BVB über weite Strecken desolat - Bosz vor dem Aus
1:2 gegen Bremen
Borussia Dortmund hat nach einer desolaten Leistung auch das zum Schicksalsspiel für Peter Bosz postulierte Heimspiel gegen Werder Bremen verloren und rutscht immer tiefer in die Krise. Der Trainer steht nach dem bitteren 1:2 (0:1) vor dem Aus.

Steht beim BVB vor dem Aus: Trainer Peter Bosz. © dpa
In das greifbare Entsetzen nach dem Abpfiff mischten sich immer deutlichere Pfiffe. Die Fans auf den Tribünen waren fassungslos, wenn sie nicht schon vorher gegangen waren. Als die Mannschaft den schweren Gang vor die Südtribüne ging und nach nur wenigen Sekunden umdrehte und in Richtung Kabine ging, schwoll das Pfeifkonzert zu einem Orkan an.
Verfahrene Situation
Es ist eine verfahrene Situation, mittendrin der machtlos wirkende Trainer Peter Bosz. Nach dem achten Bundesliga-Spiel in Serie ohne eigenen Sieg steht der Holländer mit dem Rücken zur Wand - und kurz vor der Beurlaubung.
Ein 6:1 gegen Borussia Mönchengladbach an gleicher Stelle. Tatsächlich markierte diese Partie, am Samstag genau vor 77 Tagen, Borussia Dortmunds letzten Bundesliga-Heimsieg. Die Vorzeichen also waren eindeutig bei bitterkalten Temperaturen, nach 45 Minuten im Schicksalsspiel für den weiter stark in der Kritik stehenden Peter Bosz waren viele Fans vor allem schockgefrostet. Die, die ihre Hände noch in Richtung Mund bekamen, stimmten ein gellendes Pfeifkonzert an.
Nur ein Torschuss
In einer Partie, die alle als Schlüssel für die dringend benötigte Wende tituliert hatten, kam die Borussia bis zur Pause exakt einmal in einer Abschlussposition vor Bremen-Torhüter Jiri Pavlenka. Ein Verlegenheitsschuss von Andrey Yarmolenko, mit links und ohne Druck. Der Ball kullerte am Tor vorbei, 40 Minuten waren da gespielt. Es war Dortmunds einziger Torschuss.
Die Bremer Führung konnte der Ukrainer damit nicht gefährden. Der BVB, den Bosz ohne seine etatmäßigen defensiven Mittelfeldspieler Julian Weigl und Nuri Sahin in dieses "Endspiel" um seinen Job schickte, bekam im 3-4-3 überhaupt keinen Druck nach vorn. Mahmoud Dahoud und Shinji Kagawa gelang es in der Mittelfeld-Zentrale nicht, Impulse nach vorn zu setzen.
Viel zu statisch
Gegen den Ball agierte Dortmund in der Fünferkette viel zu statisch und verteidigte nur im Raum. Das war beim Gegentor überdeutlich, als Bremens Max Kruse nicht an der Seitenverlagerung gehindert wurde, Torschütze Maximilian Eggestein dann weder von Raphael Guerreiro noch dem zu Hilfe eilenden Kagawa energisch unter Druck gesetzt wurde. Der Linksschuss des Bremers wurde immer länger und schlug unhaltbar hinter Roman Bürki ein (26.).
In Ballbesitz schaltete Dortmund viel zu behäbig um. Die Außen Guerreiro und rechts Marc Bartra rückten nicht mit auf, so bekam das Mittelfeld keinen Druck auf die Bremer Defensive. Dortmunds offensive Dreierreihe mit Christian Pulisic, Pierre-Emerick Aubameyang und Yarmolenko hing total in der Luft. Durch Kruse und Junuzovic hatte Bremen noch zwei weitere gefährliche Abschlüsse. Ungenaue Pässe in die Tiefe im BVB-Aufbauspiel taten ihr Übriges: Selten zuvor im eigenen Stadion wirkte das Spiel der Borussia so uninspiriert und ohne Ideen.
Doppelwechsel nach der Halbzeit
Mit der Hereinnahme von Andre Schürrle und Nuri Sahin korrigierte Bosz seine Aufstellung und setzte mit Beginn der zweiten Hälfte das dringend notwendige Signal von außen. Schon kurz vor dem Seitenwechsel hatte Bosz zudem auf 4-3-3 umgestellt. Kagawa rückte dann als Zehner quasi hinter die Dreierreihe, er prüfte Pavlenka gleich aus 20 Metern (47.). Sofort war die Kulisse da, Schürrle hatte mit einem Drehschuss den nächsten Abschluss (52.).
Dortmund spielte nun deutlich druckvoller, und sie erzwangen dann irgendwie den Ausgleich. Marcel Schmelzer flankte stark auf Kagawa, der legte per Kopf in die Mitte ab. Bremens Bargfrede, von Aubameyang bedrängt, beförderte den Ball letztlich mit dem linken Oberarm selbst über die Linie (57.).
Kagawa schießt Aubameyang an
Das hätte eigentlich einen Schub geben müssen, doch unerklärlicherweise verfiel die Borussia danach in alte Verhaltensmuster. Der eingewechselte Jerome Gondorf scheiterte nach einer Bremer (!) 4:2-Überzahl bei einem Konter noch mit seinem Lupfer (63.), Sekunden später musste sich Bürki bei einem Schuss von Kruse richtig lang machen. Fast folgerichtig, dass es dann 1:2 stand: Bremens Gebre Selassi durfte nach einer Ecke unbedrängt köpfen, Bürki bekam die Beine nicht mehr zusammen (66.).
Verzweiflung machte sich breit, auch auf dem Rasen. Es passte zum Verlauf, dass Shinji Kagawa dann nach der Kopfballvorlage von Marc Bartra vor dem leeren Bremer Tor den am Boden liegenden Aubameyang anschoss (72.).
Zeit rennt davon
Die Zeit rannte unerbittlich gegen den BVB, den der erneute Rückstand aber sichtlich lähmte. Bosz brachte noch Alexander Isak für den total indisponierten Dahoud - es war letztlich nicht mehr als ein Verzweiflungsakt. Denn Chancen gab es nur noch eine: Auch der Schuss von Kagawa aber ging kurz vor Ende der regulären Spielzeit neben das Tor (90.).
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