Auch die ersten Verletzungssorgen nach Ende der Winterpause konnten Edin Terzic das Grinsen nicht aus dem Gesicht vertreiben. Der Test gegen den FC Basel (6:0) bescherte Borussia Dortmund einen dieser Momente, in denen der Fußball besondere Geschichten schreibt. Drei Tore von Sebastien Haller, das war wie eine Cinderella-Story. Kaum vorstellbar, was in einer Woche im Signal Iduna Park los sein wird, wenn Terzic die Gelegenheit gegeben würde, Haller schon im Liga-Heimspiel gegen den FC Augsburg seine ersten Pflichtspiel-Minuten im Dortmunder Trikot zu schenken.
Intensives BVB-Training in Marbella
Doch nicht nur die weiter erstaunlich reibungslos verlaufene Wiedereingliederung des genesenen Mittelstürmers sorgt für gute Laune am Ende der Tage in Andalusien. Der Trainingsplatz ist wieder gut gefüllt, alle Sorgenkinder der heißen Herbstphase vor der Winterpause konnten in Marbella große Umfänge trainieren. Der höhere Konkurrenzdruck ist erkennbar und äußerte sich in intensiven Zweikämpfen im Training und bislang nicht gekannten Verteidigungsaktionen in den Tests – zum Beispiel von Karim Adeyemi, der gegen Düsseldorf als rechter Offensivspieler links hinten einen Ball zurückeroberte, den ein Kollege im Aufbau verloren hatte. Es gab Applaus von den Mitspielern.
So etwas will auch Terzic von seiner Elf sehen. Intensives Verteidigen war ein Riesenthema nicht nur nach der letzten Bundesliga-Woche des Jahres, in der Borussia Dortmund wertvollen Boden auf den FC Bayern und, schlimmer noch, direkte Konkurrenten um die Champions-League-Plätze verloren hat. Gedanklich und körperlich voll auf der Höhe zu sein, das soll den BVB wieder zu einem unbequemen Gegner machen, der Tore nicht so einfach herschenkt und in der Konsequenz daraus vielleicht nicht immer an die eigenen Grenzen gehen muss, wie das in der bisherigen Hinrunde der Fall war. Rückständen hinterherzulaufen, kostet immens an Kraft.
Der BVB muss eigene Ballverluste minimieren
Die perfekten äußeren Bedingungen sorgen für Zuversicht vor der letzten Trainingswoche. Die Einheiten wird der BVB benötigen, um sich wieder an die veränderten Rahmenbedingungen zu gewöhnen. Und auch, um noch an vielen kleinen Details zu feilen. Grund zu übergroßer Euphorie gibt es trotz vieler Positivnachrichten nicht.
Im zweiten Test gegen den FC Basel war daher vor allem das Thema Angriffsabsicherung ein Schwerpunkt. Eigene Ballverluste im Vorwärtsgang zu minimieren, ist die Pflicht – und wenn sie doch passieren, besser darauf vorbereitet zu sein, das erfordert ein gutes Abstimmungs- und Rückzugsverhalten. Im Idealfall soll die vordere Reihe hinter dem Stoßstürmer einige dieser Bälle schnell wieder zurückerobern.
Ein wenig mehr BVB-Spektakel darf es schon sein
Gegen Düsseldorf funktionierte das nur teilweise, die Partie gegen Basel stellte einen deutlichen Fortschritt dar. Ob das jeweils gewählte 4-1-4-1-System auch gegen den FC Augsburg greifen könnte, darüber werden sich Terzic und sein Trainerteam noch den Kopf zerbrechen. Vorteile (hohes Gegenpressing, offensive Variabilität) waren in den Testspielen ebenso zu erkennen wie die Schwächen (Konteranfälligkeit).
Mit der Rückkehr der Langzeitverletzten hat sich die Intensität im Training spürbar erhöht. Recht schnell wird sich das auch auf das Spiel der Borussia auswirken. Es gilt viel aufzuholen, nicht nur punktemäßig, wo der Rückstand zu den Champions-League-Plätzen noch schnell egalisiert werden kann. Doch Borussia Dortmund soll wieder regelmäßiger wie Borussia Dortmund auftreten: offensiv mit der gewohnten Kreativität, defensiv deutlich unnachgiebiger. Ein wenig mehr Spektakel, das würde jeder unterschreiben.
BVB-Trainer Terzic setzt auf die dribbelstarke Variante
Dass die Vorbereitung nur Indizien dafür liefern kann, ob sich seine Mannschaft auf dem richtigen Weg befindet, weiß Terzic. Der Ernstfall hält oft auch Überraschungen parat. Und mit dem ersten verletzungsbedingten Ausfall (Thomas Meunier) hat der Trainer gleich ein Loch zu stopfen. Dass es wieder einmal eine der beiden Planstellen auf der defensiven Außenbahn getroffen hat, ist besonders bitter.
Vor Beginn der letzten Woche gibt es daher aber auch nur wenige noch offene Fragen, was die mögliche Aufstellung gegen Augsburg betrifft. Haller fehlt noch ein gutes Stück Wettkampfhärte, bevor er ein ernsthafter Startelf-Kandidat ist. Dahinter sind Marco Reus und Jude Bellingham gesetzt, außen scheint Terzic die dribbelstarke Variante mit Donyell Malen und Karim Adeyemi zu bevorzugen. Julian Brandt wird versuchen, seinen Fuß noch in die Tür zu bekommen. Dass Giovanni Reyna das gelingt, darf bezweifelt werden. Und hinten bietet sich nach Meuniers Ausfall die bekannte Lösung mit Niklas Süle auf der rechten Abwehrseite an. Alternativen dazu sind rar gesät.
Der BVB-Umbruch wird weitergehen
In die Heimat ist der BVB mit dem bekannten Personal und mit noch einigen zu klärenden Personalien zurückgekehrt. Die Vertragsverlängerung mit Youssoufa Moukoko war neben der Haller-Rückkehr das beherrschende Thema der neun Tage in Spanien, sie sollte noch vor dem Augsburg-Spiel verkündet werden, wenn sich an der Gemengelage nicht noch etwas ändern sollte. Weitere Entscheidungen wird Sebastian Kehl erst im Verlauf des Januars angehen, auch das war anders geplant und ist alles andere als optimal. Ob sich auf der Abgangsseite (Schulz, Passlack) im Winter noch etwas tut, erscheint zweifelhaft. Die Funkstille dort ist auch ein Beleg für die begrenzten Möglichkeiten des Sportdirektors. Weitere „Altlasten“ mit Vertragsende 2024 schlummern noch zuhauf im Kader. Der Umbruch wird weitergehen.
Der BVB ist zurück in Dortmund – hier gibt es die Fotos: Augsburg-Countdown läuft
Gewinner und Verlierer des BVB-Trainingslagers: Dahoud legt zu – Modeste hinkt hinterher
Haller-Show beim 6:0 gegen den FC Basel: BVB ist für den Bundesliga-Neustart gerüstet