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DFB-Rückkehr von Julian Brandt: Wieso der BVB davon profitieren kann
Borussia Dortmund
Seit März spielte BVB-Profi Julian Brandt nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft, auch bei der EM war er nicht dabei. Jetzt ist er zurück - wovon auch der BVB profitieren könnte.
Eine ganze Woche lang hat Julian Brandt wieder bei der Nationalmannschaft verbracht und dürfte, dafür musste er das nicht ausdrücklich betonen, diese Zeit richtiggehend genossen haben – auch wenn er am vergangenen Donnerstag in Wolfsburg selbst bei der deutlichen Führung gegen Liechtenstein vergeblich auf einen Einsatz hoffte.
Julian Brandt nach langer Pause zurück beim DFB
Für Brandt brachte die letzte Länderspiel-Phase dieses Kalenderjahres ein Stück Normalität zurück. DFB-Debüt im Alter von 20 Jahren kurz vor der EM 2016, für die er zwar dann nicht nominiert wurde. Danach aber galt: Wenn Julian Brandt nicht verletzt oder krank war, lag zu allen DFB-Maßnahmen auch eine Einladung für Brandt im Briefkasten. Die Serie endete im März. Die letzten Länderspiele vor der Nominierung für die paneuropäische EM sah er nur vom Sofa aus und ahnte damals wohl schon, dass es auch eng mit der Berufung in den deutschen Kader werden würde. Eine Konsequenz aus einer völlig verkorksten Corona-Saison mit seinem Klub in Dortmund.
Insgesamt dauerte die Pause länger als erwartet, auch wenn Brandt mit Beginn der neuen Saison im Dortmunder Trikot einen Aufwärtstrend erkennen ließ. Im September und Oktober nominierte ihn der neue Bundestrainer Hansi Flick nicht, am Ende waren es daher 14 Länderspiele in diesem Jahr, die ohne Julian Brandt stattfanden. Eine ungewohnte Erfahrung.
Gute Zahlen für BVB-Profi Brandt bei seiner DFB-Rückkehr
Dass Brandt nicht vom Radar verschwunden ist, hat Flick mit einer Nominierung für die letzten beiden Länderspiele des Jahres unterstrichen. Gestern in Armeniens Hauptstadt Eriwan, fernab der ganz großen Fußball-Bühne, durfte Brandt dann auch noch ein paar Minuten mitspielen. 30 waren es genau, bevor er den Platz betrat, gab es von Flick mit einer Umarmung noch die besten Wünsche.
Die nackten Zahlen machen durchaus Mut: Brandt war 38 Mal am Ball, spielte 35 Pässe, von denen 32 beim eigenen Mann landeten. Einmal schoss er aufs Tor, zwei Torschüsse bereitete er vor und war beim 4:1 indirekt mit beteiligt, als die deutsche Mannschaft mit einem perfekten Gegenpressing einen verlorenen Ball zurückeroberte.
DFB-Nominierung als Ansporn für gute Auftritte im BVB-Trikot
Brandts fußballerische Qualitäten blitzten auch gegen die zweitklassigen Armenier auf, trotz seiner Rückkehr in den Kreis der DFB-Elf brachte ihm die Abwechslung vom Dortmunder Alltag allerdings auch die Erkenntnis, dass während seiner Abwesenheit die Konkurrenz nicht kleiner geworden ist. In Eriwan ersetzte er Münchens Leroy Sané, der eigentlich genau das verkörpert, was Flick von modernen offensiven Außenspielern sehen will: viel Tempo, Athletik und ein gutes Eins gegen Eins. Ob Kai Havertz, Ex-Teamkollege von Brandt in Leverkusen, Dortmund-Kumpel Marco Reus, Thomas Müller, den auf rechtsaußen gestern starken Jonas Hofmann oder die aus Wolfsburg nachrückende nächste Generation in Ridle Baku oder Lukas Nmecha – die Gruppe möglicher Kandidaten für die Offensive ist für Flick erfreulich groß, der Kampf um die Kaderpositionen wird mit Beginn des neuen Jahres noch deutlich zunehmen.
In Dortmund wird man den kurzen Brandt-Auftritt beim einwöchigen Abstecher zum DFB aus zwei Gründen mit Wohlwollen verfolgt haben. Zum einen, weil er ohne Verletzung nach Dortmund zurückkehrt, vor allem aber, weil die Nominierung ihm als Bestätigung und weiteren Ansporn für die kommenden Monate dienen sollte. Brandt tritt zwar beim BVB deutlich verbessert auf, Luft nach oben hat der 25-Jährige aber allemal. Vor allem in der kommenden Phase bis Weihnachten, die die Borussia noch ohne Erling Haaland bestreiten muss, braucht es auch Brandt-Hilfe in Form von Toren und Torvorbereitungen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
