Meinung
BVB-U23 in der Krise: So rückt der Klassenerhalt in weite Ferne
Die BVB-U23 legt einen Fehlstart in die neue Saison hin. Die Probleme sind vielfältig und alarmierend. Trainer und Team sind auf der Suche nach sich selbst.
Setzt sich die Tendenz der ersten Wochen fort, steht Borussia Dortmunds U23 vor einer ganz harten Saison in der 3. Liga. Nach sechs Spieltagen hat sie vier Punkte und 3:11 Tore auf dem Konto. Das ist definitiv zu wenig, um eine Saison fernab von Abstiegssorgen zu verbringen. In der Vorsaison – der besten der Vereinsgeschichte in der 3. Liga – hatte der BVB nach sechs Spieltagen bereits elf Zähler bei einem Torverhältnis von 13:7 gesammelt. Der Vergleich ist nur bedingt zulässig, da sich das Personal im Sommer deutlich verändert hat. Aber genau darin liegt ein großer Teil des Problems.
BVB-U23 mit großem Substanzverlust im Sommer
In Lennard Maloney, Tobias Raschl, Ansgar Knauff, Steffen Tigges, Immanuel Pherai und Berkan Taz hat die U23 des BVB gleich ein halbes Dutzend absoluter Leistungsträger verloren. Schon im Sommer stellte sich deshalb die Frage, inwieweit dieser Aderlass zu kompensieren sein würde. „Wenn das nicht so ist, haben wir qualitativ ein Problem“, ahnte Ingo Preuß schon Anfang Juli.
Bislang hat sich die Einschätzung des Sportlichen Leiters bestätigt. Zwar verfügt die BVB-U23 auch in dieser Saison über einen namhaften Kader mit reichlich Potenzial. Doch als harmonisches Ganzes hat sich dieses Gefüge noch nicht entwickelt. Der (neue) Trainer Christian Preußer kämpft mit einer Reihe von Problemen.
BVB-U23-Ladehemmung: Letztes Drittel wird zur Problemzone
Das Offensichtlichste ist die Harmlosigkeit seiner Mannschaft bei der Initiierung von Torchancen. Das letzte Drittel wird zur Gefahrenzone - aber vor allem für die eigenen Saisonziele. Denn sobald es ins letzte Drittel geht, beginnt mindestens die Hälfte der Probleme. Es fehlt an Gradlinigkeit, Entschlossenheit, manchmal auch am Tempo und bisweilen auch an der Abstimmung untereinander. Das richtige Freilaufverhalten und insbesondere auch die nötige Passschärfe haben im Training bislang viel Raum eingenommen. Christian Preußer legt darauf großen Wert, weil ein scharf gespielter Pass nicht nur dazu dient, gegnerische Linien zu überspielen, sondern in seinen Augen ein Signal darstellt – an den eigenen Mitspieler, aber auch an den Gegner – wie der BVB auftreten will. Die Kompromisslosigkeit und Schärfe, die seine Mannschaft in der Arbeit gegen den Ball durchaus auszeichnet, kann sie für die Arbeit mit dem Ball aber nicht gleichermaßen für sich reklamieren.
Das dürfte auch daran liegen, dass sich noch keine echte Stammformation herauskristallisiert hat. Lediglich vier Spieler (Dams, Papadopoulos, Pfanne, Eberwein) haben bislang in allen sechs Partien in der Startelf gestanden. Drei von ihnen haben ihren Arbeitsbereich in der Defensive. Auch das ist bezeichnend. Es zeigt das hohe Maß an Rotation – gerade in der Offensive.
BVB-Trainer Preußer sucht noch nach taktischer Grundausrichtung
Die BVB-U23 ist noch auf der Suche nach sich selbst. Das wird auch anhand ihrer taktischen Grundausrichtung sichtbar. Christian Preußer ordnete die Seinen (jeweils für zwei Spiele) zunächst in einem 3-5-2-, dann in einem 4-2-3-1- und zuletzt in einem 3-4-1-2-System an. Das kann man als taktische Flexibilität werten. Andererseits dürften auch diese Wechsel ihren Teil dazu beitragen, dass es dem Team noch an Stabilität fehlt.
Die veränderten Formationen und die personelle Rotation wiederum sind das Resultat eines (zu?) großen Kaders. Spieler wie Coulibaly und Kamara hinzugenommen, hat die U23 31 Akteure in ihren Reihen. Woche für Woche gibt es Härtefälle, etliche Spieler sind nicht mal für den Spieltagskader nominiert. Das schafft Unzufriedenheit. Die wiederum nimmt mit jedem Spiel zu, dass die U23 verliert.
Unzufriedenheit im Kader wächst mit jedem verlorenen Spiel
Es ist an Christian Preußer und Ingo Preuß, diese schwierige Gemengelage zu moderieren und die Balance im Team zu halten. Der bisherige Saisonstart – aber auch das ernüchternde 0:1 im Testspiel gegen den TuS Bövinghausen – sind Warnsignale. Genügt der Kader wirklich den eigenen Ansprüchen? Findet der BVB noch einen Torjäger für den nach Basel abgewanderten Bradley Fink? Findet er für die bestehende Belegschaft ein funktionierendes System? Und gelingt es, auch in den kommenden Wochen, dass die Ansprüche jedes einzelnen Spielers mit dem übergeordneten Ziel korrespondieren?
Borussia Dortmund steht im Herbst vor einer großen Aufgabe. Elf Spiele in der 3. Liga sind es noch bis zur WM-Pause Mitte November. Dann haben die Verantwortlichen noch mal zweieinhalb Monate Zeit, um intensiv mit der Mannschaft zu arbeiten, Schwachstellen auszumerzen und falls notwendig personell nachzujustieren. Bis dahin aber werden 33 Punkte vergeben. Und bei deren Vergabe sollte der BVB dringend eine bessere Quote als bislang aufweisen. Andernfalls werden sich die bestehenden Probleme noch verschärfen – und er wird bis zum Schluss gegen den Abstieg spielen.
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