Die U19 von Borussia Dortmund ist vor einer guten Woche in die Winter-Vorbereitung gestartet. Die Zeit ist knapp bemessen, bereits am 28. Januar steht das erste Spiel in der Junioren-Bundesliga gegen den SC Paderborn an. Die Vorbereitung hat unter erschwerten Bedingungen begonnen, da Trainer Mike Tullberg in den ersten Tagen auf acht Leistungsträger verzichten musste, die entweder mit den BVB-Profis in Marbella oder mit der U23 in Belek im Trainingslager waren. Im Gespräch mit Redakteur Cedric Gebhardt spricht der Däne über die Entwicklung der Dortmunder Toptalente, den angepeilten Titel-Hattrick und ein hausgemachtes Problem in der Defensive.
Sie hatten beim Winter-Trainingsauftakt zunächst nur einen kleinen Teil Ihrer Mannschaft bei sich. Aber schon am 28. Januar geht es gegen den SC Paderborn weiter. Sind knapp drei Wochen Vorbereitung bis dahin überhaupt ausreichend?
Wir müssen einfach mit dem klarkommen, das uns personell zur Verfügung steht, und flexibel reagieren. Wenn man sich die vergangenen zwei Monate anschaut, hatten wir häufig durchschnittlich auch nur elf, zwölf Spieler im Training. Ich würde mir natürlich wünschen, mit einer großen Gruppe über einen längeren Zeitraum trainieren zu können. Aber ich bin natürlich auch froh über jeden unserer Spieler, der mit den Profis oder der U23 im Trainingslager unterwegs gewesen ist. Wir sind ohnehin gut eingespielt und die Jungs kennen unsere Vorgaben. Das kriegen wir auch in der Kürze der Zeit hin. Wichtig ist nur, dass möglichst viele Spieler fit sind, wenn es wieder losgeht.
Auch wenn die Vorbereitung knapp bemessen ist: Was möchten Sie Ihrem Team an inhaltlichen Schwerpunkten vermitteln?
Was wir brauchen, ist der Ehrgeiz und der Wille, dass jeder Einzelne von uns, aber auch die Mannschaft unser Tor verteidigen. Das haben wir gerade gegen Leverkusen und Paris hervorragend verkörpert. Das möchte ich auch in der Rückrunde unbedingt wiedererkennen. Ich hoffe, es bleibt dann auch noch etwas Zeit, an den offensiven Abläufen zu feilen. Die Jungs kriegen es aber auch so schon wirklich gut hin, sich anzupassen. Wir sind schwer für unsere Gegner auszurechnen, weil wir immer andere Räume bespielen. Es ist eine unserer großen Stärken, dass die Jungs in kurzer Zeit dazu in der Lage sind, einen Plan aufzusaugen und auch umzusetzen.

Ihr Kapitän und Abwehrchef Filippo Mane fehlt seit Ende Oktober und fällt noch bis mindestens Ende Januar aus. Welche Alternativ-Lösungen haben Sie in der Zwischenzeit entwickelt?
Zum Glück hatten wir wegen der U17-WM fast einen Monat lang kein Pflichtspiel. In dieser Zeit haben wir im Training ausschließlich an unserer Defensive gearbeitet. Wir haben das Halten der Viererkette und die Verteidigung der eigenen Box trainiert, haben sehr viel Wert auf Zweikampfführung gelegt. In der jüngeren Vergangenheit haben wir im NLZ praktisch keinen Innenverteidiger hochbekommen, der sich als reiner Verteidiger definiert hat.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Das liegt zum Großteil daran, dass unsere Mannschaften fast immer in Ballbesitz sind, dass wir sehr häufig wenig verteidigen müssen. Wir müssen die Jungs aber deutlich mehr fordern, sie müssen das Verteidigen lernen. Unsere Jungs definieren sich als Innenverteidiger in erster Linie über Ballbesitz, das war bei Colin Kleine-Bekel so, bei Nnamdi Collins, bei Farouk Cissé, bei Hendry Blank und das ist jetzt bei Tyler Meiser und Elias Benkara der Fall. Der Einzige, der das nicht tut, ist Filippo Mane und den haben wir extern geholt. Ich glaube einfach, unsere Jungs haben viel zu viele Spiele, in denen sie defensiv nicht an ihr Maximum gehen müssen. Wenn sie Fehler machen, resultiert daraus vielleicht mal ein Gegentor, aber wir gewinnen trotzdem 3:1 oder 4:1. Deshalb müssen wir das im Training deutlich mehr provozieren, dass sie ans Limit gehen müssen. Aber wenn man sieht, wie sich die Jungs gegen Leverkusen und Paris in jeden Ball geschmissen haben, wie sie jeden Zweikampf abgefeiert haben, hat es mich darin bestätigt, dass sie das können. Aber wir müssen diesen Ansatz viel stärker im Training verfolgen. Unsere Spieler müssen lernen, was es bedeutet, das eigene Tor zu verteidigen.

Ihre Mannschaft hat mit drei Punkten Vorsprung bei zwei Spielen weniger auf Bayer Leverkusen als Herbstmeister überwintert. Kann sie sich auf dem Weg zur Titelverteidigung nur selbst schlagen?
Das finde ich sehr schwierig zu beantworten. Wir haben eine hervorragende Hinrunde gespielt, aber wir müssen auch berücksichtigen, dass wir überhaupt noch nicht wissen, welche Jungs uns in der Rückserie zur Verfügung stehen. Aber unabhängig davon bleibt es das Ziel, dass wir ein drittes Mal in Folge Westdeutscher Meister werden möchten. Dann hätten wir den Hattrick geschafft und das ist durchaus möglich.

Zuletzt hieß es, Paris Brunner könnte im Februar einen Profivertrag beim BVB unterschreiben. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung in den vergangenen Monaten und wie sehen Sie seine Zukunft?
Dafür bin ich der falsche Ansprechpartner, das ist eine Entscheidung des Vereins.
Am 7. Februar treffen Sie in den Play Offs der Youth League auf MSK Zilina. Der Klub aus der Slowakei war direkt nach der Auslosung für viele in Dortmund eine große Unbekannte. Was haben Sie inzwischen über diesen Gegner in Erfahrung gebracht?
Zilina ist in etwa vergleichbar mit Hajduk Split, gegen die wir in der vergangenen Saison im Viertelfinale gespielt haben. Es erwarten uns also große Kerle, die um ihr Leben spielen werden, außerdem viele Zuschauer und eine tolle Stimmung. Es wird auf jeden Fall ein ganz anderer Gegner als die, die wir in der Gruppenphase hatten. Fußballerisch ist Zilina nicht mit Paris, Mailand oder Newcastle vergleichbar. Dafür ist es aber eine echte Malochertruppe, die um jeden Meter kämpfen wird. Wir müssen es irgendwie schaffen, dass das Stadion mit seinem Kunstrasen zu unserem Vorteil wird, weil wir darauf Fußball spielen können. Das wird die Aufgabe sein. Vom Rest sollten wir uns nicht beeindrucken lassen. Und: Es ist ein Spiel, da kann alles passieren.

Den Hattrick in der Junioren-Bundesliga West haben Sie schon als Saison-Ziel definiert. Welche weiteren Ziele haben Sie sich gesetzt?
Ich mache nicht alles an Ergebnissen fest. Aber natürlich wäre es schön, zum dritten Mal in Folge Westdeutscher Meister zu werden und es zum dritten Mal in Folge ins Finale um die Deutsche Meisterschaft zu schaffen. In der Youth League waren wir zuletzt zweimal im Viertelfinale. Ich bin gespannt, wie weit wir dort kommen können. Wenn wir den richtigen Tag erwischen, sind wir in der Lage, jeden zu schlagen. Wir haben gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind, Ergebnisse zu holen, auch wenn wir nicht in Bestbesetzung antreten. Davon mal abgesehen, würde ich mir wünschen, dass ein paar meiner Jungs im Mai oder Juni die Möglichkeit haben, den Sprung Richtung Profi-Kader und U23 zu schaffen. Das Ziel sollte sein, dass jeder das Maximale aus sich herausholt.
BVB schnappt sich italienisches Toptalent: U19-Duo fällt längere Zeit aus
Ajax-Angebot für BVB-Toptalent Julian Rijkhoff?: Das ist dran an dem Gerücht
BVB bittet Paris Brunner und Eltern zum Rapport: Rückschritt statt Fortschritt in Marbella