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Der BVB und Corona: Erst die Krise, dann das Vergnügen
Meinung
Wenn die vermaledeite Corona-Pandemie überstanden ist, dürfte der BVB mit reichlich Vorsprung vor vielen Konkurrenten aus der Krise hervorgehen. Es wäre der verdiente Lohn.
Man kennt Hans-Joachim Watzke als begnadeten Rhetoriker auf den großen BVB-Versammlungen, als knallharten Verfechter der eigenen Sache in der Öffentlichkeit oder auch als grummeligen Gast in spätabendlichen Talkshows.
Der BVB kommt besser als viele andere Klubs durch die Krise
Am Donnerstag zeigte sich der Dortmunder Geschäftsführer in der größten Corona-Not, ganz entgegen seiner Art, als Optimist. Krise ja, aber der Klub sei in allen Belangen so gut aufgestellt, dass er nach der Covid-19-Pandemie den Wachstumskurs direkt wieder einschlagen werde. Deutscher Meister werde der BVB auch wieder, und wenn die Fans irgendwo loyal und leidenschaftlich zu ihrem Klub stünden, dann ja wohl in Dortmund.
Schön wär‘s. Tatsächlich kommt der BVB besser als die meisten anderen Bundesligisten durch diese Misere, er ist kredit- und glaubwürdig, hat nachhaltig gewirtschaftet und kann daher auf ein sehr solides Fundament bauen. Sobald das Geschäftsmodell mit einem regulären Spielbetrieb vor zig Tausenden Fans wieder läuft, werden sich die Verluste in Grenzen halten.
Der verdiente BVB-Lohn für die Arbeit der vergangenen 15 Jahre
Ob aber der Transfermarkt, über den der BVB mit dem Verkauf von Klassekickern immense Summen eingenommen hat, zeitnah wieder horrende Beträge ausspucken wird, das sei dahingestellt. Und ob die Balltreterei nach der immensen Entwöhnung, die derzeit stattfindet, wieder zur Boom-Branche wird und die inflationären Sprünge vergangener Jahre fortsetzt, da sind Zweifel angebracht. Die Stimmung im Sportsponsoring ist sehr zurückhaltend, wie aktuelle Studien zeigen. Auch die Kauflust der Kunden ist massiv zurückgegangen, weil die Emotionen fehlen.
Dennoch hat Watzke recht: Wenn diese vermaledeite Pandemie die Welt aus dem Schwitzkasten freigibt, dann dürfte Borussia Dortmund mit seiner wirtschaftlichen Potenz und seinem begeisterungsfähigen Publikum mit reichlich Vorsprung vor vielen Mitbewerbern aus der Krise hervorgehen. Das wäre der verdiente Lohn der Arbeit der vergangenen 15 Jahre. Wann aber diese Krise endlich endet, darüber sind die Vorhersagen so wechselhaft wie der Börsenkurs der Borussia.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
