. Im März kommt es am Düsseldorfer Flughafen zum Showdown: Ohne die Einigung mit den Zeichnern des Molsiris-Fonds wäre dem BVB der Gang zum Insolvenzverwalter nicht erspart geblieben. Der Rückkauf des Stadions und der Verkauf des Stadion-Namens an die Signal Iduna-Gruppe ist die Basis für die Sanierung.
Kapitel 7: 23. Mai 2008: Wirtschaftlich muss Borussia Dortmund immer noch kleine Brötchen backen, landet aber rückblickend sportlich den bedeutsamsten Coup der vergangenen Jahre. Der BVB verpflichtet Jürgen Klopp als neuen Trainer - es ist der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Klopp bleibt sieben Jahre, prägt eine Ära. Der Jahresumsatz der KGaA liegt bei seinem Amtsantritt bei 114 Mio. Euro.
Kapitel 8: Der 30. April 2011: Borussia Dortmund siegt im eigenen Stadion 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg und sichert sich damit sensationell den siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Klopp hat eine Mannschaft aus jungen Wilden geformt, die begeisternden Fußball spielt. Der Weg geht steil nach oben. Der Jahresumsatz der Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA steigt auf 140 Mio. Euro.
Kapitel 9: Der 12. Mai 2012: Der BVB feiert mit dem 5:2 im Berliner Olympiastadion das Double aus Meisterschaft und Pokal. Klopp ist auf dem Zenit seines Schaffens beim BVB. Ein Jahr später führt er die Mannschaft ins Finale der Champions League.
Kapitel 10: Der 21. August 2014: Die Großsponsoren Puma, Signal Iduna und Evonik steigen als strategische Partner bei der Borussia ein und zeichnen große Aktienpakete. Zusammen mit der Kapitalerhöhung aus dem Juni fließen 140 Mio. Euro frisches Geld in die Kasse der Borussia.
Kapitel 11: Der 20. November 2014: Der BVB ist schuldenfrei! „Wir müssen keine Zinsen mehr zahlen, keine Tilgungen mehr leisten. Nullkommanull!“, sagt Geschäftsführer Watzke im Gespräch mit dieser Redaktion. Er kündigt die Anhebung des Spieleretats an. Der Umsatz steigt auf über 220 Mio. Euro.
Kapitel 12: Der 24. August 2018: Borussia Dortmund wächst weiter. Der Klub vermeldet einen Rekordumsatz von 536 Mio. Euro, getrieben vor allem durch die Rekordtransfers von Ousmane Dembélé und Pierre Emerick Aubameyang. Bis 2025, verrät Watzke auf der Bilanzpressekonferenz, wolle der BVB die Marke von 500 Millionen Euro auch ohne Transfers erreichen.
Kapitel 13: Der 18. Mai 2019: Am letzten Spieltag verpasst der BVB trotz eines 2:0 in Mönchengladbach hauchdünn die Meisterschaft. In den Tagen danach geht der Klub in die Offensive und ruft das Ziel „Meisterschaft“ für die kommende Saison aus. Unterfüttert wird das offensive Auftreten in den folgenden Wochen durch spektakuläre Neuverpflichtungen. Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz und Rückkehrer Mats Hummels sollen den BVB wappnen für den erwarteten Zweikampf mit den Bayern. Der BVB ist kerngesund, die Bedingungen für weiteres Wachstum und weiteren sportlichen Erfolg sind glänzend. Der Aktienkurs hat sich längst deutlich erholt, notiert um 8,50 Euro.