BVB-Trainer Edin Terzic zieht die richtigen Schlüsse Jetzt muss Borussia Dortmund zugreifen

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Wenn auch Erleichterung und eine Spur Stolz über eine eindrucksvolle Reaktion seiner Mannschaft auf die Nicht-Leistung in den den zweiten 45 Minuten in Stuttgart bei Edin Terzic nach dem furiosen 4:0 gegen Eintracht Frankfurt eindeutig die Oberhand gewannen, so wirkt das 3:3 im Schwabenland vor sieben Tagen offensichtlich immer noch nach. Terzic war nach der BVB-Gala weit weniger euphorisiert als viele der Fans. Er erinnerte ganz bewusst daran, dass die zwei verlorenen Punkte in Stuttgart immer noch weh täten, und er verzichtete aus einem ganz bestimmten Grund auf den Gang vor die Südtribüne, die ihn frenetisch feierte und forderte.

BVB-Position hat sich dramatisch verbessert

„Die vergangenen 14 Tage“, meinte er, „ waren nicht leicht.“ Es habe sich nicht richtig angefühlt, dann zu den Fans zu gehen. „Weil wir noch nicht fertig sind.“ In Wahrheit hatte der Cheftrainer wohl die schwierigste Phase seiner bisherigen Amtszeit zu überstehen. Mit einer Mannschaft, die ihm und sich selbst mal wieder Rätsel aufgegeben hatte, stand der 40-Jährige an einem Kipppunkt der Saison. So war Terzics emotionaler Ausbruch in der Pressekonferenz in Stuttgart einerseits der großen Wut und dem großen Frust geschuldet, sicher aber auch ein Ventil, um den großen inneren Druck zu mildern.

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Nur vordergründig hat das 4:0 diesen Druck nun in Richtung München geschoben, wo lange nach Weihnachten sprichwörtlich der Baum brennt. Etliche unfreiwillige Vorlagen der ungewohnt kriselnden Bayern hatte Borussia Dortmund verstreichen lassen, am Samstagabend griff der BVB beherzt zu. Die Ausgangsposition hat sich dramatisch verbessert, bleibt aber, und das ist die Krux, genauso knifflig: Nicht nur in der Formel 1 ist es mindestens so schwer, von der Pole Position aus ein Rennen zu gewinnen wie aus der Verfolgerrolle heraus.

Die Sorge vorm nächsten BVB-Rückschlag

Und der BVB hat oft genug gezeigt, dass es keine Limits gibt für die extremen Ausschläge in beide Richtungen. Die Reaktion auf das 3:3 in Stuttgart war bemerkenswert und zeigte das große Potenzial, das in dieser Mannschaft steckt, wenn alle an einem Strang ziehen und diszipliniert ihren Matchplan durchziehen. Dass es aber Spiele wie eben jenes 3:3 noch in zu großer Anhäufung gibt, lässt die Zweifel zumindest auf Sparflamme weiter köcheln.

Und so lauert im Kopf des Trainers wohl aller selbstbewusst formulierten Titel-Ansagen unter der Woche zum Trotz weiterhin auch die große Sorge vor dem nächsten Rückschlag. Der Anfang aber ist gemacht: Borussia Dortmund hat sein Schicksal in der eigenen Hand, das ist per se besser als auf Ausrutscher der Bayern wie in Mainz angewiesen zu sein.

BVB-Trainer Terzic zieht die richtigen Schlüsse

Die Aufarbeitung der vergangenen beiden Wochen wird Terzic in seinem Reifeprozess als Trainer helfen, wenn er auch auf die besondere Dramaturgie in den vergangenen acht Tagen sicher gerne verzichtet hätte. Taktisch und personell hat der 40-Jährige diesmal die richtigen Schlüsse aus der großen Enttäuschung gezogen und es in der vergangenen Woche auch geschafft, seine Elf mental wieder aufzurichten.

Nicht nur tabellarisch geht Borussia Dortmund nun mit einem kleinen Polster in die Endphase einer Saison, die tatsächlich mit dem neunten Meistertitel für den BVB enden könnte. Der Prozess der Selbstzerfleischung hat in München bereits eingesetzt, die Mannschaft scheint vor allem ihrer größten Stärke beraubt: dem unerschütterlichen Glauben daran, besser zu sein als die anderen. Für Borussia Dortmund ergibt sich daraus eine Riesenchance. 2019 bekam der BVB die große Flatter, strauchelte auf den letzten Metern. Diesmal ist die Chance seit Samstag gefühlt noch größer. Die Borussia muss nur zugreifen.

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