Die Laune ist ausgesprochen gut am Dienstagabend in Brackel. Auf dem BVB-Trainingsgelände wird nach der Einheit viel gescherzt und gelacht. Sollten sie bei der U19 von Borussia Dortmund vor dem Finale der Deutschen Meisterschaft am Donnerstag (15.30 Uhr) angespannt sein, dann halten sie das in diesem Augenblick geschickt verborgen. Glaubt man Trainer Mike Tullberg, herrscht zwei Tage vor dem Duell mit der TSG Hoffenheim wenig Druck, dafür aber vor allem viel Vorfreude.
Tränen bei BVB-U19-Kapitän Mane
Die ist auch bei Filippo Mane deutlich zu spüren. Nach dem Sieg im Elfmeterschießen im Halbfinal-Rückspiel bei Hertha fiel der Kapitän und Abwehrchef seinem Trainer mit Tränen in den Augen in die Arme. „Im letzten Jahr war ich im Finale verletzt, im Jahr davor war ich mit der Nationalmannschaft bei der EM und habe das Finale ebenfalls verpasst. Deshalb war ich so emotional“, sagt Mane im exklusiven Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Mitte April hatte er sich im Training der BVB-U23 erneut verletzt und ihm drohte dasselbe Schicksal wie im Vorjahr. „Ich konnte es nicht glauben. Ich habe die Sorge gehabt, ich könnte das Halbfinale verpassen. Aber jetzt läuft es gut“, sagt Mane und lacht. Um kein Risiko einzugehen und weder seine Teilnahme an der U19-EM mit Italien im Juli noch die Saison-Vorbereitung zu gefährden, die er mit den BVB-Profis absolvieren soll, trat der 19-Jährige zuletzt bewusst kürzer.
„Wenn ich fit bin, möchte ich immer spielen. Aber ich musste abwägen, ob und wann es sinnvoll ist. Im ersten Halbfinale war ich zwar fit, aber nicht bei 100 Prozent. Deswegen war es sinnvoll, dass ich auch nur 20 Minuten gespielt habe“, klärt Mane auf. Schon im Halbfinal-Rückspiel gegen Hertha aber kehrte er in die Startelf zurück. Und auch gegen Hoffenheim soll er den Laden hinten zusammenhalten.
BVB-Gegner Hoffenheim holt DFB-Pokal
Das dürfte keine leichte Aufgabe werden, zumal die TSG den BVB in der ersten Runde des DFB-Pokals Anfang September mit 0:6 abgefertigt hat. „Wir wollen eine Revanche“, kündigt Filippo Mane an. Das dürfte alles andere als leicht werden. Die Kraichgauer haben einen außergewöhnlichen Jahrgang, wurden zuletzt bereits durch ein 3:2 gegen den SC Freiburg DFB-Pokalsieger und zerlegten Borussia Mönchengladbach im DM-Halbfinale mit 6:2 und 4:0.
Bei der Borussia wollen sie dennoch alles daran setzen, die offene Rechnung zu begleichen. „Damals ist vieles schiefgegangen, wir haben alle einen schlechten Tag gehabt. Mittlerweile sind wir in einer ganz anderen Verfassung. Wir sind reifer geworden“, betont Trainer Mike Tullberg. Dasselbe attestiert er indes auch den Kraichgauern. „Hoffenheim spielt sehr reif, erwachsen, ergebnisorientiert. Das müssen wir annehmen. Sie unterbinden sehr viel, das macht sie aus. Das entscheidet Spiele und das müssen wir im Finale auch können“, unterstreicht Tullberg.
BVB-U19-Trainer Tullberg fordert Cleverness
Seine Mannschaft sei bisweilen auf dem Platz „sehr nett“. Diese Form der Höflichkeit aber dürfte im Finale kaum honoriert werden. Deshalb verlangt der Däne von seinem Team ein angemessenes Maß an Abgebrühtheit und Cleverness. Vor dem gegnerischen Tor besonders abgezockt ist indes Max Moerstedt. Für Tullberg ist der TSG-Angreifer „der vielleicht beste Stürmer seiner Altersklasse“. Im November wurde Moerstedt gemeinsam mit den drei Dortmundern Almugera Kabar, Charles Herrmann und Paris Brunner U17-Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft.
„Ich habe ihn im Video gesehen, er ist gut“, sagt Filippo Mane, dem der knifflige Auftrag zukommen wird, die Kreise des Hoffenheimer Ausnahmestürmers einzuengen. Das Ziel ist klar: Mane wünscht sich „ein clean sheet“, eine Partie ohne Gegentor. Einer, der dabei helfen könnte und für gewöhnlich das defensive Zentrum stabilisiert, fehlt derweil: Rafael Lubach ist nach seiner Gelb-Roten Karte in Berlin gesperrt. „Dass wir auf ihn verzichten müssen, tut weh. Rafa ist nicht eins zu eins zu ersetzen“, räumt Mike Tullberg ein, der deshalb einen Alternativplan austüfteln will.
BVB hofft auf Fan-Unterstützung
Da käme Unterstützung durch die BVB-Fans wie gerufen. Wegen der bevorstehenden EM findet das Finale nicht im Signal Iduna Park oder der Roten Erde, sondern im Niederrheinstadion in Oberhausen statt. Für Schwarzgelb durchaus ein gutes Pflaster: Vor knapp drei Wochen gewann dort die BVB-U17 durch einen 3:2-Sieg gegen Bayer Leverkusen die Deutsche Meisterschaft.
Die U19 möchte nun nachziehen und damit das schwarzgelbe Meister-Double perfekt machen. „Die Jungs haben schon jetzt eine Top-Saison gespielt, sie können sie nun zu einer herausragenden machen“, sagt Tullberg. Für ihn ist klar: „Es werden zwei Gewinner auf dem Platz stehen. Der eine wird sich aber ein bisschen mehr freuen als der andere.“ Bei Borussia Dortmund eint alle die Hoffnung und Zuversicht, dass sie es sein werden, die am Ende jubeln werden.
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