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BVB-Torhüter Marwin Hitz muss eine Grundsatzentscheidung treffen
Borussia Dortmund
Muss Borussia Dortmund auf der Torhüter-Position aktiv werden? Der Vertrag von Marwin Hitz läuft am Saisonende aus. Der BVB möchte verlängern, aber der 33-jährige Schweizer zögert.
Die jüngsten Nachrichten zu Marwin Hitz waren ausnahmsweise mal nicht sportlicher Natur. Borussia Dortmunds Torhüter ist zu Wochenbeginn Vater geworden, Ehefrau Patricia brachte das dritte gemeinsame Kind auf die Welt – und die Frauenfraktion im Hause Hitz bekommt fortan Verstärkung. Töchterchen Josephine Marie hat das Familienglück perfekt gemacht – in absehbarer Zeit wird Hitz nun auch seine sportliche Zukunft klären müssen.
BVB-Vertrag von Marwin Hitz läuft im Sommer aus
Noch ist diese offen. Der Vertrag des Schweizers läuft am Saisonende aus, BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat die Gespräche mit dem 33-Jährigen längst aufgenommen und ihm nach Informationen der Ruhr Nachrichten dabei auch signalisiert, dass man sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen könnte – noch ist es aber in den Gesprächen nicht zu einem Ergebnis gekommen, das man vermelden könnte.
Hitz‘ Zögern hat einen plausiblen Grund. In seinem Alter dürfte es der letzte Vertrag sein, den er dann möglicherweise in Dortmund, vielleicht aber auch an einem anderen Ort, unterschreiben wird. Die Frage, die er sich beantworten muss und auf die auch die Familie Einfluss nehmen wird: Reicht ihm der Status als verlässliche Nummer zwei, oder will er nach etlichen Jahren als Nummer eins in Augsburg und Wolfsburg noch einmal irgendwo als Stammtorhüter regelmäßig zwischen den Pfosten stehen?
Roman Bürki hat seinen Vertrag beim BVB bis 2023 verlängert
Zorc mag keine Tendenz verkünden. Weil es sie noch nicht gibt, vielleicht aber ja auch, weil er sich in Ruhe dieser potenziellen Baustelle widmen möchte. Als Roman Bürki im vergangenen Jahr bis 2023 verlängerte, brachte dies Planungssicherheit für den Klub, nun könnte das Thema Torhüter wieder auf den Tisch des Sportdirektors gelangen. Denn Bürkis Verlängerung brachte im Prinzip auch für Hitz Klarheit. Will er nochmal regelmäßig spielen, wird er Borussia Dortmund im Sommer verlassen müssen.

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Für die Borussia wäre das keine gute Nachricht, denn die Hoffnungen, die der Klub 2018 in die Verpflichtung des extrem ruhigen Keepers setzte, haben sich vollauf erfüllt. Er war zur Stelle, wenn Bürki verletzt passen musste, er erledigte seinen Job mit der ihm eigenen Gelassenheit. Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber, der beim BVB in Roman Weidenfeller und dessen Nachfolger zwei extrem ehrgeizige Keeper trainierte, erlebt Hitz in der täglichen Arbeit nicht weniger ambitioniert, „aber immer tiefenentspannt. Ihn bringt eigentlich nichts aus der Ruhe.“
Marwin Hitz gehören beim BVB nur selten die Schlagzeilen
Weil Bürkis Status in Dortmund in Stein gemeißelt war, gehörten Hitz nur selten die Schlagzeilen. Man hatte immer auch das Gefühl, dass er es durchaus genoss, nicht permanent im Rampenlicht zu stehen. Vier Einsätze waren es in seiner ersten BVB-Saison, acht in der zweiten. Hitz spielte selten, aber meistens war er ein zuverlässiger Ersatzmann.
Dass in der laufenden Spielzeit bereits sieben Spiele auf seinem Konto landeten, dürfte den in St. Gallen – nahe dem BVB-Sommertrainingsquartier in Bad Ragaz – geborenen Hitz wohl auch selbst überrascht haben. Denn bis auf leichte Hüftprobleme, die Bürkis Einsatz im Pokalspiel in Duisburg verhinderten, und ein Infekt, der ihn zwei weitere Spiele kostete, war der Hitz-Konkurrent fit. Aus Gründen, die der ehemalige Trainer Lucien Favre nie preisgeben wollte, machte er aus dem Nichts eine Torhüter-Diskussion auf, wechselte zwischen den Pfosten nach Gutdünken – nur um dieses Spiel nach dem fünften Spieltag ebenso plötzlich wieder zu beenden.
Roman Bürki ist die klare Nummer eins bei Borussia Dortmund
Dass Bürki danach – und auch unter dem neuen Trainer Edin Terzic – die klare Nummer eins blieb, hat für Marwin Hitz Fakten geschaffen. Er muss nun entscheiden, ob die kleine Josephine Marie mit ihren Brüdern Matteo (5) und Laurin Rene (4) ihr erstes und womöglich weitere Lebensjahre in Dortmund verbringt, in einer anderen Stadt – oder ob die Familie in die Heimat zurückkehrt, wo sie im vergangenen Jahr auch ein Haus gebaut hat.
Hitz, der sich selbst als „absoluten Familienmenschen“ beschreibt, könnte dort auch seine Karriere ausklingen lassen, das wäre ein Zugeständnis an die familiäre Situation. Eigentlich aber ist er dazu noch in viel zu guter körperlicher Verfassung. Dass es spätestens nach dem letzten Profispiel in die Schweiz zurück gehen wird, ist im engsten Kreis aber längst beschlossene Sache. Es sei sehr schwer für ihn, erzählte Hitz als Gast bei „19:09 – der schwarzgelbe Talk“, „so weit weg von der Heimat zu sein. Auch wenn wir uns in Dortmund sehr wohl fühlen.“ Eine Entscheidung dürfte bald fallen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
