Zugegeben, Usain Bolt war bei seinem Weltrekordlauf vor 14 Jahren noch ein kleines bisschen fixer unterwegs. Aber einen neuen Bundesliga-Rekord, den ersprintete sich Karim Adeyemi am Samstag gegen Freiburg so ganz nebenbei. 36,65 Stundenkilometer zeigte das Blitzgerät im Signal Iduna Park für den Dortmunder an, schneller war zuvor kein Akteur des deutschen Fußball-Oberhauses gemessen worden. Ausgereizt seien die Möglichkeiten mit dieser neuen Bestmarke jedoch nicht, ließ der bestens gelaunte Adeyemi nach dem Schlusspfiff wissen. „Da geht noch ein bisschen. Im Training bei Sprinttests waren es mal 37 km/h – aber vielleicht ging es das auch ein bisschen bergab“ sagte 21-Jährige und lachte.
Adeyemi fühlt sich auf der linken BVB-Seite wohl
Wohl nichts hätte ihm an diesem kühlen Abend die Laune verhageln können. Da war der Tempo-Spitzenwert - knapp hinter Bolts 37,58 km/h im Schnitt über die 100 Meter - nur die persönliche Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Denn Karim Adeyemi spielte bis zu seiner Auswechslung 61 Minuten lang groß. Über die für ihn neue linke BVB-Offensivseite wirbelte er die Freiburger vom Anpfiff an durcheinander, Gegenspieler Kiliann Sildilla wusste ihn gleich zweimal nur mit gelbwürdigen Fouls zu bremsen – das zog die Gelb-Rote Karte nach sich. Und noch mehr Platz für Adeyemi.
Schon nach 17 Minuten lief alles nach Plan. Kurz nach der Pause dann zündete der leichtfüßig auftrumpfende und auch zweikampfstarke Nationalspieler die Ekstase auf der Gelben Wand. Nach einer feinen Kombination mit Jude Bellingham schoss er überlegt zum 2:1 ein – und von diesem Moment an spielte sich der BVB gegen dezimierte Freiburger in einen Rausch.
BVB-Torschütze Adeyemi: „Bin ja akrobatisch unterwegs“
„Das Tor war Gänsehaut pur für mich“, gestand Adeyemi, der seinen zweiten Saisontreffer mit einem Salto feierte. Der Grund dafür, warum es bei ihm nach vielen Problemen in der Hinrunde im neuen Jahr plötzlich funktioniert, warum er derzeit wie entfesselt wirkt? „Wenn es gut läuft, traut man sich vielleicht mehr Dinge, und das Glück ist auch da, dass diese Dinge klappen“, erklärte er. Glück, das Adeyemi auch bei einem kleinen Absturz am Samstag zur Seite stand. Kurz nachdem er nach Sebastien Hallers Treffer zum 3:1 oben auf die Jubeltraube der Borussen-Profis gesprungen war, stürzte er herunter und landete hart auf dem Rasen. „Ich bin ja akrobatisch unterwegs“, feixte Adeyemi, „es war spektakulär, es ist aber nix passiert“. Marco Reus hatte ihn hinuntergeschubst – kein Vorwurf? Nicht an diesem nahezu perfekten Abend. „Es war lustig“, betonte Adeyemi mit einem breiten Grinsen.
Ein zweiter Erklärungsansatz für das Leistungshoch nach zuvor etlichen schwachen Vorstellungen: Der härtere Konkurrenzkampf im BVB-Kader, jetzt, wo es quasi für jeden Platz in der ersten Elf mehrere Bewerber gibt. „Du gibst bessere Leistungen im Training, wenn du weißt, dass du Gas geben musst“, gestand Adeyemi. Vollgas, auch im Spiel, dieser Zwang scheint dem 21-Jährigen durchaus zu helfen. Die Teamkollegen freuten sich über seine starke Darbietung. „Die beiden Tore jetzt in Leverkusen und gegen Freiburg, die hat er sich erarbeitet und verdient“, lobte BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck.
BVB-Sportdirektor Kehl lobt Adeyemi
Auch der Sportdirektor sieht beim 30 Millionen Euro teuren Sommer-Neuzugangs eine Steigerung. „Er hat in den letzten drei Spielen einen richtigen Schritt nach vorne gemacht“, resümierte Sebastian Kehl. „Karim hat hart gearbeitet, und wir haben natürlich viele Gespräche geführt. Ich glaube, dass er verstanden hat, dass er mehr leisten muss als das, was er im ersten halben Jahr gezeigt hat. Das erwartet er von sich selber auch.“
In den nächsten zwei Spielen muss der BVB allerdings ohne Adeyemis Qualitäten auskommen. Beim Pokalspiel in Bochum (Mittwoch, 20.45 Uhr) fehlt er wegen seiner Roten Karte in Hannover, in der Liga in Bremen am Samstag fehlt Adeyemi wegen der fünften Gelben Karte, die er sich gegen Freiburg abholte. „Das ärgert mich, aber was soll ich machen? Ich versuche, im Training jetzt weiter Gas zu geben und übernächste Woche in Berlin wieder da zu sein.“ Und die Zeit dafür zu nutzen, bei Sprintübungen noch näher an die 37 km/h zu rücken, könnte auch eine gute Idee sein.
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