Als Jan Zimmermann nach dem Abpfiff auf der Pressekonferenz die 90 Minuten der BVB-U23 resümierte, die zum Saisonauftakt in einem 0:0 bei Preußen Münster endeten, schlug er selbstkritische Töne an: „Am Ende muss ich schon sagen, dass wir Münster anders erwartet haben. Das muss ich auch ein bisschen auf meine Kappe nehmen, dass wir Schwierigkeiten im Spielaufbau hatten, weil wir schon gedacht haben, dass sie höher attackieren und früher Druck machen würden. Dass sie uns 90 Minuten den Ball geben und auf unsere Fehler warten, kam überraschend für uns.“ Sein Gegenüber, SCP-Coach Sascha Hildmann, quittierte die Ausführungen Zimmermanns sichtbar zufrieden mit einem Augenzwinkern. Sein Plan war aufgegangen.
BVB-U23 offensiv zu harmlos
Der Aufsteiger hatte Borussia Dortmund ein Unentschieden abgerungen. Im Grunde waren das noch zwei Zähler zu wenig. Münster hatte ein klares Chancenplus vorzuweisen, der BVB hätte sich aufgrund eigener offensiver Harmlosigkeit über eine Niederlage nicht beschweren dürfen, sicherte den einen Punkt aber durch aufopferungsvolle Arbeit gegen den Ball. Von den geplanten schnellen Umschaltmomenten in die Tiefe war dagegen nichts zu sehen.
Beide Teams gönnten sich zum Saisonstart keine Anlaufphase. Bereits nach 20 Sekunden ging es im ausverkauften Preußenstadion hoch her, als Mario Suver den durchstarteten Joel Grodowski unmittelbar vor dem Strafraum zu Fall brachte. Doch der fällige Pfiff von Schiedsrichter Konrad Oldhafer blieb aus. Suver kam ungeschoren davon. „Es ging so schnell. Der Ball kam zwischen mich und den Stürmer, dann geht er allein aufs Tor. Ich habe probiert, ihn obenrum zu stoppen. Wir fallen beide ineinander rein. Wenn der Schiedsrichter ihn gibt, beschwere ich mich nicht“, bekannte der BVB-Innenverteidiger im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Wilder Beginn und zwei BVB-Wechsel zur Halbzeit
Nach wildem Beginn beruhigte sich die Partie. Dortmund verbuchte nun längere Ballbesitzphasen, wusste damit aber wenig anzufangen. Der Borussia war die holprige Vorbereitung anzumerken, die Startelf und auch die späteren Wechsel waren das Resultat von Kompromissen. Die wenigen vertikalen Bälle in die Tiefe waren daher kaum zielführend. Beim einzigen nennenswerten Versuch der Schwarzgelben zielte Michael Eberwein (4.) weit über das Tor. Die Preußen machten es besser. Nach sechs Minuten traf Gerrit Wegkamp nur die Latte, Suver blockte einen Schuss von Dominik Schad (21.).

Zur Pause reagierte Zimmermann, brachte Guille Bueno und Julian Hettwer für den angeschlagenen Bjarne Pudel und den wirkungslosen Justin Butler. Nach 55 Minuten erhoffte er sich zudem weitere Impulse durch die Einwechslung von Ole Pohlmann. Doch es waren die Preußen, die zunehmend dominanter auftraten. Einen Freistoß aus 18 Metern von Alexander Hahn (51.) entschärfte Torhüter Marcel Lotka mit einer Flugparade.
BVB-Trainer Zimmermann vermisst Mut
Beharrlich ging Münster auf die zweiten Bälle und wollte dann über die Flügel vorstoßen. Doch die Dortmunder verteidigten aufmerksam und konsequent. Franz Pfanne probierte es immer wieder mit Diagonalbällen auf die Außen. Doch wenn eine Linie des Gegners überspielt wurde, war für den BVB Endstation.
Nach 62 Minuten die dickste Gelegenheit für Münster: Joel Grodowski setzte über links gleich gegen vier Dortmunder durch, legte quer für Daniel Kyerewaa, doch der verzog. Auch die Schlussoffensive der Gastgeber überstand der BVB dank kompromissloser Arbeit gegen den Ball. „Wir hatten über 90 Minuten nicht so den Mut, mit dem Ball Risiko zu gehen, sondern waren mehr darauf bedacht, Fehler zu minimieren. Deswegen sah es von uns mit dem Ball nicht so gut aus. Münster hat es clever gemacht und immer auf die Fehler gewartet, gute Umschaltmomente gehabt“, konstatierte Zimmermann.
Zwei Wochen Zeit für bessere BVB-Abläufe
Erst am 20. August wartet das erste Saison-Heimspiel gegen die U23 des SC Freiburg. Bis dahin warten noch eine Menge Arbeit auf den BVB. „Wir möchten die nächsten zwei Wochen dafür nutzen, die Spieler zu integrieren, die jetzt lange nicht bei uns waren und an unseren Abläufen arbeiten. Wenn man sieht, wer uns heute alles gefehlt hat, kommt es nicht von ungefähr, dass uns ein Stück weit Qualität mit dem Ball abhandengekommen ist“, befand Zimmermann. Dass sein Team vor 11.744 Zuschauern und mit starker Unterstützung von 1190 mitgereisten BVB-Fans einen Punkt erkämpft hat, ist die gute Nachricht. „Was das Ergebnis wert ist, sehen wir in ein paar Wochen“, sagt Zimmermann.
BVB-U23 holt gegen Preußen Münster einen glücklichen Punkt: Profi rettet zumindest das 0:0
U23-Trainer Jan Zimmermann vor dem Saisonstart - Einblicke in Arbeit mit Talenten: BVB-Podcast 390
Nnamdi Collins wechselt vom BVB zu Eintracht Frankfurt: Youngster wird direkt ausgeliehen