BVB-Torhüter Silas Ostrzinski: „Für diese Momente bin ich Fußballer geworden“

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BVB-Torhüter Silas Ostrzinski: „Für diese Momente bin ich Fußballer geworden“

rnBorussia Dortmund

Gegen Besiktas Istanbul saß Silas Ostrzinski als Ersatztorwart bei Borussia Dortmund auf der Bank. Seit seinem Wechsel zum BVB hat der 18-Jährige eine tolle Entwicklung hingelegt.

Dortmund

, 09.12.2021, 11:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Borussia Dortmunds U19 eilt seit Wochen von Erfolg zu Erfolg. In der Junioren-Bundesliga steht die Mannschaft von Mike Tullberg unangefochten an der Tabellenspitze. In der Youth League hat sie als Tabellenzweiter der Gruppenphase die Play-offs erreicht. Im DFB-Pokal wartet am Sonntag das Viertelfinale gegen Hannover 96. Dazwischen hat das Team auch noch den NRW-Ligapokal gewonnen.

BVB-Trainer Marco Rose benötigt die Dienste von Silas Ostrzinski

Der schwarzgelbe Nachwuchs ist in einer Top-Verfassung. Die Offensive trifft bisweilen nach Belieben. Fortuna Düsseldorf (9:1) und Besiktas Istanbul (6:2) konnten jüngst davon ein Lied singen. Man könnte also rasch dem Irrglauben erliegen, die Dienste von Silas Ostrzinski würden kaum benötigt. Doch das ist natürlich Unfug. Der 18-Jährige wird ebenso wie sein Pendant Marian Kirsch sehr wohl auf dem Posten zwischen den Pfosten benötigt.

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Am Dienstagabend nahm sogar BVB-Chefcoach Marco Rose die Dienste Ostrzinskis in Anspruch. Da Marwin Hitz (Adduktoren) und Roman Bürki (Sprunggelenk) für das abschließende Gruppenspiel in der Champions League gegen Besiktas Istanbul passen mussten, fiel die Wahl auf den U19-Schlussmann. „Als ich erfahren habe, dass ich dabei bin, ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen“, sagt der 18-Jährige. Schon zwei Wochen zuvor durfte er mit den Profis nach Lissabon reisen, beim bitteren Königsklassen-Aus gegen Sporting stand er offiziell als Ersatztorhüter auf der Liste. „Allein das war schon ein grandioses Gefühl.“ Auf der Bank nahm dann aber Marwin Hitz Platz.

BVB-Torwart Silas Ostrzinski schwärmt: „Ein unglaubliches Gefühl“

Gegen Besiktas Istanbul erlebte Ostrzinski nun aber seine echte Premiere im Profi-Kader. Erst habe ich es gar nicht richtig realisiert. Aber als ich dann draußen im Stadion auf dem Platz war, die Fans gesehen und gehört habe, war das einfach ein unglaubliches Gefühl“, sagt er. Auch eine kurze Nacht später – Ostrzinski konnte wegen reichlich Adrenalin im Körper nur schlecht schlafen – gesteht der 1,98 Meter große Nachwuchsschnapper: „Ich habe heute ein großes Grinsen auf meinen Backen.“

Mit 1,98 Meter Körperlänge verfügt Silas Ostrzinski über Gardemaß für einen Torhüter.

Mit 1,98 Meter Körperlänge verfügt Silas Ostrzinski über Gardemaß für einen Torhüter. © imago images/Team 2

Sich gemeinsam mit den Profis aufzuwärmen, die Atmosphäre im Signal Iduna Park zu erleben, den erfahrenen Kollegen Gregor Kobel genau unter die Lupe zu nehmen, gemeinsam mit Erling Haaland in die Katakomben zu gehen, in der Kabine die Ansprache von Marco Rose zu hören – „das sind Erfahrungen, die man nicht jeden Tag sammelt. Ich habe versucht, alles aufzusaugen“. Dieses Erlebnis, dieses Privileg ist der Lohn für eine tolle Entwicklung, die der junge Keeper genommen hat.

Wechsel von Hagen 11 zu Borussia Dortmund ein wichtiger Schritt

In Unna geboren, macht er seine ersten Schritte als Fußballer anfangs noch als Feldspieler beim SSV Mühlhausen-Uelzen, wechselt dann mit zwölf Jahren zur Spielvereinigung Hagen 11. Dort werden die Scouts des BVB auf ihn aufmerksam, lotsen ihn nach Dortmund. „Nach meinem Wechsel von Hagen zum BVB war das schon eine große Umstellung. In der U17 habe ich es geschafft, mich auf diesem hohen Niveau durchzusetzen. Ich habe mich durch meinen Wechsel aber nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich und als Mensch weiterentwickelt“, berichtet Ostrzinski. In der Saison 2019/2020 avanciert er in der U17 zum Stammtorwart, bestreitet 20 Spiele. Das Finale um die Deutsche Meisterschaft naht. Doch dann kommt Corona, das Endspiel wird abgesagt. Der Traum vom ersten Titel muss warten. „Aber dieses Jahr könnte es was werden“, glaubt der BVB-Torhüter.

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Er traut sich und seiner Mannschaft eine Menge zu – auch den ganz großen Wurf. Schließlich arbeite jeder Einzelne hart daran, sich stetig zu verbessern. Angetrieben von einem ehrgeizigen Trainer Mike Tullberg. „Er fordert immer 100 Prozent von uns. Klar ist das auch manchmal anstrengend, aber im Endeffekt wird man dadurch besser und darum geht es“, sagt Silas Ostrzinski. Er profitiere auch stark von der Arbeit mit Tobias Ritz, dem Torwartkoordinator des BVB-Nachwuchsleistungszentrums. „Silas hat einen sehr großen Ehrgeiz, sich zu verbessern. Er schmeißt sich in alles rein und kommt sehr über die Emotionen. Er ist im positiven Sinne ein verrückter Junge. Aber er hat auch noch viel Entwicklungspotenzial und muss noch einiges lernen, zum Beispiel im eigenen Spielaufbau“, sagt sein Trainer Mike Tullberg.

BVB-Torhüter Silas Ostrzinski und eine besondere Herausforderung

Dass es für den BVB in den verschiedenen Wettbewerben so gut läuft, sorgt bei Ostrzinski für eine zusätzliche Herausforderung. Denn wenn er auf dem Feld bei einseitigen Partien manchmal mehr mit der Langeweile als mit gegnerischen Angreifern zu kämpfen hat, gilt es erst recht, den Fokus hochzuhalten. „Du musst immer zu 100 Prozent wach sein, egal wie es steht. Denn es kann immer etwas passieren“, unterstreicht Ostrzinski.

Wie schnell es in Dortmund gehen kann, hat ihm auch der Abend in der Champions League gezeigt. „Die Mitspieler waren alle sehr nett zu mir und Marco Rose hat sich bei mir bedankt, dass ich da war“, sagt Silas Ostrzinski. Den Dank konnte er nur erwidern. „Es war ein tolles Erlebnis, für genau diese Momente bin ich Fußballer geworden.“