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BVB-U19: Mit Kopf und Kompass - wie Colin Kleine-Bekel sein Team bereichert
Borussia Dortmund
Colin Kleine-Bekel läuft bei der BVB-U19 häufig etwas unter dem Radar. Dabei ist der Innenverteidiger ungemein wertvoll für das Team von Mike Tullberg. Er ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Vorbild.
Wenn die U19 von Borussia Dortmund Siege feiert, fällt sein Name relativ selten. Die Schlagzeilen beherrschen zumeist die Finks, Rijkhoffs, Collins‘ oder Bynoe-Gittens‘. Und doch ist Colin Kleine-Bekel ein Schlüsselfaktor für die Mannschaft von Mike Tullberg.
BVB-Innenverteidiger Kleine-Bekel ist ein Muster an Zuverlässigkeit
Der 19-jährige Innenverteidiger sorgt mit zuverlässiger Arbeit im Maschinenraum dafür, dass die Kollegen oben an Deck glänzen können. 2015 wechselte der gebürtiger Bielefelder von der Arminia zum BVB. Seither ist er dort ein Muster an Zuverlässigkeit. Kleine-Bekel spielt fast immer und fast immer spielt er gut. Er gibt einem Team, das aus Hochbegabten besteht, den notwendigen Halt und Bestand. „Colin bewegt sich immer ein wenig unter dem Radar, ist aber einer der wichtigsten Spieler, die ich habe, weil er in jeder Hinsicht vorbildlich ist“, lobt Trainer Mike Tullberg.
Als Kleine-Bekel in der vergangenen Saison vor dem Derby gegen Schalke wusste, dass er nicht in der ersten Elf stehen und nur ein Kandidat für die Bank sein würde, bat er Tullberg darum, das vor dem Spiel reduzierte Trainingspensum individuell aufzustocken. Fleiß und Arbeitseinstellung des 19-Jährigen sind außergewöhnlich. Das gilt nicht nur für sein Engagement bei Borussia Dortmund. Sein Abitur baute Kleine-Bekel mit 16. Mittlerweile studiert er bereits im fünften Semester Wirtschaftsmathematik an der TU Dortmund. Bis in die Puppen schlafen, auf der Playstation zocken, ehe es dann zum Training geht - für Kleine-Bekel ist das zu wenig. „Ich möchte auch im Kopf gefordert werden“, sagt er im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Er ist der einzige Student im Kader und teilt sich gemeinsam mit seinem Teamkollegen Marc Dühring eine Wohnung.
BVB-Trainer Tullberg schätzt die Fähigkeiten Kleine-Bekels
Dass er am liebsten nur über sich als Fußballer und nicht über den Privatmenschen sprechen möchte, fällt ebenfalls wohltuend auf in einer Welt, in der schon viele Jugendspieler ihr Leben über die sozialen Medien nach außen tragen. Colin Kleine-Bekel aber ist angenehm unaufgeregt. „Er vertritt sehr viele Werte, die uns wichtig sind - Zuverlässigkeit, Respekt und er steht mit beiden Beinen am Boden. Er ist sehr beliebt und auch im Gesamtverein sehr geschätzt“, sagt Tullberg. Nicht umsonst ist Kleine-Bekel Vize-Kapitän und Mitglied des Mannschaftsrates. Sein Wort hat Gewicht. „Wir probieren, gute Stimmung in der Gruppe zu verbreiten, voranzugehen und eine Teamdynamik zu entwickeln, die wichtig ist, um die Titel zu holen, die wir haben wollen“, sagt Kleine-Bekel.
Anders als viele seiner Teamkollegen in der BVB-U19 „gehört Colin nicht zur Kategorie Toptalente“, sagt Tullberg. Das Entscheidende: Kleine-Bekel ist sich dessen bewusst, kann die eigene Situation sehr gut einschätzen. Umso gewissenhafter und unablässiger arbeitet er an sich. „Er muss sich noch verbessern, muss agiler und schneller werden“, sagt Tullberg. Da sei es sehr von Vorteil, dass Kleine-Bekel ein Spiel lesen könne, Abläufe auf dem Rasen sehr gut antizipiert.
BVB-Talent Kleine-Bekel könnte es durch Ehrgeiz zum Profi bringen
Den Durchbruch ins Profigeschäft traut ihm BVB-Coach Tullberg dennoch sehr wohl zu. „Colin hat einen riesigen Sprung gemacht - und er hat sehr viel dafür getan. Mit seinen fußballerischen Eigenschaften und auch vom Kopf her traue ich ihm zu, dass er es schafft, irgendwann im bezahlten Fußball zu landen.“ Womöglich folgt Kleine-Bekel dem Pfad eines Amos Pieper oder Luca Kilian, die außerhalb von Dortmund ihren Weg in die Bundesliga gefunden haben.

Stabilisator der BVB-Abwehr: Colin Kleine-Bekel. © imago / Kirchner-Media
Vorher allerdings warten in der Rückrunde noch große Herausforderungen mit der U19 des BVB. Am Freitag (16 Uhr) empfängt die Borussia ihren ärgsten Verfolger Bayer Leverkusen im für den Titelkampf womöglich vorentscheidenden Spitzenspiel. Bereits am Dienstag warten die Playoffs beim FC Empoli in der Youth League. „Ich persönliche freue mich über solche Spiele, denn es ist anders, als wenn man gegen sehr tiefstehende Gegner antritt. Das ist am Ende der Wettkampf auf höchstem Niveau, bei dem man sich mit anderen messen kann“, sagt Kleine-Bekel.
BVB-U19 freut sich auf Topspiele gegen Leverkusen und Empoli
Wettkampf auf höchstem Niveau hat er schon einmal erfahren, als er im Juli mit den Profis ins Trainingslager nach Bad Ragaz reisen durfte. „Das war ein Highlight. Ich bin da mehr oder weniger als Nachrücker reingerutscht und es war ein unfassbares Erlebnis. Man kommt sich erst sehr komisch vor, wenn man plötzlich mit den Spielern, die man sonst im Fernsehen sieht, trainiert. Aber wenn man nach und nach drin ist, macht es einfach richtig Spaß, auf höchstem Niveau Fußball zu spielen“, bekennt Kleine-Bekel.
Was die Profis von den Junioren unterscheidet? „Der Kopf ist viel mehr beansprucht, man darf im Training keine Sekunde abschalten. Es ist viel schneller und körperlich intensiver. Und es macht einfach unfassbar viel Spaß, so gefordert zu werden“, sagt Kleine-Bekel. Sich selbst zu fordern, das eigene Limit zu verschieben - es ist seine Herangehensweise. Nicht nur bei Borussia Dortmund.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
