Borussia Dortmund ist der gewünschten Trendwende einen Schritt nähergekommen. Beim 2:0 (0:0) gegen Kellerkind FC St. Pauli bot der BVB über weite Strecken fußballerische Magerkost, legte dafür aber einen konzentrierten und disziplinierten Auftritt hin. Defensive Stabilität und Effizienz in Abschluss genügten für den dritten Auswärtssieg der Saison.
BVB enttäuscht in den ersten 45 Minuten
Sollten dem BVB zum ersten Mal in dieser Saison tatsächlich zwei Bundesliga-Siege in Serie gelingen? Diese Frage stellten sich auch viele Borussen selbst. Trainer Niko Kovac musste in der Startelf nur Julian Ryerson ersetzen, für den Yan Couto (und nicht Niklas Süle) rechts verteidigte. Selbes Team, selbe Leistung – diese Hoffnung erfüllte sich für die Borussen zunächst jedoch nicht. Vom Selbstvertrauen, dass die Dortmunder aus dem 6:0 gegen Union Berlin hätten schöpfen können, war am Millerntor kaum etwas übrig geblieben.
Für Intensität und Aggressivität stand erst einmal der FC St. Pauli. Die abstiegsgefährdeten Hamburger, nach drei Niederlagen ohne eigenes Tor unter Zugzwang, kauften den Gästen in den Zweikämpfen und bei den Fights um die zweiten Bälle den Schneid ab. Wann immer der BVB nach eigenen Ballverlusten (Emre Can) Räume anbot, suchte die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin den direkten Weg nach vorne. Mehr als einen Kopfball von Elias Saad (7.) und einen Schuss von Hauke Wahl nach einer Freistoßflanke (34.) ließen die Schwarzgelben allerdings nicht zu. Im Freudenhaus der Liga fehlte die Geilheit auf Tore.
Guirassy lässt den BVB jubeln
Dortmunds Hoffnung, nach dem Berlin-Erlebnis endlich eine Trendwende einleiten zu können, unterfütterte das Team anfangs nicht mit fußballerischem Inhalt. Kaum Tempo bei eigenem Ballbesitz, keine Tiefenläufe, daher wenig vertikales Spiel, da waren die überschaubaren Bemühungen der Schwarzgelben leicht zu verteidigen. St. Paulis Fünferkette stand stabil, in den Zweikämpfen kam schnelle Hilfe – zeitweise gingen 60 Prozent der Duelle an die Platzherren. Die besten BVB-Momente hatte noch Karim Adeyemi, der hinter einen Kopfball keinen Druck bekam (24.) und nach einem feinen Steilpass von Couto knapp links am Tor vorbei schoss (45.). Über die xGoals-Statistik lässt sich immer diskutieren, eine erwartete Torquote von 0,22 zur Pause dokumentierte die Dortmunder Harmlosigkeit allerdings treffend.
Anpfiff zweiter Durchgang, anderes Fußballspiel: Die Kiezkicker agierten plötzlich passiver, der BVB bekam mehr Druck ins Passspiel und ging in Führung: Adeyemi eroberte an der Strafraumkante eine zu kurz abgewehrte Flanke, Serhou Guirassy stand instinktiv richtig und drückte im zweiten Anlauf den Ball über die Linie (51.). Und kurz darauf der Doppelschlag, als Adeyemi an der Mittellinie ein Solo startete, sich stark gegen zwei Paulianer behauptete und überlegt abschloss (58.). Wie eingefroren blieb er nach seinem dritten Bundesliga-Saisontor stehen und genoss den Jubelschwall vor dem Gästeblock.
BVB hat den FC St. Pauli im Griff
Von diesen zwei Wirkungstreffern erholte sich St. Pauli nicht mehr. Dortmund beruhigte und kontrollierte die Partie und hätte durch Adeyemi sogar erhöhen können (72.). Für die Schlussphase brachte Kovac Daniel Svensson für Ramy Bensebaini und Carney Chukwuemeka für den glücklosen Giovanni Reyna (74.). Die Begegnung plätscherte dem Ende entgegen. Dem BVB konnte das nur recht sein, die drei Punkte für den schwer erkämpften Arbeitssieg sind verbucht. Eine Aufholjagd des Tabellenzehnten bleibt möglich.