Der BVB geht im Sommer auf USA-Reise Stationen, Stadien und das Ende einer Tradition

Der BVB geht auf USA-Reise: Stationen und der Bruch mit Tradition
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Borussia Dortmund geht von Ende Juli bis Anfang August auf USA-Reise, zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte nach 1954, 2018 und 2019. Mit dem bestmöglichen Kader stehen kurz vor Saisonbeginn Stationen in San Diego, Las Vegas und Chicago im Kalender, mit Spielen unter anderem gegen die Premier-League-Klubs Manchester United und den FC Chelsea. Neben den sportlichen Themen in der Vorbereitung auf die Spielzeit 2023/24 spielt auch die Auslandsvermarktung eine große Rolle. Der BVB will sich international zeigen, diesmal auf dem US-Markt.

Giovanni Reyna als BVB-Zugpferd

„Wir sind überzeugt von unserem Weg, Borussia Dortmund international zu präsentieren und zu vermarkten. Davon profitiert letzten Endes auch die Bundesliga“, sagt BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Rund 15 Prozent des Umsatzes generiert der Klub aus dem weltweiten Geschäft, also mehr als 50 Millionen Euro. Neben den vielseitigen Aktivitäten im Kernmarkt in Fernost mit Japan, China und Koreas sowie Südostasien (Singapur, Vietnam, Malaysia, Indonesien) pflegt Schwarzgelb in diesem Sommer unter dem Motto „Back in Black & Yellow“ die Kontakte und Netzwerke in Nordamerika. Aus mehreren Gründen.

Gleich vier große Geschäftspartner der Borussia (Coinbase, Workday, EA Sports, Topps) kommen aus den USA, die Evonik-Fußballschule sichtet und unterrichtet dort inzwischen an 16 Standorten Fußball-Nachwuchs, eine Million Euro setzt der BVB bereits im Merchandising um. In US-Nationalspieler Giovanni Reyna steht seit 2019 ein Zugpferd der Region im Borussen-Kader, diesen Wettbewerbsvorteil gilt es nachhaltig nutzen. Noch heute profitiert man von der langjährigen Verbindung mit Christian Pulisic (2015 bis 2019). Mit der Fußball-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada winkt das nächste Event mit weltweiter Strahlkraft in dieser Region, auch das Thema Frauen- und Mädchenfußball, seit zwei Jahren neu im Portfolio der Borussia, spielt künftig eine Rolle. Nicht zuletzt: Der Vertrag mit TV-Partner ESPN läuft in 2026 aus, die Verhandlungen für die nächste Rechteperiode stehen bald an. Da kann es sich nur lohnen, nochmal die Klinken zu putzen.

BVB-Testspiele gegen Manchester und Chelsea

Für die Begegnungen des BVB gegen Manchester United im Allegiant Stadium in Las Vegas (30. Juli, 18 Uhr Ortszeit) waren vorige Woche bereits 35.000 Tickets verkauft, auch für die Partie gegen Chelsea in Chicago (2. August, 19.30 Uhr Ortszeit) konnten die Veranstalter kurz nach Vorverkaufsstart mehr als 15.000 Zuschauer begeistern. Im „Soldier Field“ spielt der BVB übrigens zum dritten Mal. Zu diesen beiden Partien wird Borussia Dortmund „on the road“ antreten und danach den Heimflug antreten. Zu Beginn der USA-Reise ist ein längerer Aufenthalt mit mehrtägigem Trainingscamp in San Diego an der Westküste geplant (voraussichtlich ab dem 25. Juli). Auch hier soll noch ein Testspiel verkündet werden. Gefördert durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Hauptsponsor Evonik.

Carsten Cramer blickt Richtung Spielfeld.
BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer blickt voller Vorfreude auf die USA-Reise. © imago / Kirchner-Media

So überzeugt der BVB davon ist, seine Farben in alle Welt zu tragen, so wenig gelingt die gewünschte gemeinsame Kraftanstrengung. Aus der Bundesliga plant nur noch der FC Bayern München mit Besuchen in Japan und Singapur eine Auslandsreise in diesem Sommer. Hinzu kommt eine kleine US-Tour des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Dortmunds Bossen ist das viel zu wenig Engagement vor allem der anderen Erstligisten, das klingt zwischen den Sätzen durch. Im großen Exklusiv-Interview im Rahmen der Asienreise im Herbst hatte Cramer die Haltung mancher Kollegen als „nicht fair und zu bequem“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz: „Wir wollen die Märkte in diesen Regionen für uns und für die Bundesliga nachhaltig als Spielfeld entwickeln. Das bedeutet Aufwand. Aber der Ertrag rechtfertigt das. Wir sehen hier noch sehr viel Wachstumspotenzial“, sagt der 54-Jährige. Er hat schon vor Jahren erkannt, dass in der Ferne noch neue Erlösquellen erschlossen werden können. Ein weiterer Schritt in der langfristigen Planung: In der zweiten Jahreshälfte wird der BVB wie angekündigt sein Büro in New York eröffnen und möchte dann von den im Sommer intensivierten Kontakten profitieren.

Kein BVB-Trainingslager in Bad Ragaz

Der Flug über den großen Teich bedingt auch eine Änderung im seit Jahren gewohnten Ablauf der Saisonvorbereitung von Borussia Dortmund. Das beliebte Trainingslager in Bad Ragaz wird 2023 wohl entfallen. Die Nationalspieler, die noch bis rund um den 20. Juni für ihre Nationalteams im Einsatz sind, werden nach dreiwöchigem Urlaub erst Mitte Juli wieder auf dem Platz stehen. So fand sich terminlich keine günstige Option mehr für die Reise in die Schweiz.

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