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DFB-Einzelkritik: Abwehr um Hummels schwimmt - Sane und Gnabry sind Totalausfälle
Europameisterschaft
Das DFB-Team stolpert ins EM-Achtelfinale. Beim 2:2 gegen Außenseiter Ungarn schwimmt die Abwehr um Mats Hummels. Leroy Sane und Serge Gnabry sind Totalausfälle. Die Einzelkritik.
Bei teils unwetterartigem Starkregen gerät die deutsche Abwehr gegen Ungarn früh ins Schwimmen. Aber vor allem die Offensivspieler Leroy Sane und Serge Gnabry sehen beim 2:2 (0:1) gegen Ungarn kein Land. Im Achtelfinale trifft das Team von Bundestrainer Joachim Löw nun am nächsten Dienstag (18 Uhr) in London auf England. Die DFB-Einzelkritik:
Manuel Neuer: Fünf EM-Gegentore, kaum etwas zu halten: Gegen das 0:1 von Adam Szalai konnte er wenig ausrichten (11.). Bei zwei Freistößen zur Stelle (59., 62.). Note: 3,5
Matthias Ginter: Bei der EM hinterließ der Abwehrmann bisher einen tadellosen Eindruck. Beim 0:1 verschenkte er vorne den Ball und hätte Nebenmann Mats Hummels wegen seiner besseren Sicht unterstützen können (11.). Die Ungarn ließen ihm beim Spielaufbau den Ball - nutzen konnte er die Freiräume nicht. Schlecht postiert beim 1:2 (68.). Note: 4,5
Mats Hummels: 75 Länderspiele, eine stattliche Zahl. Gegen die Ungarn zeigte er trotz der lästigen Probleme mit der lädierten Patellasehne guten Szenen mit Ball (4.) und in der Abwehr (6.), dann entwischte ihm Adam Szalai im Rücken, 0:1 (11.). Fast hätte er postwendend ausgeglichen: Sein Kopfball krachte an die Latte (21.). Dann vor Peter Gulacsi am Ball, das 1:1 folgte (66.). Beim 1:2 konnte er nicht mehr retten (68.). Note: 4,0

Gegen Ungarn mit Problemen: Mats Hummels (l.). © dpa
Antonio Rüdiger: Als dritter Innenverteidiger eigentlich überflüssig. Mit seinem Passspiel sorgte er für wenig Bedrohung, defensiv wurde er selten benötigt. Zweikampfstark, aber keine große Hilfe. Note: 4,0
Joshua Kimmich: Die erste Chance gehörte ihm, nach Traumpass von Hummels scheiterte er an Torhüter Peter Gulacsi (4.). Auch auf dem Flügel sah er sich oft zwei Gegenspielern gegenüber - und bei allen Fähigkeiten, ein Dribbelkönig für die Außenbahn ist der Münchner nicht. Löw schob ihn nach der Pause wieder ins Zentrum. Mit wenig Effekt. Note: 4,0
Ilkay Gündogan: Die Partie könne „über die Halbpositionen entschieden werden“, mutmaßte Löw. Gündogan gelang es selten, dorthin einzudringen, nach einem unnötigen Beinschuss-Versuch holte er sich die Gelbe Karte für ein taktisches Foul ab (28.). Da hätte viel mehr kommen müssen. Note: 5,0

Ilkay Gündogan (l.) legte gegen Ungarn einen enttäuschenden Auftritt hin. © dpa
Toni Kroos: Nach dem 0:1 gegen Frankreich blieb er gelassen und selbstbewusst. Gegen Portugal wurde er bestätigt, gegen Ungarn stimmte bei ihm die Konzentration nicht: Roland Sallai ließ er bei der Flanke zum 0:1 viel zu viel Raum, schüttelte als einer der Ersten mit dem Kopf. Note: 4,5
Robin Gosens: Vom Gewinner der Vorbereitung im DFB-Team zu einer der großen Entdeckungen des gesamten Turniers - Gosens erlebt einen rasanten Aufstieg und ist ein echter Fan-Liebling. Eine Flanke von Kai Havertz verpasste er hauchzart (17.), sonst war Ungarn auf ihn vorbereitet. Note: 4,0
Leroy Sane: Überraschung! Anstelle des angeschlagenen Thomas Müller (Kapselreizung im Knie) durfte der Wattenscheider Junge ran. „Ich glaube, dass er auf diese Chance brennt“, erklärte der Bundestrainer. Im Gegenpressing startete er vorbildlich, gewann Bälle zurück. Gefahr versprühte er kaum. Auch nicht in Hälfte zwei auf dem Flügel, wo er beim 1:2 Andras Schäfer aus den Augen verlor (68.). Das war schwach. Note: 5,0

Im Zweikampf häufig zweiter Sieger: Leroy Sane (l.). © dpa
Kai Havertz: War das Portugal-Spiel tatsächlich der Durchbruch des Hochbegabten auch in der Nationalmannschaft? Er mühte sich, forderte den Ball, traf per Kopf energisch zum Ausgleich (66.), dennoch ausgewechselt (68.). Note: 4,0
Serge Gnabry: Gegen Portugal war er nah dran am ersten EM-Tor, gegen Ungarns Abwehrkanten konnte er sich überhaupt nicht in Szene setzen. Nach 68 Minuten raus. Das war nix! Note: 5,0
Leon Goretzka (57. für Gündogan): Sollte die fehlende Dynamik bringen und in die Tiefe gehen. Präsenter als andere, nicht zufällig Torschütze (84.) und Retter in der Not. Note: 2,5
Thomas Müller (68. für Havertz) und Timo Werner (68. für Gnabry) wurden wie Jamal Musiala (80. für Gosens) und Kevin Volland (80. für Ginter) erst in der Schlussphase eingewechselt und bleiben ohne Note.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
