Borussia Dortmund
BVB-Profis spielen im DFB-Team nur eine Nebenrolle
Spätestens die Auftritte gegen Spanien und die Schweiz haben gezeigt: Borussia Dortmunds Profis spielen im DFB-Team nur eine Nebenrolle. Joachim Löw setzt auf andere Spielertypen.
BVB-Nationalspieler Emre Can hat es nicht leicht beim DFB. © picture alliance/dpa
Was Joachim Löws Co-Trainer Marcus Sorg dem Dortmunder Julian Brandt kurz vor seiner Einwechslung im Länderspiel gegen die Schweiz mit auf den Weg gab, ist nicht überliefert. Mit der Umsetzung der taktischen Vorgaben aber haperte es später mächtig. Für den 24-Jährigen setzte sich im DFB-Team fort, was sich schon durch seine bisherige BVB-Vorbereitung zog: Brandt gelang wenig, er agierte zaudernd und zaghaft, mit einer verstörenden Körpersprache. Von seinem riesigen Vermögen war nur sehr wenig zu sehen. Bezeichnend, dass sein Fehlpass den Ausgleich der Eidgenossen erst möglich machte.
BVB-Profis Brandt und Can haben keinen großen Einfluss beim DFB
Blondschopf Brandt und Emre Can – die BVB-Fraktion im Kreis der Nationalmannschaft war nicht besonders groß, der schwarzgelbe Einfluss auf das Spiel der DFB-Elf hielt sich in Grenzen. Can spielte immerhin gegen die Spanier durch und kam am Sonntag noch zu einem Kurzeinsatz, als er den entkräfteten Robin Gosens auf der linken Außenbahn ablöste. Brandt musste sich mit den 45 Minuten gegen die Schweiz zufriedengeben. Und in Dortmund dürfte sich Sportdirektor Michael Zorc gefragt haben, ob ihm eine komplette BVB-Trainingswoche mit einem 90-Minuten-Test gegen Rotterdam nicht mehr geholfen hätte auf dem Weg zur notwendigen Wettkampfhärte.
Wohl auch deshalb standen beide Nationalspieler nach ihrer Rückkehr überraschend in der Startelf, als der BVB am Montag Sparta Rotterdam zum letzten Test empfing.
Es ist keine ganz neue Erkenntnis, dass die zweitbeste Mannschaft Deutschlands im Kreis der DFB-Auswahl quantitativ eher unterrepräsentiert ist und zudem nicht die tragenden Säulen dieser Mannschaft stellt. Dieses Phänomen ist seit einigen Jahren zu beobachten – seit Mats Hummels den BVB in Richtung München verließ und Reus zu oft wegen Verletzungen absagen musste. 63 (!) Länderspiele fanden deshalb ohne ihn statt, eine deprimierende Zahl.
Weitere BVB-Nationalspieler sind verletzt
Verletzungspech war auch diesmal ein Thema. Nico Schulz musste mit Wadenproblemen abreisen, Marco Reus wird erst wieder Thema sein, wenn er gesund auf den Platz zurückgekehrt ist. Das Testspiel gegen Sparta Rotterdam (bei uns im Live-Ticker) am Montag ist da sicher ein Anfang. Es sind diese vier deutschen BVB-Spieler, die sich Hoffnungen machen dürfen, im Mai 2021 auf den EM-Zug aufzuspringen. Anders als beim zahlenmäßig gleichstarken Bayern-Block aber sind ihre Perspektiven eher durchwachsen.
Die Hauptrollen hat Joachim Löw mit anderen Spielern besetzt. Can kämpft gegen riesige Konkurrenz, egal, ob Löw ihn in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld einsetzen wird. Für Brandt sieht das im offensiven Mittelfeld nicht anders aus. Sollte Reus fit bleiben, kommt ein direkter Konkurrent für die Schaltzentrale im Mittelfeld auch noch aus dem eigenen Haus.
BVB-Kapitän Reus hat die größte Chance auf eine tragende Rolle beim DFB
In der Tat hat ein gesunder Reus wohl immer noch die größten Chancen auf eine tragende Rolle bei Joachim Löw. Und Schulz? Seine Chancen sind nach der ersten DFB-Maßnahme der neuen Saison nochmals gesunken. In Gosens ist ein weiterer Positionskonkurrent hinzugekommen, der noch geschonte Leipziger Marcel Halstenberg steht ohnehin vor dem Dortmunder.
Weniger Spielanteile gleich weniger Belastung, doch darüber sollte in Dortmund keine allzu große Begeisterung ausbrechen. Denn auch über die Beteiligung der Vereinsspieler in der Nationalmannschaft definiert sich der Stellenwert und der Bekanntheitsgrad eines Klubs.