BVB braucht neue Helden für Legenden Borussia Dortmund fehlen die Identifikationsfiguren

Der BVB braucht neue Helden: Es fehlen Identifikationsfiguren
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Wichtige Termine nimmt Lars Ricken in seiner neuen Funktion als Geschäftsführer Sport regelmäßig wahr. Vorige Woche Mittwoch führte ihn eine solche Verpflichtung nach Madrid. Der Anlass mag wenig spektakulär anmuten, es ging um die Ankündigung eines Legenden-Spiels zwischen den Altstars von Real und von Borussia Dortmund, das am 7. Juni im Estadio Santiago Bernabeu ausgetragen wird. Die schwarzgelben Farben werden Vereinsikonen wie Ricken und Karl-Heinz Riedle, Dede, Jakub „Kuba“ Blaszczykowski oder Lucas Barrios vertreten. Große Namen, die bei den BVB-Fans emotionale Erinnerungen wecken und zu denen Heldengeschichten erzählt werden.

BVB-Legenden bedeuten Identifikation

Seit den 90er-Jahren standen immer wieder Profis für die Borussia auf dem Platz, mit denen sich der Anhang voll und ganz identifizieren konnte. Einer konnte grätschen wie kein anderer und wurde Fußballgott getauft, Jürgen Kohler. Bei Marcio Amoroso hieß es, keiner träfe so schön wie er. Später kamen Eigengewächse hinzu wie Marco Reus oder Mario Götze und Spieler, die in Dortmund zur großen Nummer geworden sind wie ein Mats Hummels. Bei rasant aufsteigenden Sternen wie Pierre-Emerick Aubameyang, Erling Haaland oder Jude Bellingham war es später leicht, ihre kometenhafte Entwicklung staunend zu begleiten.

Der älteren Generation der BVB-Fans fehlen im aktuellen Kader die Typen zum Anfassen, jene Jungs, die sich dem Klub mit Haut und Haaren verschreiben und die nicht abgeschottet in ihrer Parallelwelt leben. Die jüngeren Fans vermissen den Star, der für Glamour sorgt, über den auf dem Pausenhof und beim Vereinstraining die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht werden. Seit den Wechseln von Haaland oder Bellingham und dem Abschied von Hummels und Reus im Sommer 2024 kann Borussia Dortmund diese Identifikations-Lücke nicht schließen.

Ein Superkönner ist nicht in Sicht. Am ehesten erfüllt noch Nico Schlotterbeck die Parameter eines Vorbilds für alle. Sein Name soll bei den Sondertrikots Anfang März am häufigsten als Flock auf den Rücken der Shirts aufgetragen worden sein. Das ist bemerkenswert, weil üblicherweise Offensivspielern die größte Gunst entgegengebracht wird. Dem Abwehrchef jedoch sieht man in jedem Spiel seinen unbändigen Willen an. Kombiniert mit seinem Können ergibt das schon mal eine gute Mischung für einen Liebling der Massen.

Nico Schlotterbeck umarmt Niko Kovac und Yan Couto.
Bei Fans und Trainer beliebt: Nico Schlotterbeck © IMAGO/Uwe Kraft

Ein Torjäger wie Serhou Guirassy hätte sportlich das Potenzial zum Fanfavoriten, ein Jamie Gittens in der Form der Hinrunde womöglich auch. Ihre Hingabe zum BVB müssten sie jedoch noch unter Beweis stellen, was beim Guineer schwierig wird nach einem halben Dutzend Profistationen und beim Engländer ob möglicher Wechselambitionen in diesem Sommer ebenso. Bei den Nachwuchshoffnungen hat der Klub in den vergangenen Jahren Pech gehabt, dass die Leistungen nicht mit den Vorschusslorbeeren korrespondierten wie bei Youssoufa Moukoko, und manchmal fehlte die Geduld auf einer der beiden Seiten, ehe sich ein Nnamdi Collins oder Ansgar Knauff oder Tom Rothe dann andernorts durchsetzten.

BVB-Fans sind verwöhnt von vielen Stars

Nun ist das Dortmunder Publikum auch verwöhnt worden mit einer ganzen Reihe von Ausnahmefußballern, die es eben nicht von der Stange gibt. Diese Spieler zu finden, die wie Kleber zwischen Rasen und Rängen für Haftung sorgen, ist in vielerlei Hinsicht schwierig. Grundvoraussetzung ist immer die fußballerische Leistungsfähigkeit. Da hilft ein Krisenjahr wie 2024/25 nicht weiter.

In zweiter Linie sind die BVB-Profis natürlich auch Aushängeschilder für die Vermarktung im In- und Ausland. Fotoshootings und Werbedrehs mit Marco Reus garantierten eine riesige Reichweite. Diese Fußstapfen kann gerade niemand füllen. Akribisch werden am Rheinlanddamm die Daten aus den sozialen Netzwerken registriert und analysiert. Die Bekanntheit der Borussia in den Blasen bei Instagram und Co. ist immens gestiegen, doch die anonyme Masse folgt lieber den Stars als ihren Arbeitgebern und zieht mit, wenn die Kicker zur nächsten Station weitereilen.

Follower als moderne Währung

Als im Januar Gerüchte um eine mögliche Verpflichtung des England-Stars Marcus Rashford aufkamen, soll die Social-Media-Abteilung der Dortmunder glänzende Augen bekommen haben. Rashford hat zehnmal mehr Follower bei Instagram als ein Karim Adeyemi, auch das ist eine Währung im modernen Sport.

So hat sich die Fußballwelt in rasantem Tempo verändert. Romantikern mag das Herz bluten. Modefans stören sich nicht daran. Eine Generation von Stadiongängern und digitalen Followern nach der nächsten für Borussia Dortmund zu begeistern, wird für den Klub zu einer gewaltigen Aufgabe. Auch die derzeit als Legenden verehrten Ex-Stars müssen eines Tages mal abgelöst werden bei ihren PR-Kicks.

BVB-Krisenserie

Mit diesem Teil endet unsere BVB-Krisenserie. Hier finden sie die anderen Teile zum Nachlesen: