Borussia Dortmund hat im Sommer vier neue Spieler verpflichtet. Nach gut einem Drittel der Saison analysieren wir im Neuzugänge-Check, wie ihr Start verlaufen ist, welche Rolle sie beim BVB spielen, wie gut sie in die Mannschaft passen und wie es um ihre Perspektiven steht.
BVB-Neuzugang Niclas Füllkrug im Check
Erwartungen
Deutscher Nationalstürmer, Torschützenkönig der Vorsaison – und das für eine relativ geringe Ablöse. Da musste der BVB zuschlagen. Mittlerweile ist klar: Niclas Füllkrug hat deutlich mehr Ablöse gekostet, Bonuszahlungen können den Betrag noch bis auf 18,25 Millionen Euro anwachsen lassen. Der Hauptgrund, warum Borussia Dortmund (trotz zweier Stürmer im Kader) dennoch bereit war, so viel Geld in die Hand zu nehmen: die körperliche Verfassung von Sebastien Haller. Die Fitness-Werte des Ivorers, der nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung in der Rückrunde ein beeindruckendes Comeback gefeiert hatte, zwang die BVB-Verantwortlichen quasi zu diesem Schritt. Hallers Heilungsprozess ist weiterhin nicht vorhersehbar, Rückschläge sind vorprogrammiert. Die Führungsriege reagierte und verpflichtete den 30-Jährigen Füllkrug als physisch starke und groß gewachsene Nummer neun.
Spieler-Performance
Borussia Dortmund ist nicht Werder Bremen. Das musste der Stürmer auf die harte Tour lernen. Die taktische Ausrichtung unterscheidet sich stark, das verändert auch die Rolle eines klassischen Neuners extrem. „Lücke“, der bei Werder oft nach Umschaltmomenten in letzter Linie in die Eins-gegen-Eins-Duelle und so zu klaren Abschlüssen kam, agiert im auf Ballbesitz ausgelegten Spiel des BVB viel häufiger mit dem Rücken zum Tor. Er muss sich Wege und Räume erarbeiten. Das gelingt bislang mal besser mal schlechter. Gegen den FC Bayern München war er komplett abgemeldet. „Ich bin ja auch nicht zufrieden, wie ich da herumgelaufen bin“, sagte Füllkrug mit Blick auf die eigene Leistung. „Die Kritik war da berechtigt.“ Gegen Newcastle war da schon ein ganz anderer Niclas Füllkrug auf dem Platz. Er war gedankenschnell, wuchtig in den Zweikämpfen und stieß so auch regelmäßiger in die für einen Stürmer gefährlichen Räume vor. Dann klappt es auch mit dem Toreschießen. Drei Ligatreffer und ein Tor in der Königsklasse (in insgesamt 13 Spielen) sind maximal okay. Mehr aber auch nicht.
Teamchemie
Niclas Füllkrug tut Dortmund extrem gut. Genau solche Typen braucht es innerhalb einer Mannschaft, um erfolgreich zu sein! Spaßvogel und Entertainer, der für gute Laune im Team sorgt, auf der einen Seite. Ehrlicher und schonungsloser Analytiker auf der anderen Seiten, der – wenn nötig – zunächst intern aber auch vor den Kameras und Mikrofonen (wie zuletzt nach dem VfB-Spiel) Fehler (übrigens auch die eigenen) knallhart anspricht. Er geht als BVB-Gesicht voran. Auch nach Niederlagen. Obwohl er erst kurz dabei ist, hat sein Wort auch deshalb ordentlich Gewicht in der Dortmunder Kabine. Füllkrug hat sich schnell ein großes Standing innerhalb der Mannschaft erarbeitet. Und bei den Fans. Er hat das Zeug zum absoluten Publikumsliebling.
Potenzial und Weiterentwicklung
Mit 30 Jahren und nach einer Karriere, die erst über teils steinige Umwege zu einem Bundesliga-Topklub und die deutsche Nationalmannschaft führte, ist das meiste bei Niclas Füllkrug wohl ausentwickelt. Er hat sich in zwölf Profi-Jahren ein eigenes Profis geschaffen. Eins, was nach Jahren der falschen Neun mittlerweile wieder gefragt ist. Im Zusammenspiel mit Borussia Dortmund geht es jetzt darum, die Adaption an das System des BVB fortzuführen und seinen eigenen Spielstil gewinnbringend einzusetzen. Da liegt es an Spieler und Trainer.
Fazit
Füllkrug ist trotz des noch laufenden Anpassungsprozesses und fehlender Quote a la Victor Boniface bislang der wichtigste und stärkste Sommer-Neuzugang von Borussia Dortmund. Er gibt dem BVB schon einiges. Auch wenn es noch nicht die erhofften Tore sind.
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