BVB-Youngster Semic legt Wandel hin „Bei Lion hat es noch rechtzeitig Klick gemacht“

BVB-Youngster Semic widerlegt Skeptiker : „Bei Lion hat es noch rechtzeitig Klick gemacht“
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Die Schweißperlen glänzten im Flutlicht der Roten Erde sichtbar auf seiner Stirn. Die Beine waren nach den zweiten 90 Minuten binnen vier Tagen schwer. Auf und ab hüpfen aber machten sie noch mit. Mit einem breiten Lächeln begab sich Lion Semic daher nach Abpfiff gemeinsam mit den Teamkollegen der BVB-U23 auf den Weg Richtung Haupttribüne, um dort zusammen mit den Dortmunder Fans den 1:0-Coup über den bisherigen Tabellenführer Jahn Regensburg zu feiern.

BVB-Verteidiger Semic: „Das war Neuland für mich“

Es war ein hart erarbeiteter Sieg, an dem auch der 20-Jährige dank einer überzeugenden Leistung als Linksverteidiger seinen Anteil hatte. Seinem Naturell entsprechend, zeigte Semic viel Vorwärtsdrang, arbeitete aber auch gewissenhaft gegen den Ball. Es war erst der zweite Startelf-Einsatz und der zweite über die vollen 90 Minuten in dieser Saison für Semic. Zuvor war er als Teilzeitarbeiter an der Schwelle der Wahrnehmbarkeit geblieben, brachte es auf gerade mal 43 Einsatzminuten verteilt auf sechs Partien. Doch schon beim 0:0 zum Jahresauftakt in Freiburg schenkte ihm Trainer Jan Zimmermann über 90 Minuten das Vertrauen. Und auch jetzt gegen Regensburg erteilte er ihm von Beginn an das Mandat – und bescheinigte Semic eine gute Leistung.

„Lion hat sich diese Chance über Wochen im Training erarbeitet und verdient. Es freut mich für ihn, dass er das jetzt in zwei schweren Spielen echt gut gemacht hat“, bekannte Zimmermann. Im Sommer noch hatte der Deutsch-Kroate einen schweren Stand, kämpfte gegen die Zweifel an seiner Person. Nach einem verkorksten ersten Senioren-Jahr in der U23 von Borussia Dortmund erwarteten alle Beteiligten von Semic den nächsten Schritt. Dessen Entwicklung aber stagnierte. Weil Eigen- und Fremdwahrnehmung nicht deckungsgleich waren, zudem dessen Arbeitseinstellung bisweilen zu wünschen übrig ließ.

Das hat sich inzwischen geändert. Semic, so ist zu hören, hat einen Wandel hingelegt. Kritik nimmt er an, statt sie von sich zu weisen. Der 20-Jährige befindet sich in einem Reifeprozess, adaptiert mittlerweile das gestiegene Niveau in der 3. Liga. Dass er nach seiner Zeit bei der BVB-U19, mit der er 2022 Deutscher Meister wurde, Anpassungsschwierigkeiten bei der U23 hatte und er mit seiner neuen Rolle gehadert habe, räumt er inzwischen ein. „Für mich war das komplett Neuland, weil ich aus der Jugend kam und eigentlich immer gebraucht wurde, ob es die Nationalmannschaft war oder im Verein“, sagt Semic und fügt an: „Damit muss man sehr professionell umgehen.“

BVB-Vertrag von Semic endet im Juni 2024

Für den professionellen und richtigen Umgang mit der eigenen Situation hat der kampfstarke Außenverteidiger Zeit benötigt, aber mittlerweile bescheinigen sie ihm bei der Borussia durchaus entscheidende Fortschritte. „Wir haben junge Spieler und bei dem einen macht es eher Klick als bei dem anderen. Bei Lion hat es klick gemacht – noch im rechtzeitigen Moment“, betont Jan Zimmermann. In der Tat ist der Zeitpunkt gekommen, um gerade noch die Kurve zu kriegen, schließlich läuft Semic‘ Vertrag im Sommer aus. In den kommenden Wochen geht es für ihn also auch darum, sich für eine Verlängerung in Dortmund oder aber für andere Klubs zu empfehlen.

Lion Semic führt den Ball.
Marschierte gegen Jahn Regensburg permanent die linke Seite auf und ab: BVB-Verteidiger Lion Semic. © IMAGO/Patrick Ahlborn

Beim BVB registrieren sie erfreut, wie viel ihnen ein selbstbewusster Lion Semic auch bei der U23 in der 3. Liga geben kann. „Er verteidigt gut, hat mit Tempo und Quirligkeit immer mal wieder ein Überraschungsmoment im Spiel nach vorne. Damit hat er uns gegen Regensburg ein paar gute Situationen kreiert und das gibt uns in den nächsten Wochen noch mal mehr Variabilität“, sagt Jan Zimmermann. Zumal Semic als gelernter Rechtsverteidiger nun die linke Seite rauf und runter marschiert und damit die Sorgen lindert, die der Ausfall von Guille Bueno hinterlassen hat.

BVB-Youngster Semic spürt Vertrauen

„Zu spielen ist eine ganz andere Belastung als nur zu trainieren, gerade wenn du es lange nicht getan hast. Die Wettkampfbelastung ist für den Kopf und für die Beine anders“, bekennt Semic. Die Schweißperlen sind getrocknet, als er nach Spielschluss in den Katakomben des Signal Iduna Park mit einem Handtuch um die Schultern zum Gespräch erscheint. Er wirkt ausgelassen wie lange nicht. Derart gebraucht und gefordert zu werden, das hat er eine halbe Ewigkeit nicht gespürt. „90 Minuten Spiel sind gefühlt wie 200 Minuten Training. Es ist sehr, sehr intensiv. Vor allem als Außenverteidiger – du bist vorn, du bist hinten, du marschierst und dann auch noch in einer Englischen Woche“, gibt Semic zu Protokoll. Anstrengungen, die er gerne in Kauf nimmt.

Edin Terzic spricht mit Lion Semic.
BVB-Youngster Lion Semic (rechts), seit Mai 2022 mit einem Profi-Vertrag ausgestattet, spielt in den nächsten Wochen um seine Zukunft in Dortmund. © IMAGO/Team 2

Er hofft, dass er das lange Tief nun ein für alle Mal hinter sich gelassen hat. „Ich glaube, dass ich mir das erarbeitet habe und darauf bin ich sehr stolz. Ich habe das Vertrauen vom Trainer und der Mannschaft bekommen. Das stärkt einen. Dann kann man mit breiter Brust ins Spiel gehen“, sagt Lion Semic. Ingo Preuß spendierte sogar ein Sonderlob: „Wenn ich mal einen Spieler rausheben darf, dann Lion Semic: Er hat es auf der linken Seite richtig gut gemacht.“

Die für das Sonderlob ausschlaggebenden jüngsten Leistungen sind nun der Maßstab für die Rückrunde. Lion Semic weiß das. Es geht jetzt für ihn darum, es sich selbst und allen Zweiflern zu zeigen und die guten Eindrücke dauerhaft zu bestätigen. Für die unmittelbare Zukunft hat er sich auch schon etwas vorgenommen: „Gut regenerieren und dann geht’s in Dresden weiter.“ Am Sonntag (19.30 Uhr) gastieren Semic und die BVB-U23 beim neuen Tabellenführer Dynamo Dresden. Dort wartet dann die nächste Bewährungsprobe - schwere Beine nach Abpfiff sind erneut garantiert.

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