Schlagartig gehörte zum Party-Equipment auch die kleine Tafel, mit der die Auswechslungen angezeigt werden. Vorne eine rote Null für den FC Kopenhagen, hinten eine grüne Eins für Borussia Dortmund: Der BVB hat mit seinem glücklichen Kurz-vor-knapp-Sieg in Dänemark das kaum für möglich gehaltene Comeback in der Youth League vollendet.
BVB-Nachwuchsdirektor Ricken ist voll des Lobes
„Wahnsinn!“, sagte BVB-Nachwuchsdirektor Lars Ricken. Nach zwei Spieltagen standen die jungen Borussen mit null Punkten da, jetzt stehen sie als Gruppenzweiter in der Playoff-Runde und spielen im Februar um den Einzug ins Achtelfinale. „Die Jungs können stolz auf sich sein. Es zeichnet diese Mannschaft aus, dass sie immer an sich geglaubt hat“, meinte Ricken.
Das gilt wohl auch für die Verantwortlichen. Sie wussten, dass dem aktuellen U19-Kader die individuelle Qualität des Vorjahres fehlt. Trotzdem hat Trainer Mike Tullberg mit seinem Team einen Weg in die Erfolgsspur gefunden. „Es ist ungewohnt für uns, dass wir fußballerisch nicht überlegen sind. Wir müssen über Maloche, Herz und Leidenschaft kommen.“ Das passe zum Verein, und das gelang. Dem Viertelfinal-Einzug der Vorsaison diesen Erfolg folgen zu lassen, sei „nicht selbstverständlich“, erklärte der Däne. „Für uns als Jugendabteilung ist das riesig. Wir sind nicht daran gewöhnt, jedes Jahr in die K.o.-Runde zu kommen.“
BVB-Youngster Brunner nutzt Europas Bühne
Zur Wahrheit gehört, dass die besten Spieler, die in der Youth League mitkicken könnten, längst Profiluft schnuppern. Aktuell Youssoufa Moukoko, Tom Rothe oder Jamie Bynoe-Gittens. Neidisch blickten junge Spieler etwa aus England nach Dortmund, wo die Durchlässigkeit zum Seniorenbereich viel besser ist. Die Gelegenheit, sich in der U19 international zu präsentieren, nutzt dann halt die nächste Generation. Am Dienstagabend in Dänemark etwa Paris Brunner, 16 Jahre jung und eigentlich in der U17 zuhause. „Für solche Spieler wollen wir diese Bühne nutzen“, sagte Ricken, „und dann macht er auch noch das entscheidende Tor.“
Brunner oder der ebenfalls 16-jährige Kjell Wätjen lassen auch Tullbergs Herz höherschlagen. „Die Jahrgänge, die nachkommen, sind richtig interessant. Wir haben den Mut, diese Jungs einzusetzen. Diese internationalen Spiele sind mit der Bundesliga nicht vergleichbar, sie sind für die Ausbildung sehr wichtig.“ Doch auch für Spieler wie Göktan Gürpüz oder Lion Semic, die in der U23 noch auf den Durchbruch im Seniorenbereich hoffen, bringen die Europapokal-Spiele wertvolle Wettkampfpraxis auf Topniveau. Die Nachwuchsarbeit, für die der BVB im gesamten Amateur- und U-Bereich mehr als 15 Millionen Euro aufwendet, bleibt immer ein Spagat zwischen Entwicklung der Spieler für die Profis und Erfolgen für den Klub.
BVB-Trainer Tullberg: „Das geht gar nicht“
Gleichzeitig unterstreicht Ricken die Bedeutung des heimischen Geschäfts. „Die Top-Mannschaften aus der Youth League stehen in ihren Ligen im Durchschnitt auf Rang sieben, wir stehen in der Bundesliga auf Platz eins. Das spricht für die Mentalität dieser Mannschaft.“ Das Potenzial für Verbesserungen ist manchmal sogar sehr naheliegend. Auf dem nassen, tiefen Rasen in Kopenhagen verloren einige Borussen immer wieder den Bodenkontakt.
„Fünf Spieler hatten nicht die richtigen Schuhe dabei. Die haben in der Halbzeit den Kopf abgerissen bekommen. Das geht gar nicht“, meinte Tullberg. Sein Unverständnis wäre wohl noch ärger gewesen, wenn nicht Paris Brunner in der 87. Minute den Lucky Punch gesetzt hätte. Der Torschütze blickte gleich voraus auf die K.o.-Phase: „Wir werden uns bestmöglich vorbereiten und wollen den nächsten Sieg, um noch eine Runde weiterzukommen.“
Paris Brunner köpft BVB-U19 ins Glück: Dortmund zieht in die K.o-Runde der Youth League ein
BVB-U19 vor Showdown in Kopenhagen: Paris Brunner legt eine rasante Entwicklung hin