BVB-U23 auf Ursachensuche für Fehlstart „Das letzte Quäntchen Gefahrenbewusstsein fehlt“

BVB-U23 auf Ursachensuche für Fehlstart: „Das letzte Quäntchen Gefahrenbewusstsein fehlt“
Lesezeit

Das erste Pflichtspiel des Jahres war noch keine zwei Stunden alt, da begann bei Borussia Dortmunds U23 auch schon dessen Aufarbeitung. Kaum in den Bus eingestiegen, beugten sich Videoanalyst Philipp Maier sowie das gesamte Trainerteam über die Laptops, um die vorangegangenen 90 Minuten zu beleuchten. Die boten genügend Stoff, um die zweifellos vorhandenen Vorzüge und die ebenso zweifellos noch immer vorhandenen Defizite aufzuzeigen.

Die 1:3-Niederlage beim bisherigen Schlusslicht Spielvereinigung Bayreuth hatte die BVB-U23 zwar im Vorfeld nicht ausschließen können. Dennoch hatten sich die Schwarzgelben von der Reise in den Süden mehr versprochen, in erster Linie natürlich Zählbares. Dass der BVB zum vierten Mal in Serie leer ausging, war einer miserablen zweiten Hälfte geschuldet, in der er vollständig vom Kurs abkam. Bis zur Pause hatten die Dortmunder Gegner und Geschehen im Griff gehabt. Mit Wiederanpfiff aber schienen die Antennen beim BVB nicht mehr vollumfänglich ausgefahren, kehrte der Schlendrian ein. Mit Unkonzentriertheiten und leichtfertigen Ballverlusten küsste die Borussia die nun erstarkenden Gastgeber wach.

Eine Mitschuld am Ausgleich durch Markus Ziereis (50.) musste sich Marco Pasalic ankreiden lassen, der auf der rechten Seite in den Zweikampf ging und ihn verlor, statt vorausschauend und präventiv einen langen Ball zu spielen. Es war nicht der einzige unnötige Ballverlust der Dortmunder nach der Pause. „Wir schenken die Bälle zum Teil zu leicht her. Das letzte Quäntchen Gefahrenbewusstsein fehlt einfach. Die einfache Lösung ist manchmal die Bessere“, sagte Christian Preußer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Das war unnötig, kam in dieser Saison aber nicht zum ersten Mal vor. Der BVB-Coach fühlte sich in der Rückschau bei der Entstehung der Niederlage an das 1:2 gegen den VfB Oldenburg und auch an das 0:1 gegen Erzgebirge Aue unmittelbar vor der Winterpause erinnert. „Es liegt an Kleinigkeiten, für die wir brutal bestraft werden und die wir zwingend abstellen müssen“, betonte Preußer.

Collins mit gutem U23-Debüt

Auch beim Rückstand stand sein Team Pate. Pasalic gab Dennis Lippert nur Geleitschutz, statt dessen Flanke zu unterbinden und Youngster Nnamdi Collins, der ansonsten ein ordentliches Drittliga-Debüt gab, verlängerte unfreiwillig für Jann George, der zum 1:2 (55.) einschob. Zwei Wirkungstreffer binnen fünf Minuten, von denen sich der BVB hernach nur sehr mühsam erholte.

Bei allem Bemühen entwickelten die Schwarzgelben nun kaum mehr Durchschlagskraft. Neuzugang Cyrill Akono setzte nach seiner Einwechslung (61.) noch keine Impulse. Und auch die übrigen Borussen taten sich sichtbar schwer. „Die Jungs zerreißen sich und es kommt leider dennoch viel zu wenig dabei herum“, konstatierte Christian Preußer.

Acht Sekunden bis zum BVB-Tor

Dabei waren die ersten 45 Minuten durchaus dazu angetan gewesen, allen Beteiligten Mut zu spenden. Im ersten Durchgang war der BVB selbstbewusst, spielfreudig und kombinationsstark. Exemplarisch stand dafür das 1:0 nach acht Minuten. Zwischen der Initiierung des Angriffs durch Antonios Papadopoulos, der Zwischenstation Justin Njinmah und dessen Vollendung durch Falko Michel lagen gerade mal acht Sekunden. Ein Tor wie am Reißbrett entworfen.

Der BVB ist also durchaus dazu in der Lage, mit wenigen Kontakten Tiefe im Spiel herzustellen und daraus Kapital zu schlagen. Eine wichtige Erkenntnis für den weiteren Saisonverlauf. „Die Niederlage im Moment für uns natürlich erst einmal ernüchternd und frustrierend. Trotzdem müssen wir schnell einen Haken dran machen“, sagte Christian Preußer. Am Samstag (14 Uhr) erwartet er mit seiner Mannschaft den VfL Osnabrück. Bis dahin muss das Team die richtigen Lehren aus dem verpatzten Jahresauftakt gezogen haben. Preußer ist ein Trainer, der lieber das Positive betont, statt vor allem auf dem Negativen herumzureiten. Gleichzeitig muss er natürlich den Finger an den richtigen Stellen in die Wunde legen, damit sich die Fehler nicht wiederholen. Es ist eine Gratwanderung. So wie die bisherige Saison seiner Mannschaft.

Kapitaler Fehlstart für die BVB-U23 in Bayreuth: „In den entscheidenden Situationen zu naiv“

BVB-U23-Trainer Christian Preußer im Interview: „Jeder muss sein Ego hintenanstellen“

BVB-U23 in der Winterpause: Christian Preußer muss fünf Baustellen schließen