
Kapitän Franz Pfanne wünscht sich für die BVB-U23 erneut einen einstelligen Tabellenplatz. © imago / Thomas Bielefeld
BVB-U23-Kapitän Franz Pfanne: „In der Breite sind wir stärker aufgestellt“
Borussia Dortmund
Die BVB-U23 startet mit vielen neuen Gesichtern in die Drittliga-Spielzeit. Im Interview spricht Kapitän Franz Pfanne über seine besondere Rolle, die Robustheit des Kaders und das Saisonziel.
Mit seinen 27 Jahren ist Franz Pfanne nach Niklas Dams zweitältester Spieler bei der U23 von Borussia Dortmund. Nicht nur deshalb hat sein Wort beim BVB-Unterbau Gewicht. Im Interview vor dem Saisonstart beim SV Wehen Wiesebaden (heute, 19 Uhr) verrät der Kapitän, wie er den Trainerwechsel erlebt hat, wie man Niederlagen-Serien womöglich verhindern kann und wo noch ungeschliffene Diamanten im Kader schlummern.
Herr Pfanne, gemeinsam mit Luca Unbehaun und Moritz Broschinski haben Sie den BVB beim Media Day des DFB repräsentiert. Dort standen sie auch vor der Kamera und auf sie wurde ein Feuer projiziert. Wie heiß lodert die Flamme denn so kurz vor dem Saisonstart in der 3. Liga?
Die Flamme wird immer größer, wir brennen alle auf diesen Saisonauftakt. Vorbereitungsspiele haben zwar auch etwas. Aber sind wir mal ehrlich: Jeder Fußballer freut sich, wenn es wieder um Punkte geht.
Der Sommer v erlief bei der BVB-U23 nicht ganz so wie erwartet. Enrico Maaßen hat sich als Trainer recht kurzfristig zum FC Augsburg verabschiedet. Wie haben Sie die Situation als Spieler erlebt?
Erste Gerüchte sind ja schon nach dem Spiel gegen 1860 aufgetaucht. Wer Enno kennt, der weiß, er strebt immer nach dem nächstmöglichen Erfolg. Deshalb war für mich sein Wechsel in die Bundesliga auch ein logischer Schritt, der mich für ihn freut. Wir Spieler haben das auch nur aus der Presse mitbekommen und waren sehr gespannt, wer dann der neue Trainer wird. Und in Christian Preußer haben wir jetzt jemanden, der sehr gut zu einer jungen Mannschaft passt.
Woran machen Sie das fest?
Man merkt, dass er in Freiburg schon viel mit jungen Spielern gearbeitet hat. Er legt viel Wert auf Disziplin und Pünktlichkeit. Da hat er direkt angesetzt, das ist ihm sehr wichtig. Auch abseits des Platzes strahlt er sehr viel Zuverlässigkeit aus. Das projiziert sich auch auf den Rasen. Diesen Ansatz finde ich sehr gut. Und im Training selbst machen wir sehr viele Spielformen, viele Rondos und es macht einfach richtig viel Spaß zu trainieren.
Was hat sich durch den Trainerwechsel von Enrico Maaßen zu Christian Preußer verändert?
Unter Enno haben wir in der Regel nur ein System (3-5-2, Anm. d. Red) gespielt. Das haben wir auch unter Christian Preußer übernommen. Unter ihm setzen wir aber auch auf die Viererkette. Wir sind ein Stück weit flexibler, was die taktische Grundausrichtung angeht. Klar sind beide ein wenig unterschiedlich. Aber beide sind junge Trainer und nah bei der Mannschaft.

Enrico Maaßen steht jetzt beim FC Augsburg an der Seitenlinie. © imago / Ulrich Wagner
Ihr Teamkollege Niklas Dams hat in der Vorbereitung gesagt: „Was Robustheit und Zweikampfhärte angeht, sind wir einen Schritt weiter als letzte Saison.“ Stimmen Sie zu?
Auf jeden Fall. In der Breite haben wir mehr Jungs, die auch mal dazwischenhauen können. Als Beispiel nenne ich mal Can Özkan. Man merkt, dass er schon eine Weile im Männerfußball dabei ist. Da geht es mit einer ganz anderen Intensität in den Zweikampf. So etwas braucht man in der 3. Liga ganz besonders. Oder auch Mario Suver. Der ist für mich Lennard Maloney 2.0. Ich nenne ihn deshalb manchmal auch scherzhaft „Lenny“. Auch Bjarne Pudel ist groß und stabil. Wir haben also einfach mehr Spieler, die diese Körperlichkeit mitbringen. In der vergangenen Saison hatten wir mehr filigrane Spieler, die das Ganze sehr schön haben aussehen lassen. Aber in der einen oder anderen Situation braucht es dann auch mal jemanden, der dazwischenhaut. Was das angeht, sind wir also sehr gut aufgestellt. Und in der vergangenen Saison haben Standardsituationen nicht gerade zu unseren Stärken gezählt. Auch hier erhoffe ich mir angesichts der Spielertypen mehr. In der 3. Liga ist gefühlt jedes Spiel extrem eng, da kann einem ein Standardtor schon enorm helfen.
In Ansgar Knauff, Steffen Tigges, Tobias Raschl, Immanuel Pherai und Lennard Maloney haben wichtige Stützen die Mannschaft verlassen. Dafür hat der BVB viele vielversprechende neue Spieler geholt. Können Sie schon einschätzen, wie stark der neue Kader im Vergleich ist?
In der Breite sind wir auf jeden Fall stärker aufgestellt als vergangene Saison. Da sind wir wahnsinnig gut besetzt, es gibt keinen krassen Leistungsabfall. Und was die Spitze angeht, haben wir viele noch schleifbare Diamanten. Raschl, Tigges, Knauff, Pherai – das waren und sind außergewöhnliche Spieler, die man erst einmal ersetzen muss. Ich glaube aber, dass sich einige unserer Spieler dahin entwickeln können, zum Beispiel Jayden Braaf.
In der Vorbereitung sind Gerüchte aufgetaucht, nach denen Dynamo Dresden Sie gerne verpflichten würde. Sie haben das Intersse mit Verweis auf Ihren noch bis 2024 laufenden Vertrag, aber auch auf Ihre Rolle, die Sie beim BVB haben, zurückgewiesen. Was macht Ihre Rolle für Sie so reizvoll?
Wir reden hier über Borussia Dortmund. Das ist einer der größten Vereine in Deutschland. Klar spiele ich für die zweite Mannschaft. Aber dennoch trage ich dieses Wappen auf der Brust und das erfüllt mich mit Stolz. Dann spiele ich auch noch in der 3. Liga, also im Profifußball, und habe hochtalentierte Jungs an meiner Seite, denen ich als erfahrener Spieler vielleicht das eine oder andere mit auf den Weg geben kann. Diese Kombination hat dafür gesorgt, dass ich mir gar nicht erst groß den Kopf über Dynamo Dresden zerbrochen habe. Ich weiß, was ich hier habe. Ich wohne ganz in der Nähe des Trainingsgeländes, finde hier beste Bedingungen vor, spüre das Vertrauen der Verantwortlichen. Warum also sollte man woanders hingehen, wenn man alles hat, was einen glücklich macht?

Erfahrenes Trio in der BVB-U23 (v.l.): Franz Pfanne, Marco Hober und Niklas Dams. © imago / Thomas Bielefeld
In der vergangenen Saison haben Sie gesagt: „Meine Aufgabe ist es, den Jungs Tipps zu geben und sie im Spiel daran zu erinnern, was wir machen wollen.“ Gilt das angesichts eines neuen Trainers und neuer Ideen mehr denn je?
Ja, diesen Satz kann ich noch mehr unterstreichen als zuvor. Wir Ü-Spieler (Spieler über 23 Jahre – neben Pfanne sind das Niklas Dams, Marco Hober und Michael Eberwein, Anm. d. Red.) haben uns mit dem Trainer ausgetauscht, wie er spielen möchte, und haben das verinnerlicht. Natürlich muss man dann während des Spiels den einen oder anderen daran erinnern. Das zählt also auch weiterhin zu meinen Aufgaben.
Was können Sie an Erfahrungen oder Erkenntnissen aus der vergangenen Drittliga-Saison mitnehmen, das Ihnen in der bevorstehenden Spielzeit helfen könnte?
Da sind mir die beiden Serien mit vier Niederlagen in Serie hängengeblieben. Man kann einfach nicht erwarten, dass man jedes Spiel gewinnt. Das schafft vermutlich kein Team der Welt. Das klingt vielleicht simpel, aber man muss sich in solchen Phasen einfach auf seine Stärken besinnen. Denn alles, was man kann, hat einen auch erfolgreich gemacht. Deshalb sollte man daran festhalten, auch wenn es mal nicht so läuft. Man darf niemals anfangen zu zweifeln. Für einige Spieler ist die 3. Liga ja auch neu. Sie werden schnell feststellen, dass jedes Spiel unfassbar eng ist und dass es auf Kleinigkeiten ankommt. Wenn du da nicht 100 Prozent an den Tag legst, ist es eigentlich unmöglich zu gewinnen.
Wie schafft man es aus einer solchen Niederlagen-Serie, wie Sie sie beschrieben haben, als Spieler gestärkt hervorzugehen?
Es ist zwar nicht cool, so etwas mitzuerleben und ich hätte auch gerne darauf verzichtet. Aber es hilft einem in gewisser Weise weiter. Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass so etwas ausbleibt. Und wenn man so eine Situation schon einmal erlebt hat, kann man versuchen, sie zu vermeiden. Eine Niederlagen-Serie ist irgendwie auch ein Prozess, der nicht von heute auf morgen entsteht. Der beginnt schon ein paar Wochen eher, wenn man vielleicht nicht bei jedem Training bei 100 Prozent war. Daraus habe ich persönlich gelernt, dass man von sich selbst und auch von den anderen immer diese 100 Prozent einfordern muss. Dann kommt man, glaube ich, nicht in diese Situation.

Franz Pfanne will mit der BVB-U23 auch in der neuen Saison schnellstmöglich den Klassenerhalt perfekt machen. © imago / Treese
Den Favoriten-Status in der 3. Liga nehmen sicher andere Vereine ein. Aber verraten Sie uns zum Abschluss bitte noch, wo Sie sich mit dem BVB einsortieren möchten?
Dass wir letzte Saison nichts mit dem Abstieg zu tun hatten, war schon eine relativ komfortable Situation. Daher möchten wir auch in dieser Saison so schnell wie möglich den Klassenerhalt schaffen. Wenn am Ende wieder ein einstelliger Tabellenplatz herausspringt, würden wir das sicherlich alle unterschreiben. Und wir möchten natürlich wieder die beste U23 Deutschlands sein.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
