Der Widerspruch ließ sich nur schwerlich auflösen. Auf der einen Seite erkämpfte sich Schalke durch einen leidenschaftlichen Auftritt, gepaart sogar mit einigen ordentlich vorgetragenen Kontern, einen Punktgewinn, der nicht nur als glücklich zu bezeichnen war. Das 2:2 feierten die Königsblauen zu Recht als Coup. Auf der anderen Seite musste sich Borussia Dortmund vorwerfen lassen, eine Partie, die man 45 Minuten klar beherrscht hatte, trotz zweimaliger Führung aus der Hand gegeben zu haben.
2:2 im Revierderby tut dem BVB extrem weh
Dieses Unentschieden tat Borussia Dortmund daher extrem weh, nicht nur, weil es den Revierrivalen aus dem prestigeträchtigsten Spiel des Jahres als gefühlten Sieger hervorgehen ließ. Der BVB hätte dem 1:0 weitere Treffer folgen lassen müssen, die Chancen dazu waren da. Nach der abermaligen Führung für Schalke die Tür einen Spalt breit offen gelassen zu haben, war eine Nachlässigkeit, die Trainer Edin Terzic nach der Partie enorm ärgerte – und die Dortmund am Ende der Saison teuer bezahlen könnte.
Wie die Borussia dabei in der Schalker Arena die Gegentore kassierte, das erinnerte an einige Partien der Hinrunde. In beiden Situationen wurde der Ball im Aufbau zu leicht verloren, in beiden Fällen war Jude Bellingham mit einem verlorenen und einem nicht geführten Zweikampf beteiligt. Anschließend fehlte in der Verteidigungsarbeit die letzte Konsequenz und Griffigkeit. Das darf einer Mannschaft, die sich mit acht Bundesliga-Siegen in Serie punktemäßig auf Augenhöhe zu den Bayern katapultiert hat, nicht passieren.
Frust und Ernüchterung beim BVB
Am Ende einer Englischen Woche, die Edin Terzic vorab als die bislang wichtigste der laufenden Saison bezeichnet hatte, ist Dortmund aus der Champions League ausgeschieden. Verdient wie dennoch unnötig. Und hechelt nach dem 2:2 auf Schalke wieder den Bayern hinterher. Das sorgte für großen Frust und Ernüchterung in Schwarzgelb.
Diese Woche zeigte daher, woran es am Ende scheitern könnte – und warum Borussia Dortmund am Ende vielleicht doch kein ernsthafter Titelkandidat ist. Wenn wie auf Schalke gleich vier Offensivkräfte fehlen, ist das ein Substanzverlust, den der Kader offensichtlich noch nicht auffangen kann. Wenn ein Jude Bellingham gehandicapt ist, was seit einigen Wochen zu beobachten ist, fehlt dem Spiel der Borussia sofort das gewisse Extra. Und wenn er und seine Teamkollegen nur einen Deut nachlassen in den Bereichen Konzentration, Intensität und Unnachgiebigkeit, dann gelingt es eben nicht, das Glück auf die eigene Seite zu ziehen. Und dann sind auch Spiele wie das auf Schalke nur schwer zu gewinnen.
BVB-Stimmungsumschwung gegen Köln?
Jedes Spiel sei wichtig, pflegt Edin Terzic zu sagen. Das gilt nach einer enttäuschenden Englischen Woche nun erst recht für die Partie gegen den 1. FC Köln. Vor der Länderspiel-Pause muss Borussia Dortmund dringend wieder für ein gutes Gefühl sorgen. Damit sich Stimmung und tabellarische Ausgangslage nicht nachhaltig verschlechtern.
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