Um 23.07 Uhr war es am Dienstagabend besiegelt: Borussia Dortmund ist raus, das Achtelfinale der Königsklasse ist Endstation. Enttäuscht und frustriert hockten die BVB-Profis auf dem Rasen, während die 40.000 Engländer auf den Rängen ihr Team feierten. Aber: Die Borussia durfte erhobenen Hauptes aus der Stamford Bridge abziehen.
BVB-Schock: Brandt verletzt ausgewechselt
Zehn Siege in zehn Spielen, das hatte kein anderer Klub in Europas Top-Ligen vorzuweisen. Und die Borussia trug das aus dieser imposanten Serie geschöpfte Selbstvertrauen vom Anpfiff an auf den Rasen der Stamford Bridge. Rund 2000 mitgereiste BVB-Fans sahen ein Team in Schwarzgelb, das beherzt kämpfte. Und das bereits in der dritten Minute einen Schockmoment wegsteckte. Der seit Wochen in Topform agierende Julian Brandt verletzte sich am hinteren linken Oberschenkel, humpelte vom Feld und musste ausgewechselt werden. Giovanni Reyna kam quasi kalt für ihn in die sogleich intensive Partie, die mit elf Minuten Verzögerung begonnen hatte – der Mannschaftsbus des BVB war an einer Straßensperrung aufgehalten worden.
Dazu musste Dortmund direkt die erste Druckwelle der Hausherren überstehen. Für den FC Chelsea und Trainer Graham Potter ging es um die letzte Chance, eine schon jetzt verkorkste Saison noch zu retten. In der englischen Premier League meilenweit hinter den Champions-League-Plätzen herkriechend, wusste der mit 600 Transfer-Millionen aufgerüstete Champion von 2021, dass er nur noch über die Königsklasse seine Ansprüche erfüllen konnte. Und genau so trat Chelsea auf – mit viel Dampf und Mut zum Risiko. Bissig in der Balleroberung zwangen die Blues den BVB gleich in der Anfangsphase immer wieder zu Ballverlusten, die mehrfach in gefährlichen Abschlüssen mündeten.
BVB-Kapitän Reus mit der besten Chance
Aber Dortmund befreite sich, arbeitete sich heraus aus der Umklammerung, und verbuchte die erste dicke Chance. Marco Reus zirkelte einen Freistoß fein in Richtung oberes linkes Eck, aber Chelsea-Torhüter Kepa drehte den Ball gerade noch um den Pfosten (17.). Auf der Gegenseite strich ein Schuss von Kai Havertz knapp vorbei (28.). Zwei gute Möglichkeiten für die Gastgeber kurz vor der Pause deuteten an, was folgen würde: der erste Treffer für die Blauen. Reus ließ sich im eigenen Strafraum austanzen, Raheem Sterling blieb eiskalt und drosch den Ball aus zwölf Metern in die Maschen (44.). Keine Abwehrchance für BVB-Keeper Alexander Meyer, der den angeschlagenen Gregor Kobel gut vertrat.
Obwohl Abwehrboss Thiago Silva verletzt fehlte, ließ Chelsea defensiv im ersten Durchgang nur wenig zu. Die Borussia kam kaum einmal bis zur Strafraumlinie durch, stemmte sich aber gegen die gut aufgelegten Joao Felix und Kai Havertz, die die Schwarzgelben mächtig forderten.
Sammer und Can üben scharfe Kritik
Gleich zum Auftakt des zweiten Durchgangs wurde der BVB erneut durchgeschüttelt. Marius Wolf bekam den Ball aus kurzer Distanz an den Arm, der Videoassistent gab Signal, und Schiedsrichter Danny Makkelie zeigte nach kurzem Studium der Bilder auf den Punkt – Handelfmeter. Kai Havertz trat an und knallte den Ball gegen den rechten Pfosten (50.). Doch Dortmund freute sich zu früh, Makkelie ließ den Strastoß wiederholen, weil Spieler beider Teams zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Eine regeltechnisch korrekte, aber höchst umstrittene Entscheidung. Diesmal behielt Havertz die Nerven – 2:0 (53.). „Der Handelfmeter, und dann die Wiederholung, das ist ein handfester Skandal“, wetterte BVB-Berater Matthias Sammer. Auch Emre Can schimpfte: „Der Schiedsrichter war Schuld. Ende. Aus.“
Jetzt lag ein extrem hartes Stück Arbeit vor dem BVB. Edin Terzic steckte auf der Bank die Köpfe mit seinen Assistenten zusammen. Welcher Impuls war nun der richtige? Ein Treffer nur fehlte zur Verlängerung nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel. Jude Bellingham schaufelte die Kugel nach einer Flanke aus kurzer Distanz überhastet vorbei (58.), Schwarzgelb war am Drücker und brachte in Jamie Bynoe-Gittens (64. für Salih Özcan) frische Offensivpower. Marius Wolf prüfte Kepa (65.) – das 1:2 lag jetzt zwar in der Luft. Doch das Spielglück war diesmal nicht auf Seiten des BVB. Die Borussia rannte weiter an, versuchte alles, hatte aber wenig Ideen und blieb erfolglos. Chelsea verteidigte clever und lauerte auf Konter. Dann war Schluss, 0:2, nichts ging mehr. Purer Frust statt Party in Schwarzgelb. Und Ekstase in Blau.
BVB-Berater Sammer übt scharfe Kritik an Schiedsrichter Makkelie: „Ein handfester Skandal“
BVB-Einzelkritik zum 0:2 beim FC Chelsea: Özcan und Reyna überfordert – Can aufmerksam
Nächster Personal-Schock für den BVB: Brandt muss gegen Chelsea früh vom Feld