BVB-U23 gelingt in Ingolstadt der Befreiungsschlag „Es ist eine große Last abgefallen“

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Es lief die vierte Minute der Nachspielzeit, als sich das Gefühl von Stärke mit der greifbaren Aussicht auf drei Punkte paarte. Justin Njinmah hatte am eigenen Strafraum ein Foul gezogen und ballte nun triumphierend die Faust. Diesmal würde nichts mehr schiefgehen, diesmal würde es tatsächlich etwas werden. Kurz darauf war der erste Sieg für die BVB-U23 seit Ende Oktober tatsächlich geschafft.

BVB-Konkurrenz patzt im Abstiegskampf

Mit dem 2:1-Erfolg beim FC Ingolstadt ist Borussia Dortmund nach sechs Niederlagen in Serie der sehnlichst erhoffte Befreiungsschlag gelungen. Das kam doppelt wertvoll daher, weil die Konkurrenz aus Halle (1:7 in Dresden), Aue (1:3 in Osnabrück), Bayreuth (0:2 in Freiburg) Federn ließ oder sich wie zwischen Zwickau und Meppen (1:1) gegenseitig die Punkte abnahm. Die BVB-U23 ist dadurch wieder bis auf Platz 15 geklettert. „Es ist eine große Last abgefallen. Man hat am Anfang gesehen, dass es auch in die andere Richtung kippen kann. Wir haben einen klaren Kopf behalten“, urteilte Niklas Dams bei „Magentasport“.

Ungeachtet der enttäuschenden Vorwochen begann der BVB dominant, ließ den Ball gefällig laufen und band Ingolstadt in der eigenen Hälfte. Chancen allerdings erspielten sich die Borussen, bei denen Trainer Christian Preußer Bjarne Pudel und Michael Eberwein für Nnamdi Collins und Abdoulaye Kamara in die Mannschaft brachte, zunächst kaum. Es mangelte an Genauigkeit und der letzten Konsequenz im Offensivspiel. Nach einer knappen Viertelstunde nahm sich Antonios Papadopoulos ein Herz, zielte aber aus rund 30 Metern zu ungenau. Kurz darauf hatte Moses Otuali eine dickere Möglichkeit auf dem Schlappen, vertändelte den Ball aber in aussichtsreicher Position im Strafraum. Davon abgesehen war der Winterzugang ein belebendes Element, ließ sich häufig fallen und initiierte so einige Angriffe.

BVB-Torhüter Marcel Lotka auf dem Posten

Den ersten Arbeitsnachweis lieferte BVB-Schlussmann Marcel Lotka nach 16 Minuten, als er einen Schuss des völlig freistehenden Marcel Costly aus der Distanz entschärfte. Um ein Haar hätte Calvin Brackelmann (18.) dann für die kalte Dusche gesorgt: Nach einer Freistoßflanke nickte der Ingolstädter den Ball aber knapp über die Latte. Zehn Minuten vor der Pause setzte Ole Pohlmann Justin Njinmah in Szene, der seinen Versuch aber neben das Tor setzte.

Marcel Lotka hält den Ball fest.
Sicherer Rückhalt für die BVB-U23 in Ingolstadt: Torhüter Marcel Lotka. © IMAGO/Eibner

Dennoch gelang dem BVB noch vor der Halbzeit die verdiente Führung: Nach einem Pohlmann-Eckball drückte Dams (40.) den Ball mit dem Hinterkopf zum 1:0 über die Linie. „Es ist einstudieret, dass ich auf den ersten Pfosten laufe. Aber es sieht kurios aus. Es war der Dosenöffner. Bisher ist selten etwas Zählbares herausgesprungen. Umso schöner, dass wir jetzt mal eine Chance genutzt haben“, sagte Dams. Nur eine gute Minute später das 2:0: Einen Querschläger von Cyrill Akono brachte Njinmah aus wenigen Metern im Netz unter – Balsam für die geschundene Dortmunder Seele. Mit diesen beiden Erfolgserlebnissen ging es dann in die Kabinen.

BVB-Linksverteidiger Rothe angeschlagen ausgewechselt

Der zweite Durchgang begann mit einem weiteren ungenauen Papadopoulos-Weitschuss von Antonios Papadopoulos. Genau fünf Minuten nach Wiederanpfiff dann das erste Ausrufezeichen der Hausherren: Nach einem Schuss von Maximilian Dittgen war Lotka aber auf den Posten. Zum Leidwesen der Borussen machte es Pascal Testroet drei Minuten später besser: Von Pfanne und Dams unbehelligt, zog der FCI-Angreifer ab und nutze den Platz zum Anschlusstreffer (53.). Direkt im Anschluss musste Tom Rothe verletzungsbedingt vom Feld. Der Youngster hatte zu Spielbeginn einen Schlag auf den Knöchel erhalten. „Tom hat sich danach in die Halbzeit gequält. Er wollte unbedingt auf die Zähne beißen, aber dann mussten wir ihn auswechseln“, erläuterte Preußer. Das Sprunggelenk sei angeschwollen, eine genaue Diagnose steht noch aus.

Niklas Lübcke, Thomas Feldhoff und Julian Koch jubeln.
Niklas Lübcke, Thomas Feldhoff und Julian Koch (v.l.) bejubeln den Sieg in Ingolstadt. © imago / Eibner

Dennoch trat Schwarzgelb weiter tonangebend auf. Bis zur 60. Minute: Der bereits erfolgreiche Testroet brachte das Kunststück fertig, den Ball aus drei (!) Metern völlig unbedrängt neben das Tor zu befördern – riesiges Glück für die in dieser Szene zu luftig verteidigende Borussia. Fünf Zeigerumdrehungen später war es erneut Ingolstadt Costly, der aus der Distanz Maß nahm, Lotka war aber zur Stelle. 20 Minuten vor dem Ende nahm der Druck des weiter FCI zu. Der Gastgeber übernahmen das Kommando, der BVB zog sich zurück und versuchte die bisweilen lückenhafte Defensive zu stabilisieren.

BVB-Trainer Preußer: „Dieser Sieg ist ein Brustlöser“

Das gelang. Außerdem wäre noch deutlich Druck vom Kessel genommen worden, hätten die eingewechselten Ted Tattermusch oder Rodney Elongo-Yombo ihre Chancen genutzt, doch dem Duo fehlte die letzte Überzeugung im Abschluss. In der Schlussphase blieb der große Sturmlauf der Ingolstädter aus. Zwar waren die Bayern um den Ausgleich bemüht, trugen ihre Angriffe aber viel zu konzeptlos vor. Dem BVB war das nur recht. Er feierte nach Abpfiff ausgelassen das Ende der chronischen Nulldiät. „Ingolstadt hatte zwar auch viele Chancen, aber in der Summe haben wir uns diesen Sieg einfach auch mal verdient. „Für uns ist dieser Sieg ein Brustlöser“, bekannte Christian Preußer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Christian Preußer gibt Anweisungen.
Kann durchatmen: BVB-U23-Trainer Christian Preußer. © imago / Eibner

Für den BVB-U23-Trainer war auch die Art und Weise des Siegs entscheidend. Seine Mannschaft überstand diesmal auch einige kritische Phasen. Und endlich war sie auch nach ruhenden Bällen erfolgreich: „Dass wir nach Standardsituationen unsere Tore erzielt haben, freut mich ganz besonders. Auch für Julian Koch, der diese Situationen mit den Jungs einstudiert“, sagte Preußer. „Wir haben heute viele Themen abgeräumt“, resümierte der Coach zufrieden. Um gleich entschlossen hinterherzuschieben: „Es war ein kleiner, aber wichtiger Schritt. Jetzt müssen wir weitermachen, dürfen nicht lockerlassen. Denn es wird noch ein langer Weg.“ Aber fürs Erste galt: Durchatmen.

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