Nach Kritik von BVB-Trainer Terzic am Schiedsrichter Siebert rechtfertigt Entscheidung bei Adeyemi

Nach Kritik von BVB-Trainer Terzic am Schiedsrichter: Siebert erklärt Entscheidung bei Adeyemi
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Edin Terzic war außer sich. Hitzig diskutierte der BVB-Trainer an der Seitenlinie mit dem Vierten Offiziellen. Auch Sportdirektor Sebastian Kehl stürmte sofort dazu und suchte den Kontakt zu Florian Badstübner. Der Grund: Der Pfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert blieb aus, als Karim Adeyemi in der 73. Minute nach einem leichten Kontakt von Edmond Tapsoba im Bayer-Strafraum zu Boden ging. Doch: Kein Elfmeter für den BVB. Stattdessen kassierte die Borussia nur sechs Minuten später den Ausgleich.

BVB-Trainer Terzic kritisiert Schiedsrichter

Nach dem Schlusspfiff führte Terzic‘ Weg ohne Umwege sofort Richtung Siebert. „Ich habe dem Schiedsrichter zu der Elfmeter-Situation klipp und klar meine Meinung gesagt“, erklärte der 41-Jährige ziemlich angefressen bei DAZN. „Es ist nicht das erste Mal. Gerade gegen Karim. Es geht darum, dass man ein gesundes Maß finden muss. Man sieht ganz klar den Kontakt unten am Schienbein. Da gibt es für mich keine zwei Meinungen, das ist ein klarer Elfmeter.“

Als DAZN-Experte Michael Ballack intervenierte, der Kontakt sei „zu wenig“ für einen Strafstoß gewesen, reagierte Terzic geladen: „Und gestern in Stuttgart der Elfmeter? War auch nicht zu wenig? Unser Elfmeter, den wir in Stuttgart bekommen haben mit Gregor Kobel, war auch nicht zu wenig der Kontakt? Dann wird uns erklärt, es gab einen klaren Kontakt, den müssen wir geben. Hier wird uns erklärt: Ne, das muss ich mir gar nicht angucken, weil ich bin mir sicher, das war zu wenig. Und darum geht es einfach.“

BVB-Spieler Adeyemi wiederholt im Fokus

Der 41-Jährige legte sogar noch nach. „Wir diskutieren Woche für Woche über den VAR, diskutieren über klare Fehlentscheidungen, Handspiel, Foulspiel usw. Und heute war der Kontakt zu wenig, um einen Elfmeter zu geben? Das ist das, was mich komplett aus der Fassung bringt, das ist einfach nicht gerecht.“ Die Elfmeter, die zuletzt gegen den BVB gepfiffen worden seien, stünden in keinem Verhältnis zu der Entscheidung in Leverkusen. Oder vergangenen Saison in Bochum. Damals blieb ein deutlich klareres Foulspiel an Adeyemi ungeahndet. Trotz Kontakts mit dem Kölner Keller schaute sich Schiedsrichter Sascha Stegemann die Szene nicht noch einmal an.

Schon damals witterte man in Dortmund eine Verschwörung gegen Adeyemi, der zuvor mit zwei Schwalben auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Karim hat sehr häufig diese Situationen und einmal hat er sich in die Situation gebracht, dass er sich zu früh fallen gelassen hat, hat dann Gelb bekommen, weil er da etwas schinden wollte, was nicht in Ordnung ist, das haben wir besprochen“, erklärte Terzic. „Aber seitdem kriegt er solche Situationen einfach immer gegen sich entschieden.“ Adeyemi sei so schnell, dass solch ein Kontakt reiche. „Deswegen möchte ich den Schiedsrichter heute nicht in Schutz nehmen. Es fehlt eine klare Linie, was Elfmeter ist und was nicht.“

BVB-Sportdirektor Kehl angefressen

Auch Kehl schloss sich seinem Trainer an. „Die Berührung bei Karim Adeyemi ist definitiv da. Ich glaube, dass in der Bundesliga schon für deutlich weniger Elfmeter gepfiffen wurden. Mir ist wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass, wenn Karim Adeyemi in den Sechzehner geht, es am Ende kein Elfmeter ist. Da bitte ich um eine objektive Bewertung einer solchen Szene. Ich glaube, das müssen wir zukünftig wieder hinbekommen.“

Terzic forderte darüber hinaus noch einen Platzverweis für Exequiel Palacios. Bereits mit Gelb verwarnt, brachte der Argentinier bei einem Dortmunder Konter Niclas Füllkrug zu Fall. Siebert ließ, aufgrund einer aussichtsreichen Situation für Adeyemi, Vorteil laufen – und gab (wie im Regelbuch vorgesehen) auch nachträglich keine Gelbe Karte. Terzic habe dem Schiedsrichter später mit einem Unterton erklärt: „Okay, ich habe die Regel wohl falsch verstanden.“ Der BVB-Trainer war also durchweg unzufrieden mit der Schiedsrichter-Leistung.

BVB-Kapitän Emre Can im Glück

Dabei hatte Dortmund in einer Situation auch durchaus Glück. Bei einem Klärungsversuch im eigenen Strafraum brachte Emre Can Palacios zu Fall. Der Kapitän traf den Mittelfeldspieler klar am Knöchel, spielte aber mit dem anderen Fuß fast zeitgleich den Ball. Eine strittige Situation. Ein Signal des VAR blieb auch hier aus.

Mittlerweile hat sich auch Schiedsrichter Siebert zu der Entscheidung geäußert. „Aus seiner Sicht kann ich das für diesen Einzelfall zwar nachvollziehen. Aber man muss die Szene im Gesamtkontext des Spiels sehen“, erklärte der Unparteiische laut „Bild“. „Wenn ich auf der einen Seite bei einer ähnlichen Situation zwischen Can und Palacios keinen Elfmeter für Leverkusen gebe, werde ich das natürlich auf der anderen Seite auch nicht tun. Deshalb sind dann die Aussagen des Trainers unverständlich für mich.“

Siebert weiter: „Ich kann mich nicht zu früheren Szenen äußern. Aber Herr Terzic kann auch nicht erwarten, dass ich vermeintliche Fehlentscheidungen aus anderen Spielen kompensiere. Jedes Spiel fängt wieder bei null an. Für mich reichte es am Sonntag nicht zu einem Strafstoß - und das war der einzige Grund für meine Entscheidung.“

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