Daniel Svensson wusste nicht, wohin mit seinen Emotionen. Erst rannte er nach seinem Kopfballtreffer zum 3:1 Felix Nmecha beinahe in die Arme, anschließend machte er einen kurzen Abstecher vor die feiernde Südtribüne, dann ging es noch in Richtung Eckfahne, wo er seinen wilden Jubellauf mit einem schiefen Salto akrobatisch beendete. „In der Jugend habe ich häufig so gejubelt“, erzählte der Schwede später stolz in der Mixed Zone. „Als Profi habe ich es noch nie gemacht. Zum Glück ist es gutgegangen.“
BVB vor Svensson-Verpflichtung
Als „gutgegangen“ lässt sich auch die Leihe des 23-Jährigen bezeichnen. Vielleicht sogar als Volltreffer. Die Dortmunder Scouts hatten den einmaligen schwedischen Nationalspieler schon längere Zeit auf dem Zettel, ehe der BVB im Winter aktiv wurde und ihn für ein halbes Jahr vom dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland auslieh. Nur rund drei Monate später verdichten sich die Anzeichen, dass Svensson nicht wieder dorthin zurückkehren und dauerhaft in Dortmund bleiben wird.
Das kommt wenig überraschend. Die Dortmunder Verantwortlichen haben diesen Plan von Beginn an verfolgt und sicherten sich in den Verhandlungen eine Kaufoption in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro, bei einer gewissen Anzahl an Einsätzen könnte bereits im Vorfeld eine Kaufpflicht greifen. Nach dem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach formulierte Sebastian Kehl die Absichten erstmals etwas deutlicher.
BVB-Sportdirektor Kehl ist „relativ entspannt“
Auf die Frage nach einer festen Svensson-Verpflichtung folgte zunächst eine übliche Floskel: „Das besprechen wir mit dem Jungen, seinem Berater und dem Klub, bei dem er unter Vertrag steht.“ Doch der Sportdirektor konkretisierte: „Wir haben die Zügel fest in der Hand. So haben wir es im Winter vereinbart und ausgehandelt. Deswegen können wir da relativ entspannt mit umgehen.“
Svensson hat überzeugt. Ob als Linksverteidiger in der klassischen Viererkette oder seit einigen Wochen als Schienenspieler im 3-5-2-System. Seine Laufwerte sind mit Abstand die besten, er spult die meisten Kilometer ab, zieht die meisten Sprints an. So auch gegen Mönchengladbach. „Wir wissen, was er kann. Heute hat er getroffen, dazu ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Kehl. „Er ist sehr, sehr viel gelaufen, hat dazu Sicherheit ausgestrahlt. Der Junge macht Spaß – es geht in die richtige Richtung.“ Trainer Niko Kovac liebt solche Spielertypen, sie passen perfekt in sein Anforderungsprofil. Mehrfach hat er Lobeshymnen auf den jungen Schweden angestimmt.
Svensson über BVB: „Wie zuhause“
Deshalb ist er auch direkt zum Vielspieler aufgestiegen. Bis auf die drei Partien, die Svensson aufgrund eines Innenbandrisses im Knie verpasst hat, stand er seit Anfang Februar immer auf dem Platz. Das macht in Summe zwölf Partien, in acht davon startete er von Beginn an. „Ich genieße jedes Training und jedes Spiel“, sagte Svensson und versuchte damit, die Frage nach seiner Zukunft zu umschiffen, um dann noch einmal klarzustellen: „Ich spreche da nicht darüber und mache mir aktuell auch keine Gedanken darüber. Ich probiere, das alles zu genießen, so gut wie möglich zu spielen und dann werden wir nach der Saison sehen.“ Doch klar ist: Im Hintergrund laufen die Gespräche bereits auf Hochtouren.
Vielleicht läuft aber auch alles automatisch. Laut Sky fehlen nur noch drei Einsätze, bis die im Vertrag verankerte Kaufpflicht (15 Pflichtspiele) greift. Bei vier ausstehenden Begegnungen (Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen, Kiel) ist das durchaus wahrscheinlich. Svensson selbst macht keinen Hehl daraus, dass er sich in Dortmund extrem wohlfühlt: „Es fühlt sich wie zuhause an.“ Das war ihm nach seinem Premierentreffer am Sonntag deutlich anzusehen.