
Erhält den größtmöglichen Vertrauensvorschuss: der alte und neue BVB-Trainer Edin Terzic. © Groeger
BVB-Trainer Edin Terzic: Start mit großen Hoffnungen und Herausforderungen
Borussia Dortmund
Der BVB nimmt am Mittwoch wieder das Training auf. Große Hoffnungen ruhen auf Edin Terzic. Auf den 39-Jährigen warten gleich zum Start aber auch große Herausforderungen.
Das letzte Mal liegt 405 Tage zurück. Am 21. Mai 2021 leitete Edin Terzic letztmals auf dem Rasen eine Trainingseinheit von Borussia Dortmund. Einen Tag später vollendete seine damalige Mannschaft mit dem 3:1 gegen Bayer Leverkusen die Mission des Interimschefs. Borussia Dortmund hatte sich doch noch für die Champions League qualifiziert, das milderte die Nachwehen einer schwierigen Saison inklusive Trainerwechsel deutlich. Terzic, damals 38, stellte der beeindruckende Schlussspurt in Verbindung mit dem DFB-Pokalsieg ein glänzendes Abschlusszeugnis aus – mit vorgezeichneter Perspektive.
BVB gibt Edin Terzic größtmöglichen Vertrauensvorschuss
Schon damals war klar: Dieser Trainer würde irgendwann wieder in verantwortlicher Funktion beim BVB an der Linie stehen. Der Zeitpunkt kam durch die Trennung von Marco Rose schneller als erwartet. Am Mittwoch, die erste Einheit ist auch für Fans öffentlich und soll um 16 Uhr im Jugendstadion in Brackel beginnen, kehrt Terzic auf den Rasen zurück. Diesmal als Cheftrainer, der ausgestattet ist mit einem Dreijahresvertrag und dem größtmöglichen Vertrauensvorschuss aus dem Verein und von den Fans.
Dieser beschränkt sich nicht darauf, dass man glaubt, dass er sein Handwerk versteht. Terzic soll nicht nur das Spiel des zweitgrößten deutschen Flaggschiffs mit einer klaren Handschrift prägen. Da steht ein Trainer sinnbildlich auch für die große Hoffnung des gesamten schwarzgelben Umfelds auf mehr Spaß und Begeisterung, auf viel mehr erkennbare Identifikation – und natürlich auf Kontinuität durch nachhaltigen Erfolg.
BVB-Trainer Edin Terzic bringt wichtige Attribute mit
Alle diese Attribute bringt Terzic als Säulen für die tägliche Arbeit ein. Borussia Dortmund ist für ihn mehr als ein Job – und mehr als eine große Chance noch ganz am Anfang seiner Trainerkarriere. Terzic strahlte bei seiner Vertragsunterzeichnung, man sah ihn in den vergangenen Tagen mit breitem Grinsen zwischen Trainingsgelände und Geschäftsstelle pendeln. Das signalisierte: Da kann es einer kaum abwarten.
Er wird froh sein, dass es nach den zweitägigen Leistungstests so richtig losgeht. Die Vorbereitung auf diesen Tag verlief beinahe perfekt. Der neue Sportdirektor Sebastian Kehl hat ihm eine Mannschaft zur Verfügung gestellt, die höchsten Ansprüchen genügt. An fast allen erkannten Schwachstellen konnte Kehl neues Personal installieren, das die Qualität steigern und den Konkurrenzkampf deutlich erhöhen sollte. Allenfalls hinten links besteht noch Bedarf, der dann gedeckt werden könnte, wenn noch Spieler den Klub verlassen.
BVB-Sportdirektor Kehl betreibt konsequente Personalpolitik
Kehls konsequente Personalpolitik in Verbindung mit der Installierung eines Cheftrainers mit Stallgeruch haben eine nachhaltige Aufbruchsstimmung wachsen lassen. Die Vorfreude auf die Saison ist bei den Fans riesig. Für Terzic bedeutet dies eine gewaltige Verantwortung, die auf noch ziemlich unerfahrenen Schultern lastet. Terzic hat auf einigen Co-Trainerstationen das notwendige Rüstzeug mitbekommen. Und dass er nach dem Intermezzo vor 18 Monaten erstmals eine volle Sommervorbereitung vor sich hat, sollte sich positiv auswirken.
Aber es gibt auch reichlich zu tun. Mit gut vier Wochen ist die Zeitspanne bis zum ersten Pflichtspiel nicht gerade üppig bemessen. Dass alle Nationalspieler und bis auf Zweittorhüter Alexander Meyer alle Neuzugänge erst in gut zehn Tagen zum Team stoßen, ist kein neuer, aber ein stets nervender Fakt, der zum Beispiel die Arbeit des Terzic-Vorgängers Marco Rose Monate beeinflussen sollte.
BVB-Neuzugänge müssen an strategisch wichtigen Positionen integriert werden
Terzic muss zudem etliche neue Spieler an strategisch wichtigen Positionen des Kaders und in sein Wunschsystem integrieren. Er soll Leidenschaft vermitteln und aus den Spielern herauskitzeln. Der Prozess wird in die Saison hineinreichen, darf den Erfolg nicht torpedieren und sollte weitgehend abgeschlossen sein, wenn ab September die Champions League startet und wegen der Englischen Wochen kaum noch reguläres Training möglich sein wird.
„Lasst uns so hungrig sein wie noch nie, lasst uns so hart arbeiten wie noch nie. Lasst uns auch so positiv sein wie noch nie“, hat Terzic in der offiziellen Pressemitteilung seines Klubs nach der Vertragsunterschrift gefordert. Er spüre die große Verantwortung, aber auch eine mindestens so große Lust darauf. Ab Mittwoch zählt es auf dem Rasen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
