BVB-U19-Leader Wätjen will Revanche gegen Hoffenheim „Wir haben noch eine Rechnung offen“

BVB-U19-Leader Wätjen will Revanche gegen Hoffenheim : „Wir haben noch eine Rechnung offen“
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Spieler und Staff – alle hatten sie sich Arm in Arm am Spielfeldrand aufgereiht. Nur Mike Tullberg tigerte unruhig hinter ihnen umher. Der Trainer der BVB-U19 wollte gar nicht hinsehen beim Elfmeterschießen, das die Entscheidung bringen musste. Nach regulärer Spielzeit hatte es wie im ersten Vergleich vor vier Tagen (2:2) auch im Halbfinal-Rückspiel zwischen Hertha BSC und Borussia Dortmund angesichts eines 3:3-Spektakels keinen Sieger gegeben.

BVB-Nervenstärke im Elfmeterschießen

BVB-Torhüter Robin Lisewski hatte gleich den ersten Elfmeter der Berliner gehalten. Danach trafen alle Schützen. So kam es in diesem Augenblick auf Cole Campbell an, der vor 4950 Zuschauern keine Nerven zeigte – und mit seinem Tor zum 8:7 dem BVB zum vierten Mal in Serie den Weg ins Endspiel der Deutschen Meisterschaft ebnete.

Mit Campbells Treffer öffneten sich bei Schwarzgelb sämtliche Euphorie-Schleusen. Filippo Mane sank auf die Knie und weinte in Tullbergs Armen Tränen der Erleichterung. Die letzten beiden Finals hatte der BVB-Abwehrchef verletzungsbedingt verpasst – nun wartet am 30. Mai (15.30 Uhr, bei uns im Live-Ticker) in Oberhausen gegen die TSG Hoffenheim die nächste große Chance auf ihn.

Große BVB-Party in Berlin

Beim Rest des Teams überwog unbändige Freude. „Robin hat direkt den ersten Elfmeter von Hertha gehalten, das hat unseren Jungs Sicherheit gegeben“, sagte BVB-Geschäftsführer Sport Lars Ricken im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Entsprechend viele Schulterklopfer erntete Lisewski. Die machten sich wenig später auf den Weg in die Kurve, um mit den mitgereisten BVB-Fans ausgiebig zu feiern.

Vincenzo Onofrietti ging hierbei voran, stimmte lautstark „Erste Runde Krankenschein…“ an und die BVB-Fans folgten ihm nur allzu bereitwillig. Dass sich dieses Lied dem Dortmunder Geschehen im Europapokal widmet und mit dem Wettbewerb der U19 nicht das Geringste zu tun hat, tat der guten Laune keinen Abbruch. Im Gegenteil. Die Fans sangen „Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia“ und „Deutscher Meister wird nur der BVB“. Dabei stimmten aber nur die wenigsten Spieler mit ein. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

BVB-Traumstart nach dem Seitenwechsel

So hatten sie es auch während der 90 Minuten gegen Hertha gehalten, die erneut zu einem wilden Schlagabtausch wurden. Anders als im Hinspiel wählte der BVB kein extremes Pressing, sondern war in erster Linie auf Stabilität und Kontrolle aus. Das ging weitgehend auf, das 1:0 (34.) für die Hertha durch Oliver Rölke war begünstigt durch einen Ballverlust von Leonardo Posadas. Die Antwort folgte umgehend, sie war das Resultat einer starken Einzelleistung von Kjell Wätjen zum 1:1 (35.).

Nach Wiederanpfiff erwischte der BVB einen Traumstart, lag nach einem Doppelschlag von Wätjen (46.) und Campbell (49.) mit 3:1 vorne. „Darauf haben wir uns ein bisschen ausgeruht. Daraus müssen wir lernen, denn das geht nicht. Passiert es zu früh, dann muss man viel aushalten können“, betonte Wätjen.

BVB-Revanche gegen Hoffenheim?

Und genau so kam es. Hertha zeigte sich weitgehend unbeeindruckt von den Rückschlägen und kam kurz darauf durch Jelani Ndi zum Anschlusstreffer (59.). Die Berliner erhöhten nun nochmals den Druck und kamen nach 68 Minuten durch Rölke zum verdienten 3:3. „Im Hinspiel sind die Berliner auch zurückgekommen, sie haben eine brutale Qualität in der Offensive“, meinte Ricken.

Die Spieler der BVB-U19 hüpfen.
„Wer wird Deutscher Meister?“: Die U19-Spieler feierten mit den BVB-Fans den Einzug ins Finale. © imago / Ahlborn

Das bekamen die Borussen nun immer stärker zu spüren. Die Unterzahl nach Gelb-Roter Karte wegen wiederholten Foulspiels für Rafael Lubach überstanden sie aber ebenso wie die Berliner Wucht schadlos und retteten sich ins Elfmeterschießen. „In einem Halbfinale mit diesem Druck und bei den vielen Zuschauern fünf von fünf reinzuschießen, das spricht schon für eine hohe Abgebrühtheit“, lobte Ricken. Die schwarzgelbe Party im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark konnte beginnen. Tags zuvor hatte Energie Cottbus durch einen Sieg gegen Herthas U23 an selber Stelle den Aufstieg in die 3. Liga geschafft. Die Nachwehen waren noch deutlich zu spüren. Auf dem Rasen lagen Zigarettenstummel, die beiden Tore hatten die Energie-Fans zerlegt und als Andenken mitgenommen, so dass vor dem Anpfiff eiligst zwei Trainingstore als Ersatz herbeigeschafft werden mussten.

BVB will Rechnung mit Hoffenheim begleichen

Von all dem ließ sich der BVB nicht beirren. „So sehr wir uns freuen, dass wir wieder ein Finale spielen dürfen, wir haben leider noch nichts gewonnen“, stellte Ricken berechtigterweise klar. Im Endspiel wartet ein mindestens ebenso starker Kontrahent. Die Kraichgauer düpierten im zweiten Halbfinale Borussia Mönchengladbach mit 6:2 und 4:0. Auch dem BVB verpassten sie Anfang September in der ersten Runde des DFB-Pokals eine schallende 6:0-Ohrfeige. „Es ist das perfekte Finale. Wir haben noch eine Rechnung offen, die leider noch nicht beglichen ist. Ein 6:0 gegen Dortmund ist zu viel“, meinte Wätjen. Am 30. Mai soll es die Revanche geben. Dann ist Zahltag.