Mike Tullberg ließ seinen Blick am Sonntag in Heidenheim auf der Pressekonferenz durch den Raum schweifen. An den Wänden dort hängen zahlreiche Bilder großer Erfolge des Vereins. Fast alle diese Meilensteine sind eng verbunden mit Frank Schmidt. Dem langjährigen Trainer des FCH zollte Tullberg, der Bundesliga-Novize, seinen Respekt: „Da sitzt ein Trainer neben mir, der ist seit 17 Jahren tätig ist. Davor ziehe ich meinen Hut. Ich werde oft gefragt, ob ich Vorbilder als Trainer habe und ich sage immer: Nein. Aber wenn man so als Mensch bleiben kann wie Frank und so lange im Amt ist, hat man irgendwas richtig gemacht. Schmidts Mundwinkel wanderten in diesem Augenblick nach oben.
BVB-Trainer Tullberg steigert Marktwert
Während der Trainer des 1. FC Heidenheim durch seine Authentizität im deutschen Fußball längst Kultstatus genießt, ist der zwölf Jahre jüngere Däne für die meisten Fans doch einigermaßen überraschend auf der großen Bühne aufgetaucht. Trotz seiner zehntägigen und damit ziemlich kurz bemessenen Interimszeit hat Tullberg auf ihr Eindruck hinterlassen. Vier Punkte in der Bundesliga, dazu ein Sieg in der Champions League. „Ich hatte einen klaren Auftrag: Energie reinzubekommen und den Turnaround zu schaffen. Das haben wir gemacht“, konstatierte Tullberg daher auch zufrieden.
Dass sein extrem extrovertierter Jubel nach dem 2:1-Sieg in Heidenheim ein geteiltes Echo ausgelöst, ist dem Dänen nicht verborgen geblieben. Kommentieren möchte er sie nicht. Nur so viel: „Ich war bei den Profis genau der Mike, der ich auch vorher war“, betont Tullberg im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Gewiss: Der 39-Jährige zeigt mitunter auch bei Spielen seiner U19 starke Freudenstürme. Gleichwohl dürfte ihm die mediale Wirkung der Bilder bewusst gewesen sein.
Mag in der Branche auch mancher über eine derartige Selbstdarstellung die Nase rümpfen, bei den meisten (BVB-)Fans stößt Tullbergs emotionale Art auf viel Gegenliebe. Der Däne hat die Gelegenheit genutzt, sich weiter ins Schaufenster zu stellen. Seinem persönlichen Marktwert dürfte die vorübergehende und noch dazu erfolgreiche Übernahme des Cheftrainer-Postens bei Schwarzgelb zusätzlichen Auftrieb geben.
BVB-Trainer Tullberg hat noch bis 2026 einen Vertrag
Bereits im Herbst hatte Tullberg nach sechs Jahren beim BVB erstmals an Abschied gedacht, öffentlich erklärt, er sei bereit für eine neue Aufgabe. Rund um den Jahreswechsel stand kurzzeitig ein Wechsel zum norwegischen Erstligisten Brann Bergen im Raum. Der Deal kam nicht zustande, Tullberg blieb und stand kurz darauf im Rampenlicht. Besser hätte es für ihn kaum laufen können. Er hat das befristete Engagement zur persönlichen Profilierung genutzt.

Trotz eines noch bis 2026 gültigen Vertrags in Dortmund dürfte er seine Perspektive ab Sommer in den kommenden Wochen neu bewerten. Schon in den vergangenen Monaten gab es einige spannende Offerten. Und die Zahl lukrativer Angebote dürfte eher noch zunehmen. Die nahe Zukunft liegt aber (noch) bei der Borussia. „Ich konnte zehn Tage unseren Profis helfen. Jetzt gehe ich wieder zurück in meinen Alltag und versuche, gemeinsam mit dem NLZ die nächsten Diamanten zu schleifen“, kündigte Tullberg an.
Ehrgeizige Ziele mit der BVB-U19
Am Mittwoch leitete erstmals wieder das Training der BVB-U19. Während er mit den Profis in Heidenheim gewann, verlor die U19 in der DFB-Nachwuchsliga zum Re-Start mit 1:2 bei RB Leipzig. Am Samstag (11 Uhr) wartet nun das Heimspiel gegen den Karlsruher SC. „Ich habe mich gefreut, dass ich dem Verein helfen konnte und man mir diese Aufgabe anvertraut hat. Aber das ist jetzt für mich abgehakt. Zuletzt hatte ich einen klaren Ergebnis-, jetzt habe ich wieder einen Ausbildungsauftrag. Jetzt zählen für mich wieder die Ziele mit der U19“, versichert Tullberg.
Es steht gleich mal eine weitere Englische Woche an. Denn nach dem Heimspiel gegen den KSC geht es von Dienstag bis Donnerstag gleich weiter in die spanische Hauptstadt, ehe die BVB-U19 bei Union Berlin (16. Februar, 12 Uhr) antritt. „In der Liga möchten wir unter die ersten vier kommen, das wird angesichts unserer jungen Mannschaft sehr anspruchsvoll. Dasselbe gilt für die Aufgabe in der Youth League gegen Real Madrid“, nennt Mike Tullberg ehrgeizige Ziele.
Angesprochen auf seine persönlichen Ambitionen, sagte er kürzlich bei „Sky“, in erster Linie wolle er ein guter Familienvater sein. Danach kommt das Sportliche. Sympathisches Understatement. So viel ist sicher: Mike Tullberg hat noch viel vor. Als Papa, aber auch als Trainer. Ein Abschied im Sommer würde daher nicht verwundern.
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