BVB-U19 spielt überzeugende Saison Doch in zwei Bereichen muss sich Dortmund deutlich verbessern

BVB-U19 spielt überzeugende Saison: Doch in zwei Bereichen muss sich Dortmund deutlich verbessern
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Zwei Stunden nach der Siegerehrung war Ruhe eingekehrt. Im Stadion wehte der Wind die übrig gebliebenen goldenen Luftschlangen über den Rasen. In der MEWA Arena begannen die Aufräumarbeiten. Die gegensätzlichen Gemütsverfassungen waren dennoch nach wie vor zu spüren. Im Loungebereich des Mainzer Stadions hielt Christian Heidel eine Ansprache an die frisch gebackenen Deutschen Meister. Immer wieder brandete lauter Jubel auf.

Trotz Niederlage viel Lob für BVB-U19

Bei Borussia Dortmunds U19 war es nach der 2:4-Finalpleite dem Resultat entsprechend ruhig. Auch beim BVB richteten Nachwuchschef Lars Ricken und Trainer Mike Tullberg lobende Worte an die Mannschaft sowie deren Familien, die im Endspiel mitgefiebert hatten. Bei Schwarzgelb versuchten sie, gemeinsam die Niederlage zu verarbeiten. Trost fanden in diesem Augenblick die wenigsten Spieler.

Ihnen wird bewusst gewesen sein, eine große Chance verpasst zu haben. Für den BVB hätte es nach 2019 und 2022 die dritte Deutsche Meisterschaft in Serie werden können. Mit dem abermaligen, dem insgesamt zehnten Titelgewinn hätte die Borussia neuer U19-Rekordmeister werden können. Doch die Mannschaft schien gegen Mainz beeindruckt vom hohen Pressing, der Zweikampfaggressivität, der Unnachgiebigkeit und Entschlossenheit des Gegners und womöglich auch von der Lautstärke der rund 15.000 Mainzer Fans.

BVB-Offensive stockt gewaltig

Schon beim Viertelfinal-Aus in der Youth League gegen Hajduk Split hatte die BVB-U19 nur in Teilbereichen überzeugt. In beiden Begegnungen trat ein Manko offen zu Tage, das sich durch die gesamte Saison gezogen hat: Dortmund schießt zu wenige Tore, betreibt zu viel Aufwand für zu wenig Ertrag. Ein Defizit, das den Verantwortlichen durchaus bewusst war, aber in der Kaderplanung im Vorfeld nicht ausreichend berücksichtigt und behoben wurde.

Das konnten auch die Torfestivals im Saison-Endspurt gegen Mönchengladbach (6:1) und im DM-Halbfinale bei Hertha BSC (4:0) kaum kaschieren. Die Mannschaft hat ihrer Offensivschwäche ein Höchstmaß an Einstellungsbereitschaft und Disziplin bei der Defensivarbeit entgegengesetzt. Das eine (Mentalität) konnte sie für sich auch im Finale gegen Mainz reklamieren, das andere (defensive Unverwundbarkeit) nicht.

Die Mainzer, mit Jungprofi Nelson Weiper und Kapitän Brajan Gruda im Angriff, entfalteten im Endspiel eine offensive Wucht, wie sie die Dortmunder in dieser Saison nur selten erlebt haben. Gegen Paris Saint-Germain war es ihnen gelungen, die Kräfte des Gegners fast vollständig zu bändigen. Auch gegen Manchester City und Hertha BSC hielt der BVB stand. Gegen Mainz sah das trotz vollen Einsatzes ander aus.

Grundlage für BVB-Entwicklung stimmt

Was aber Mentalität und Widerstandskraft angeht, war der Auftritt des BVB auch gegen Mainz vorbildlich. Wie den Dortmunder trotz Unterlegenheit zweimal den Ausgleich gelang und sie in der Verlängerung sogar am Führungstreffer schnupperten, hat jeden Respekt verdient. Da stand eine Mannschaft auf dem Rasen, die gestählt durch viele späte Comebacks (Manchester, Kopenhagen, Hibernian) immer an sich glaubt.

Nnamdi Collins sitzt auf dem Rasen.
Die BVB-U19 wurde im Finale vom FSV Mainz 05 maximal gefordert. © imago / Patrick Ahlborn

Das wiederum ist eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung. Bei Borussia Dortmund legen sie viel Wert darauf, nicht nur Fußballer, sondern auch Menschen auszubilden. Für deren Reifeprozess ist eine Niederlage, so schmerzhaft sie im Augenblick ist, womöglich sogar wertvoller als ein weiterer Sieg. Weil sie Ansporn sein kann für den nächsten notwendigen Schritt und weil sie eine wichtige Lektion lehrt: Siege sind alles andere als selbstverständlich.

BVB muss Defizite im Kader beheben

Als ungeschlagener Westdeutscher Meister, Youth-League-Viertelfinalist und Deutscher Vize-Meister hat der aktuelle Kader somit – gemessen an seinen Möglichkeiten – nahezu das Optimum herausgeholt. Im DFB-Pokal (Aus im Achtelfinale) blieb der BVB allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. Daher sollte der künftige Kader angesichts der in dieser Saison fehlenden Offensivkraft besser besetzt werden und mehr Alternativen bereithalten.

Beim zweiten großen Ziel – Toptalente aus der U19 an die Profis heranzuführen – reicht der BVB derweil nicht an den Erfolg des Vorjahres heran. Die Durchlässigkeit nach ganz oben ist bei Borussia Dortmund zweifelsohne gegeben. Im vergangenen Sommer katapultierte sich Jamie Bynoe-Gittens aus der U19 in den Kader von Edin Terzic. Doch hinter dem jungen Engländer klafft eine Lücke. Die nächsten Hochbegabten dieses Jahrgangs – wie etwa Tom Rothe, Julian Rijkhoff oder Nnamdi Collins – müssen den Beweis erst noch antreten, dass ihr Potenzial für einen Platz im Kreise der Profis ausreicht.

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