Waldemar Anton befand sich noch in den Katakomben des Stadions und machte sich erst langsam auf den Weg Richtung Spielertunnel, als es in der MHPArena das erste Mal richtig laut wurde. Dabei hatte der Stadionsprecher nur die Startaufstellung von Borussia Dortmund verlesen. Doch als der Name des Innenverteidigers fiel, trat das ein, womit alle gerechnet hatten: Es gab ein gellendes Pfeifkonzert!
Stuttgart-Rückkehr der BVB-Profis Anton und Guirassy
Viele VfB-Fans nehmen dem Innenverteidiger den Wechsel nach Dortmund noch immer übel. Erst Anfang des Jahres hatte der 28-Jährige seinen Vertrag in Stuttgart bis 2027 verlängert und anschließend erklärt: „Ich spüre jeden Tag das Vertrauen des VfB. Wir sind auf einer Wellenlänge, es stimmt für mich hier einfach sehr vieles. Ich fühle mich wohl und bin deshalb sehr glücklich über die Vertragsverlängerung. Ich freue mich auf die weiteren Jahre im Trikot mit dem Brustring.“ Sechs Monate später war allerdings Schluss beim VfB. Borussia Dortmund zog die Ausstiegsklausel in Höhe von 22,5 Millionen Euro.
„Es musste nichts ausgeräumt werden. Ich hatte mit ihm damals einen intensiven Austausch. Er hat mir seine Beweggründe dargelegt“, erklärte VfB-Coach Sebastian Hoeneß, der aber auch Verständnis für die eigenen Anhänger zeigte. „Auf der einen Seite kann ich es aus unserer Fansicht natürlich auch verstehen. Auf der anderen Seite wünsche ich mir, dass wir angefeuert werden und die Energie dafür genutzt wird, dass wir Unterstützung bekommen. Trotzdem wird es wahrscheinlich so sein, dass der Waldi ein bisschen etwas aushalten muss.“
Schon beim Warmmachen bekam Anton einen kleinen Vorgeschmack darauf. Als fünfter BVB-Spieler, mit einem Ball in der Hand, betrat er den Rasen. Der 28-Jährige scheute ganz bewusst den Blick Richtung Cannstatter Kurve. Dort, wo er vor einigen Monaten noch als Kapitän dieser Überraschungsmannschaft regelmäßig gefeiert wurde. Jetzt aber entlud sich der ganze Frust der Stuttgarter Fans. Zu den ohrenbetäubenden Pfiffen gesellten sich auch schnell Sprechchöre, die heftige und nicht zitierfähige Beleidigungen beinhalteten.

Kurz vor Anpfiff entrollten die VfB-Anhänger dann noch ein großes Banner – das deutlich an Anton, aber auch den ebenfalls zu Borussia Dortmund abgewanderten Serhou Guirassy gerichtet war. „Egal welcher Spieler, egal welcher Präsident – die einzige Konstante sind wir Fans“, stand auf dem Plakat, das sich über die gesamte Kurve erstreckte. Mit Spielbeginn war es allerdings schon wieder verschwunden. Die extremen Pfiffe aber begleiteten Anton über das gesamte Spiel – bei jedem Ballkontakt.
BVB-Neuzugang Anton reagiert auf Pfiffe
Anton selbst hatte im Vorfeld der Partie offen zugegeben, dass ihm das Thema durchaus nahe gehe. Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagte er: „Es wäre schön, wenn sich das Thema beruhigt, vor allem meiner Familie wegen. Denn es gab in den sozialen Medien eben auch viel, was unter die Gürtellinie ging.“
Seine Stuttgart-Rückkehr hatte er sich natürlich ganz anders vorgestellt. Der BVB blamierte sich beim 1:5 bis auf die Knochen, war dem wunderbar aufspielenden VfB Stuttgart in allen Belangen unterlegen. „Die Basics haben heute nicht gestimmt. Das müssen wir uns ganz klar ankreiden lassen. Wir werden mit Sicherheit in dieser Woche darüber sprechen, was nicht gut war. Jeder muss da jetzt Verantwortung übernehmen“, sagte Anton später in der Mixed Zone. „Defensiv war das nichts. So ein Spiel darf uns nie wieder passieren.“ Und wie hat es sich für ihn persönlich angefühlt, von knapp 60.000 Menschen bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen zu werden? „Man kann es auf jeden Fall ausblenden. Das war zu erwarten. Am Ende ist es okay“, sagte Anton, um das Gespräch mit folgenden Worten zu beenden: „Die Fans haben das bekommen, was sie wollten.“
BVB-Profi Anton vor schwieriger Rückkehr nach Stuttgart: „Viel, was unter die Gürtellinie ging“