Mag das Thermometer im Laufe des Tages auch gefühlt auf fast frühsommerliche Temperaturen klettern. Morgens um 9 Uhr ist es noch empfindlich kühl in Belek. Trotz lediglich drei Grad Celsius stimmt Christian Preußer einem Video-Interview mit den Ruhr Nachrichten im Garten des Club Megasaray zu. Nach einem kurzen Videodreh geht es in die deutlich behaglichere Hotel-Lobby. Dort gibt es erst mal einen Kaffee zum Aufwärmen. Der Trainer von Borussia Dortmunds U23 blickt im Gespräch mit RN-Redakteur Cedric Gebhardt auf die vergangenen Tage im Trainingslager zurück.
Herr Preußer, Sie haben sich für das Trainingslager einen besonderen Spirit bei Ihrer Mannschaft gewünscht. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Im Sommer hatten wir anders als jetzt nicht die gesamte Gruppe im Trainingslager beisammen. Das war auch mit ausschlaggebend dafür, dass wir nicht so einen guten Saisonstart hatten. Uns war es einfach wichtig, dass in Belek alle Spieler dabei waren und sie unsere Prinzipien noch einmal kennenlernen. Wichtig war es auch, dass das Miteinander gestärkt wird, dass die Jungs auch außerhalb des Trainingsplatzes viel Zeit gemeinsam verbringen. Und dafür haben wir beste Bedingungen vorgefunden.
Das Offensivspiel hat während Ihrer Zeit in Belek viel Raum im Training eingenommen. Haben Sie dort die Fortschritte gesehen, die Sie sich erhofft haben?
Ja, das habe ich. Das Testspiel gegen MTK Budapest ist da ein guter Maßstab für uns. Natürlich müssen wir das ein bisschen relativieren, weil der Gegner viel gewechselt hat. Aber wir haben 6:0 gewonnen und viele tolle Angriffsaktionen und Tore gesehen. Wenn man unsere Bilanz in der Hinserie sieht, müssen wir uns im Offensivspiel verbessern, damit wir die Tabellenregion verlassen. Ich glaube, da haben wir hier einen ersten großen Schritt gemacht. Ich glaube aber auch, dass uns das die ganze Saison über noch begleiten wird und dass es ein Prozess bis zum Saisonende sein wird.
In Cyrill Akono haben Sie einen neuen Stürmer verpflichtet. Welchen Eindruck hat er im Trainingslager hinterlassen?
Einen sehr guten Eindruck. Cyrill ist sehr aufgeschlossen, er saugt alles auf. Wir haben im Vorfeld tolle Gespräche mit ihm geführt. Man merkt richtig, dass er große Lust auf die Aufgabe hat. Er muss sich aber auch noch an unsere Abläufe gewöhnen, das hat man im Testspiel gegen Budapest gesehen. Ich bin sehr froh, dass er da ist und glaube, dass er uns in der Rückrunde richtig helfen kann.

In Nnamdi Collins war auch ein U19-Spieler mit in Belek. Wie hat er Ihnen gefallen?
Da ziehe ich das gleiche positive Fazit. Bei U19-Spielern ist es manchmal so, dass sie am Anfang nervös sind. Das war bei ihm überhaupt nicht der Fall. Er war gleich voll drin. Man merkt, dass er Führungsspieler in der U19 ist. Er ist sehr selbstbewusst und gleichzeitig sehr lernwillig. Er hat im Test gegen Budapest viel Spielzeit bekommen und ein ordentliches Spiel gemacht. Es wird so sein, dass er in Zukunft häufiger bei uns trainieren wird, weil er sich an uns gewöhnen soll.
Sie haben Ihr Team bereits gelobt. Wer oder was hat Ihnen im Trainingslager besonders gut gefallen?
Im Trainingslager sind es immer besondere Bedingungen. Das, was wir hier erlebt haben, das Miteinander, die gemeinsame Zeit, das Kennenlernen, das müssen wir natürlich auch in die Saison tragen. Auch dann, wenn bald die erste Entscheidungen anstehen und Spieler nicht von Beginn an spielen, nur auf der Bank sitzen oder sogar auf der Tribüne. Wichtig wird sein, dass wir zusammenbleiben und jeder sein Ego hintenanstellt, damit wir das Saisonziel erreichen. Das müssen wir in den nächsten Wochen auch in der Praxis umsetzen.
Sie haben vor einigen Wochen davon gesprochen, dass Sie manchmal das richtige Mindset bei Ihren Spielern vermissen. Was möchten Sie in dieser Hinsicht verändert wissen?
Es gab einige Spiele, in denen wir sehr viele Torchancen hatten und das Gefühl da war: „Na ja, heute können wir noch eine ganze Weile spielen und wir schießen trotzdem kein Tor.“ Das müssen wir durchbrechen. Im Training haben wir deshalb bewusst so lange die Chance zu Ende gespielt, bis der Ball im Tor ist. Es ist kein Problem, wenn wir eine Torchance vergeben und wir werden auch die nächste bekommen. Aber wir müssen verinnerlichen, dass man auch mit der zweiten oder dritten Chance das Tor machen kann. Darüber haben wir viel gesprochen und uns Videosequenzen aus der Hinrunde angesehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das jetzt verbessern.
Mit welchem Gefühl geht es zurück nach Dortmund?
Ich nehme das Gefühl mit, dass wir hier gut und sehr intensiv gearbeitet haben. Wir haben viele Doppel-Einheiten gemacht, die auch zeitlich sehr lang waren. Ich nehme mit, dass wir die Inhalte rübertransportieren und ich fliege auch mit Vorfreude auf das Bayreuth-Spiel zurück nach Deutschland. Denn wir wollen gerne wieder um Punkte spielen.
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