Seinen Humor hatte sich Jan Zimmermann allen berechtigten Frusts über die 1:2-Niederlage gegen RW Essen zum Trotz bewahrt. „Ich habe mir mal eine Cola genommen, ist das okay?“, erkundigte sich RWE-Trainer Christoph Dabrowski vor der Pressekonferenz auf dem Podium sitzend bei seinem Trainerkollegen. „Das ist noch im Budget drin“, erwiderte der Coach der BVB-U23 lachend. „Ist auch Zero“, flachste Dabrowski.
BVB-U23 lässt Basics vermissen
Während die 90 Minuten zuvor voll und ganz nach dessen Geschmack gewesen sein dürften, bekam Zimmermann nur die Light-Version seiner Mannschaft zu sehen. Die Schwarzgelben erreichten in vielen Belangen nicht annähernd das Level der Vorwochen. Rechtsverteidiger Patrick Göbel sagte: „Das Einfachste hat gefehlt, die Basics, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen.“ Mittelfeldspieler Michael Eberwein spezifizierte: „Gerade in der ersten Hälfte haben wir viele Fehler gemacht, kaum Zweikämpfe gewonnen. Unser Anlaufen war schlecht, wir haben nicht genug Bälle gewonnen.“
Der 0:1-Pausenrückstand nach einem unglücklichen Eigentor von Marcel Lotka (30.) war verdient. Ohne Strippenzieher Ole Pohlmann (Infekt) und Paul Besong (Knieverletzung) war dem BVB ein gewisser Substanzverlust anzumerken. Im Zentrum fehlte es an Struktur. Zu allem Überfluss musste auch noch Linksaußen Justin Butler nach 15 Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden.
BVB-Training nach Verletzung abgebrochen
Trotz allem kam der BVB in Durchgang zwei per Elfmeter von Falko Michel zum 1:1 (57.) zurück ins Spiel. Aber die Freude hielt nur Sekunden, die Borussia ließ sich im direkten Gegenzug übertölpeln – 1:2 (58.). „Wir waren sehr fahrig in unserem Spiel, schenken den hart erkämpften Ausgleich gleich wieder her“, monierte Jan Zimmermann. Während seine Laune am Freitagabend nach dem Spiel zumindest noch ein paar Scherze mit Christoph Dabrowski zuließ, erreichte sie am Samstagvormittag einen neuen Tiefpunkt.

Felix Irorere musste nach einem Trainingsunfall ins Krankenhaus gebracht werden. Den Innenverteidiger hatte es in einem Zweikampf heftig am Fuß erwischt. Das Training wurde danach abgebrochen. Ein MRT soll am Montag Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Justin Butler hatte den Zwischenfall am Samstag in Brackel vom Spielfeldrand aus auf Krücken verfolgt. Bei ihm lautet die erste Diagnose: Bänderverletzung. Der Linksaußen, der nach schwierigem Saison-Beginn zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend hingelegt hatte, wird voraussichtlich einige Wochen ausfallen.
BVB-Trainer Zimmermann sucht Alternativen
Am schwersten aber wiegt der Ausfall von Paul Besong. Als er nach 20 Minuten in Bielefeld nach einem Pressschlag verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, sprach zunächst alles für eine Knöchelverletzung. Mittlerweile ist klar, dass auch das Knie in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Bei der genauen Diagnose hält sich der BVB bedeckt. Es handelt sich jedoch um eine schwerwiegende Verletzung. Besong wird auf unbestimmte Zeit ausfallen, heißt es.

„Wir müssen uns nach dieser Woche mit den schweren Verletzungen erst mal sammeln und schauen, wer sich wie präsentiert. Klar ist: Wir brauchen ein paar Alternativen“, sagt Jan Zimmermann. „Es fehlen gerade ein paar Spieler, das tut natürlich weh. Trotzdem haben wir genügend gute Spieler im Kader, die das auffangen können. Das sollte kein großer Nachteil sein“, versuchte Michael Eberwein in der Mixed Zone am Freitagabend Zuversicht zu verströmen. „Wir haben eine extreme Dichte. Ich bin mir sicher, dass alle die Qualität haben, da reinzurutschen“, ergänzte Patrick Göbel.
Doch fehlende Impulse nach Einwechslungen nicht nur gegen Essen lassen Zweifel an dieser Einschätzung aufkommen. Jan Zimmermann jedenfalls nimmt die bisherigen Reservisten eindeutig in die Pflicht: „Wir haben ohne Ole Pohlmann, ohne Paul Besong und relativ schnell auch ohne Justin Butler, also ohne drei Topspieler gespielt – das wäre es schon komisch, wenn man das nicht merkt. Ich habe im Vorfeld aber auch gesagt, dass das jetzt die Chance ist für andere Spieler, sich zu zeigen. Man muss ehrlich sagen: Das hat der eine oder andere nicht geschafft.“
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